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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes
Autoren: Willis Connie
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Seitentür hinaus.
    »Anders als Montoya, die es offensichtlich nicht erwarten kann, zu ihrer Ausgrabung zurückzukehren, würde ich gern bleiben, bis ich Gewißheit habe, daß Kivrin ohne Zwischenfall durchgekommen ist«, sagte Dunworthy.
    »Ich schlage nicht vor, daß Sie zum College zurückgehen sollen«, sagte Mary, während sie sich in ihren Mantel mühte, »aber die Fixierung wird mindestens eine Stunde dauern, wenn nicht zwei, und Ihr Herumstehen und Warten wird nichts beschleunigen. Das Pub ist nicht weit von hier, sehr klein und recht nett, ohne Weihnachtsdekorationen oder künstliche Glockenspielmusik.« Sie hielt ihm seinen Mantel hin. »Wir trinken ein Glas und essen was, und dann können Sie wieder hierherkommen und den Bodenbelag abnutzen, bis die Fixierung hereinkommt.«
    »Ich möchte hier warten«, sagte er, noch immer zum leeren Netz hinausblickend. »Warum hat Basingame keinen Signalgeber bei sich, von einem Funktelefon ganz zu schweigen? Der Dekan der Historischen Fakultät kann doch nicht einfach in Ferien gehen und nicht einmal eine Nummer hinterlassen, wo er zu erreichen ist.«
    Gilchrist richtete sich vor dem noch unveränderten Bildschirm auf und schlug Badri auf die Schulter. Latimer blinzelte, als wüßte er nicht recht, wo er war. Gilchrist schüttelte ihm mit breitem Lächeln die Hand. Dann wandte er sich um und kam mit selbstgefälliger Miene auf die Trennwand zu.
    »Gehen wir«, sagte Dunworthy, nahm ihr seinen Mantel aus der Hand und öffnete die Tür. Aus dem Hof schlug ihm »Die Hirten auf dem Felde wachten« entgegen. Mary eilte zur Tür hinaus und weiter, als ob sie auf der Flucht wäre, und Dunworthy schloß die Tür hinter ihnen und folgte Mary durch den Hof und zum Tor des Brasenose College hinaus.
    Es war bitterkalt, regnete aber nicht mehr. Andererseits sah es aus, als könnte es jeden Augenblick wieder anfangen, und die Passanten, die sich auf dem Gehsteig drängten, ahnten offenbar, daß es so kommen würde. Eine Frau mit einem großen roten Schirm und beiden Armen voller Pakete prallte mit Dunworthy zusammen. »Können Sie nicht aufpassen, wo Sie gehen?« sagte sie und eilte weiter.
    »Die Weihnachtsstimmung«, sagte Mary, knöpfte sich mit einer Hand den Mantel zu und hielt mit der anderen ihre Einkaufstasche fest. »Das Pub ist gleich da unten, hinter der Drogerie«, sagte sie und deutete mit einem Nicken zur anderen Straßenseite hinüber. »Es sind diese gräßlichen Glockenspiele, glaube ich. Sie ruinieren jede Stimmung.«
    Sie marschierte voraus durch das Labyrinth der Regenschirme. Dunworthy überlegte, ob er den Mantel anziehen solle, dann entschied er, daß es für ein so kurzes Stück nicht der Mühe wert sei. Er eilte ihr nach, versuchte den Regenschirmen auszuweichen und zu bestimmen, welches Weihnachtslied jetzt geschlachtet wurde. Es klang wie eine Kreuzung zwischen einem Ruf zu den Waffen und einem Grabgesang, war aber höchstwahrscheinlich Jingle Bells.
    Mary stand gegenüber der Drogerie am Straßenrand und wühlte wieder in ihrer Einkaufstasche. »Was soll dieser schauderhafte Lärm sein?« sagte sie und brachte einen Taschenschirm zum Vorschein. »Zu Bethlehem im Stalle?«
    »Jingle Bells«, sagte Dunworthy und trat auf die Straße hinaus.
    »James!« sagte Mary und packte ihn am Ärmel.
    Der Fahrradlenker verfehlte ihn um Zentimeter, und das Pedal streifte sein Schienbein. Der Fahrer machte einen Schlenker und schrie: »Kannst du nicht die Augen aufmachen, Trottel?«
    Dunworthy wich erschrocken zurück und stieß mit einem etwa sechsjährigen Kind zusammen, das einen Plüschnikolaus im Arm hielt. Die Mutter des Kindes funkelte ihn an.
    »Bitte geben Sie acht, James«, sagte Mary.
    Sie überquerten die Straße, Mary voran. Gerade in diesem Augenblick begann es wieder zu regnen. Mary brachte sich unter dem Vordach der Drogerie in Sicherheit und versuchte ihren Schirm zu öffnen. Das Schaufenster war mit grünem und goldenem Flitterkram geschmückt. Zwischen den Parfüms stand ein Schild mit der Aufschrift: »Rettet die Glocken der Pfarrkirche von Marston. Spendet für den Restaurierungsfonds.«
    Das Glockenspiel hatte mit Jingle Bells aufgehört und arbeitete jetzt an »Drei Könige aus dem Morgenland«. Dunworthy erkannte es an der Molltonart.
    Mary brachte ihren Schirm nicht auf. Sie steckte ihn in die Einkaufstasche zurück und marschierte weiter, gefolgt von Dunworthy, der sich bemühte, Kollisionen zu vermeiden, vorbei an einem Papiergeschäft und
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