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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil
Autoren: Will Adams
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beschrieben und dabei von dem Tempel in Luxor berichtet hatte; auf dessen Reliefs waren Weise dargestellt, die zur Feier der Geburt des Pharaos aus dem Osten gekommen waren und Geschenke mitgebracht hatten. Unter anderem Weihrauch und Myrrhe. Vielleicht handelte es sich bei dem Motiv der Wandbemalung um ebendiese Sträucher. Und plötzlich glaubte er, sich aus diesem Exodusrätsel, auf das er völlig unbeabsichtigt gestoßen war, einen gewissen Reim machen zu können.
    «Was ist?», fragte Lily und betrachtete ihn aufmerksam. «Wissen Sie, wo wir sind?»
    «Ich glaube», sagte Knox langsam. «Ich glaube, wir sind in der Schatzhöhle.»

Kapitel 55
    I
    Das Unwetter legte sich allmählich, als der Pick-up das Ende der Straße durchs königliche Wadi erreichte und neben Khaleds Wagen anhielt. Naguib sprang von der Ladefläche. Die ganze Gegend war noch immer überflutet, überall hörte man Wasser von den Felsen tropfen und spritzen.
    Tarek zeigte die Felswand hinauf. «Dort oben!»
    Naguib kniff die Augen zusammen. Die Wolkendecke begann sich gerade aufzulockern, ein paar Sterne waren zu sehen, in deren Licht sich die Umrisse der Wadiwände abzeichneten. Er schüttelte den Kopf. «Was soll da sein?»
    «Ein Mann. Er hat sich weggeduckt und hofft wohl, dass wir ihn nicht gesehen haben.»
    «Können Sie uns dort hinaufbringen?»
    Tarek nickte. Er führte sie dicht an die Felswand, damit sie nicht selbst zur Zielscheibe wurden, und dann nach Osten ins Wadi. Es war Mahmoud, der einen von Khaleds Männern ausgestreckt auf den nassen Steinen liegen sah. Naguib kniete sich hin. Ein Blick genügte, um zu wissen, dass es für den Mann zu spät war. Als sie die Felswand hinaufkletterten, wurde es immer heller. «Verteilt euch», brummte Tarek, als sie das Plateau erreicht hatten.
    «Und wenn wir auf jemanden stoßen?», fragte einer seiner Leute.
    «Dann sollen sie sich ergeben», sagte Naguib.
    «Und wenn sie das nicht tun?»
    «Du hast ein Gewehr, oder?», meinte Tarek.

II
    «Die Schatzhöhle?», fragte Lily.
    «Ein berühmter Ort der jüdischen Mythologie», erklärte Knox. «Eine Höhle in der Wüste neben einem großen Fluss. Adam und Eva wurden dorthin geschickt, nachdem sie aus dem Garten Eden verbannt worden waren. Aber das war nur der Anfang der Legende. Es gibt eine Menge Schriften darüber, denn viele der hebräischen Patriarchen sollen dort begraben sein. Adam und Eva, Abel, nachdem er von Kain ermordet wurde, Noah, Abraham, Jakob, Joseph. Sogar Moses, behaupten manche.»
    «Muss eine ziemlich große Höhle sein.»
    Knox nickte. «Jüdische Archäologen suchen sie schon seit Jahrhunderten. Die Gräber von all diesen Bibellegenden zu finden, wäre eine echte Sensation.»
    «Aber warum sollte sie in Ägypten sein? Müsste sie nicht in Israel sein?»
    Hinter ihnen waren Geräusche zu hören. Jemand watete durch das Wasser. Vor ihnen schlängelte sich der Gang weiter, und es war kein Ende zu sehen. «Sie müssen verstehen, dass die Bibel kein Geschichtsbuch ist», erklärte Knox. «Es ist eine Sammlung von Sagen, die die Juden davon überzeugen soll, dass sie ihr babylonisches Exil und die Zerstörung der Tempel selbst zu verantworten haben. Deswegen haben so viele Geschichten darin auch die gleiche, grundlegende moralische Botschaft.»
    «Der Mensch schließt einen Bund mit Gott», murmelte Lily. «Der Mensch bricht diesen Bund. Gott bestraft den Menschen.»
    «Genau», sagte Knox. Er setzte Gaille einen Moment ab, um seine Arme auszuruhen und seine Finger zu dehnen. «Eine Erklärung dafür ist, dass der Mensch oder die Menschen, die die Bibelzusammengestellt haben, absichtlich nach Geschichten suchten, die in dieses Muster passen. Aber es gibt auch eine andere Möglichkeit. Denken Sie an Adam und Eva. Der erste Mann und die erste Frau auf Erden, richtig? Doch selbst die Bibel lässt durchscheinen, dass es andere Menschen gegeben haben muss.» Er hob Gaille wieder hoch und ging weiter. «Nachdem zum Beispiel Kain Abel erschlagen hatte, wurde er von Gott gezeichnet, damit ihn kein anderer erschlage. Welcher andere? Kain heiratete und hatte einen Sohn namens Henoch. Dann gründete er eine Stadt und benannte sie nach seinem Sohn. Wie kann man eine Stadt gründen, wenn man allein auf der Welt ist? Adam und Eva waren also nur im religiösen Sinne die ersten Menschen, nicht aber im biologischen Sinne. Vielleicht waren sie deshalb die Ersten, die das wahre Wesen Gottes verstanden.»
    «Wie Echnaton und Nofretete?», fragte
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