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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil
Autoren: Will Adams
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zusah, wie diese beiden Frauen starben. Er sollte wissen, dass all seine Bemühungen umsonst gewesen waren. Mit hämischer Befriedigung legte Khaled den Finger auf den Abzug. Die Lautstärke des Schusses in dem beengten Raum überraschte ihn. Der Knall hallte von den Wänden wider, der hellrote Blitz des Mündungsfeuers spiegelte sich in den sagenhaften Goldschätzen. Die Kalaschnikow fiel ihm aus der Hand und krachte auf den Boden. Fassungslos sackte er zusammen, kippte auf die Seite und schmeckte den salzigen Speichel, der ihm aus dem Mund sickerte. Der zweite Schuss durchschlug seine Rippen und warf ihn auf den Rücken. Als Khaled aufschaute, sah er Faisal über sich stehen, ausgerechnet
Faisal
, der mit absoluter Ruhe die geliebte Walther auf seine Brust richtete.
    Khaled versuchte, die Frage zu stellen, aber aus irgendeinem Grund gehorchte ihm sein Mund nicht mehr. Er musste sie mit seinen Blicken stellen.
    «Sie hat mir Schokolade gegeben», antwortete Faisal. «Was haben Sie mir jemals gegeben?» Dann richtete er den Lauf auf Khaleds Gesicht und drückte ein drittes und letztes Mal ab.

Epilog
    Es war für Knox der schlimmste Moment des Tages, als er ins Krankenhaus kam, ohne zu wissen, wie Gaille die Nacht überstanden hatte. Mit klopfendem Herzen und trockenem Mund schob er sich durch die Doppeltüren zur Aufnahme. Aber sofort beugte sich ein Krankenpfleger über den Schalter und nickte ihm freundlich zu. «Sie ist wach», sagte er.
    «Wach?»
    «Kurz nachdem Sie gestern Abend gegangen sind, ist sie aufgewacht.»
    «Was?», sagte Knox ungläubig. «Warum hat mich niemand angerufen?»
    Der Krankenpfleger zuckte mit den Achseln, als würde ihn das nichts angehen. Knox musste seine Wut unterdrücken. Manchmal trieb ihn Ägypten in den Wahnsinn. Doch dann überwog die Erleichterung, er war zu froh, um sich zu ärgern. Drei Stufen auf einmal nehmend, lief er hinauf in die zweite Etage und stieß mit einem Arzt zusammen, der gerade aus ihrem Zimmer kam.
    «Wie geht es ihr?»
    «Es geht ihr gut», antwortete er lächelnd. «Sie wird wieder gesund werden. Sie hat nach Ihnen gefragt.»
    Als Knox hineinging, erwartete ein Teil von ihm, dass sie aufrecht im Bett saß und ihn strahlend anlächelte, dass die Wunden verheilt und die Verbände entfernt waren. Aber so war es natürlich nicht. Ohne den Kopf zu bewegen, blickte sie mit ihren dunkel geränderten Augen zur Tür, um zu schauen, wer hereingekommen war. Ein fahles Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Er zeigte ihr die Blumen und das Obst, das er mitgebracht hatte, undmachte auf der Fensterbank Platz dafür. Dann küsste er sie auf die Stirn und setzte sich. «Du siehst großartig aus», sagte er.
    «Man hat mir gesagt, was du getan hast», sagte sie mit schwacher Stimme. «Ich kann es nicht glauben.»
    «Das solltest du auch nicht», entgegnete er. «Ich habe den Leuten ein Vermögen dafür gezahlt.»
    Sie lachte leise auf und zuckte dabei vor Schmerz zusammen. «Danke», sagte sie.
    «Es war nichts», versicherte er ihr und legte eine Hand auf ihre. «Jetzt mach die Augen zu und ruh dich aus.»
    «Erst musst du erzählen.»
    «Was denn?»
    «Alles.»
    Er nickte, lehnte sich zurück und ordnete seine Gedanken. Es war so viel passiert, dass er kaum wusste, wo er anfangen sollte. «Lily lässt dich herzlich grüßen», sagte er. Sie war mit Staffords Leichnam nach Hause geflogen, aber das konnte er ihr später erzählen. «Und das Fernsehen hat eine kleine Meldung über uns gebracht.» Was die Untertreibung des Jahres war. Seit jener Nacht war die Hölle los gewesen. Jeder wollte die Lorbeeren für die Entdeckung von Echnatons Grabmal für sich beanspruchen und sich gleichzeitig von dem Chaos distanzieren, das damit einhergegangen war. Knox war es nur recht gewesen, dass sich andere deshalb die Köpfe einschlugen. Er hatte sich allein darum gekümmert, Gaille in das nächste anständige Krankenhaus zu bringen. Seitdem hatte die Angst an ihm genagt, er könnte sie zu spät gefunden haben, eine Angst, die so stark war, dass er sich eingestehen musste, viel tiefere Gefühle für Gaille zu haben, als man sie für eine gute Freundin hegte.
    Doch nachdem er sie – und auch Lily – in den Händen kompetenter und engagierter Ärzte wusste, hatte er sich bemüht, dieFragen, mit denen ihn sowohl die Polizei als auch die Antiquitätenbehörde bombardiert hatten, so gut wie möglich zu beantworten. Er hatte ihnen von den Therapeuten und den Karpokratianern erzählt,
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