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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil
Autoren: Will Adams
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von ihrer Siedlung in Borg el-Arab, von der Figur in dem Mosaik und den griechischen Buchstaben, hinter denen sich der Name Echnatons verbarg. Er hatte ihnen seine Theorien über den Exodus dargelegt und, als die Müdigkeit ihn bereits übermannt hatte, dummerweise sogar seine abenteuerlichen Vermutungen über Amarna und den Garten Eden zum Besten gegeben.
    Am nächsten Morgen hatten die Medien verrückt gespielt. Allein die Entdeckung des Grabmals von Echnaton und Nofretete hätte schon ausgereicht, um die wichtigsten Sendeanstalten der Welt anzulocken. Irgendjemand hatte aber auch Knox’ Theorien durchsickern lassen, und das hatte der Geschichte noch eine ganz andere Dimension verliehen. Ohne eigene Recherchen anzustellen, hatten angesehene Journalisten aufgeregt berichtet, dass Echnaton und Nofretete Adam und Eva gewesen wären, denn wie sonst hätten Einzelheiten über ihre letzte Ruhestätte derart genau im Buch der Schatzhöhle beschrieben werden können. Außerdem hatten sie behauptet, dass das Exodusrätsel endgültig und überzeugend gelöst worden wäre: Die Juden waren die Monotheisten aus Amarna gewesen, die von Echnatons reaktionären Nachfolgern gezwungen worden waren, aus Ägypten zu fliehen.
    Doch die Reaktionen darauf hatten nicht lange auf sich warten lassen. Historiker hatten die vermeintliche Verbindung zwischen Amarna und dem Garten Eden verspottet und darauf hingewiesen, dass das Buch der Schatzhöhle zwei Jahrtausende vor Echnaton geschrieben worden war, wodurch jeder Zusammenhang rein zufällig wäre. Auch Religionsgelehrte hatten sich in die Debatte eingeschaltet und die Vorstellung ins Lächerliche gezogen, dasssowohl Adam als auch Abraham, Joseph und andere Patriarchen Echnaton gewesen sein sollten. Außerdem hatten sie angemerkt, dass sich die Berichte von der Schöpfung und der Flut auf Ereignisse bezogen, die lange vor der Amarna-Zeit geschehen waren, und betont, dass die Genesis keine Ziehharmonika wäre, die man in jede gewünschte Richtung ausdehnen könnte.
    Am ernüchterndsten waren allerdings die Kommentare von Yusuf Abbas gewesen, dem Generalsekretär der Antiquitätenbehörde. Zuerst hatte er Knox einen sensationsgierigen und ruhmsüchtigen Scharlatan genannt, der beileibe kein seriöser Archäologe wäre. Dann hatte er darauf hingewiesen, dass die Gräber in Amarna in den ersten Jahrhunderten nach Christus von frühen christlichen Mönchen bewohnt worden waren, die wahrscheinlich viel eher dafür verantwortlich waren, dass jedwedes Wissen über Echnaton in die Hände der Gnostiker von Borg el-Arab gelangt war. Und sobald man das Mosaik von Borg aus der Gleichung des Rätsels herausnahm, entpuppte sich alles andere als pure Spekulation. Selbst Knox musste sich eingestehen, dass diese Erklärung plausibel klang. Und so war mit einem Mal alles, was für kurze Zeit klar erschienen war, einmal mehr undurchsichtig geworden, fruchtbarer Nährboden für Wissenschaftler, sich weitere hundert Jahre zu streiten.
    Was Reverend Ernest Peterson anbelangte, hatte eine Nacht in Haft gereicht. Laut Naguib hatte er seine Verbrechen weniger gestanden als mit ihnen geprahlt, und sich zudem seiner heiligen Mission gerühmt, das Antlitz Christi zu finden und es der Welt zu zeigen. Er hatte seine Verantwortung für Omars Tod zugegeben und erzählt, wie er immer wieder versucht hatte, Knox umzubringen. Alles würde er jederzeit wieder genauso tun. Einen Soldaten des Herrn nannte er sich. Einen Soldaten des Herrn, der wahrscheinlich den Rest seines Lebens in einem ägyptischenGefängnis verbringen musste. Knox war kein rachsüchtiger oder schadenfroher Mensch, doch von Zeit zu Zeit musste er lachen.
    Augustin hatte ihn am Nachmittag zuvor besucht. Er war nicht lange geblieben; er hatte seine neue Freundin Claire zurück nach Alexandria bringen müssen. Knox hatte sie sofort gemocht. Hochgewachsen, sanft und schüchtern, doch mit einer inneren Kraft, was sie meilenweit vom falschen Zauber Augustins üblicher Eroberungen entfernte. Seit er ihn kannte, hatte er seinen französischen Freund noch nie so offensichtlich verliebt gesehen, so stolz auf einen anderen Menschen.
    Gaille hatte die Augen geschlossen. Knox betrachtete sie eine Weile und dachte, sie wäre eingeschlafen. Aber dann öffnete sie plötzlich die Augen und streckte eine Hand aus. «Lass mich nicht allein», sagte sie.
    «Nein.»
    Sie schloss die Augen wieder. Sie sah friedlich aus. Sie sah wunderschön aus. Knox schaute auf seine Uhr. Ein
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