Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora
Autoren: Maeve Binchy
Vom Netzwerk:
nach Sizilien zurückkehrst, stimmt’s?« fragte er mit schwerem Herzen, doch mit unbewegter Miene.
    »Ja.«
    »Ich habe nie gefragt, warum du von dort fortgegangen bist.«
    »Nein.«
    »Und auch nicht, warum du so viele Jahre dort verbracht hast.«
    »Sagt das denn nicht alles? Ich frage dich ja auch vieles nicht, obwohl ich die Antwort gerne wüßte.«
    »Ich werde jede einzelne Frage beantworten, das verspreche ich dir.«
    »Laß uns ein wenig damit warten. Es wäre zu überstürzt, noch hier in Rom Fragen zu stellen und Antworten zu geben.«
    »Aber dann gehst du vielleicht zurück nach Sizilien, und dann …«
    »Dann was?« fragte sie sanft.
    »Dann habe ich die Sonne meines Lebens verloren«, sagte er, und Tränen traten in seine Augen.
     
    Die zweiundvierzig Gäste trafen am Donnerstag um fünf Uhr bei den Garaldis ein. Alle hatten sich in Schale geworfen und ihre Fotoapparate dabei. Denn es hatte sich herumgesprochen, daß man ein Haus wie das der Garaldis ansonsten nur in teuren Hochglanzmagazinen zu sehen bekam, also wollten alle Aufnahmen davon machen.
    »Werden wir überhaupt fotografieren dürfen, was meinst du, Lorenzo?« fragte ihn Kathy Clarke.
    Laddy war schließlich der Spezialist für alle Fragen, die mit diesem Besuch zusammenhingen. Er dachte eine Weile darüber nach. »Es sollte ein richtiges Gruppenfoto gemacht werden, zur Erinnerung an das Ereignis. Und von außen können wir das Haus so oft fotografieren, wie wir Lust haben, denke ich. Aber irgendwie fände ich es nicht richtig, ihre Einrichtung zu fotografieren. Nicht daß etwa andere Leute sie zu sehen kriegen und dann noch etwas gestohlen wird.«
    Sie nickten. Laddy hatte offensichtlich an alles gedacht. Und als sie schließlich vor dem Haus standen, verschlug ihnen der Anblick buchstäblich den Atem. Selbst Connie Kane, die ja daran gewöhnt war, in vornehmen Häusern zu verkehren, war überwältigt.
    »Die lassen uns doch nie hier rein«, flüsterte Lou seiner Suzi zu und lockerte sich den Krawattenknoten, der ihm fast die Luft abdrückte.
    »Schnauze, Lou. Wie sollen wir es in der Welt je zu etwas bringen, wenn du bei ein bißchen Reichtum gleich in Panik ausbrichst?« zischte Suzi ihm zu.
    »Für so ein Leben bin ich geboren«, sagte Lizzie Duffy und nickte huldvoll der Dienerschaft zu, die sie ins Haus und die Treppen hinaufgeleitete.
    »Sei nicht albern, Lizzie.« Bill Burke war ein wenig mulmig zumute. Denn er hatte sich noch immer keine Kenntnisse des Wortschatzes angeeignet, der seiner Karriere im internationalen Bankwesen von Nutzen sein konnte. Er wußte, daß Lizzie enttäuscht sein würde.
     
    Die Garaldis waren alle anwesend und hatten sogar einen Fotografen bestellt. Ob jemand etwas dagegen hätte, wenn gleich ein paar Fotos gemacht würden? Die könnten dann sofort entwickelt werden, so daß die Gäste noch im Laufe des Abends ihre Abzüge bekommen würden. Natürlich waren sie hellauf begeistert. Zuerst wurde Lorenzo an der Seite von Signor Garaldi fotografiert. Dann gab es eine Aufnahme von Lorenzo mit der ganzen Familie, schließlich ein Gruppenfoto samt der Signora und Aidan. Und zu guter Letzt wurden alle auf der Treppe postiert. In diesem Haus machte man nicht zum erstenmal Gruppenaufnahmen.
    Die beiden mürrischen Söhne, mit denen Laddy durch die Billardhallen von Dublin gezogen war, hatten inzwischen viel fröhlichere Gesichter, und Laddy ließ sich von ihnen in ihr Spielzimmer entführen. Wein und Nichtalkoholisches wurde gereicht, außerdem Bier in hohen, eleganten Gläsern; dazu gab es Crostini, kleine Kuchen und Törtchen.
    »Darf ich bitte das Essen fotografieren?« fragte Fiona.
    »Aber gern.« Signora Garaldi schien gerührt.
    »Für meine künftige Schwiegermutter. Sie bringt mir nämlich gerade das Kochen bei. Und da möchte ich ihr gern diese eleganten kalten Platten zeigen.«
    »Ist sie nett,
la suocera
 … die Schwiegermutter?« erkundigte sich Signora Garaldi interessiert.
    »O ja, sehr. Sie war ein bißchen labil, sie hat versucht, sich umzubringen, weil ihr Mann eine Affäre mit der Frau eines anderen hatte. Aber das ist jetzt zum Glück vorbei. Genaugenommen habe ich dem ein Ende gemacht. Ich höchstpersönlich!« Fionas Augen glänzten vor Aufregung und von dem Marsalawein.
    »
Dio mio.«
Signora Garaldi hielt sich die Hand an die Kehle. Und das alles im erzkatholischen Irland!
    »Ich habe sie aufgrund dieses Selbstmordversuchs kennengelernt«, plauderte Fiona weiter. »Sie wurde bei mir im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher