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Die irische Heilerin

Die irische Heilerin

Titel: Die irische Heilerin
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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Vielleicht auch zwei.“
    Eine hilflose Wut über die Unfähigkeit, die Heilung seines Körpers nach seinem Willen zu bestimmen, überfiel ihn, und er wollte nach etwas schlagen. Er war ein Soldat, ein Mann, gewöhnt daran, anderen zu befehlen. Ein Opfer zu sein, das lag nicht in seiner Natur.
    Es gelang ihm, seinen wilden Zorn zu bändigen. „Ich muss meine volle Stärke wiedererlangen. Du musst dafür sorgen.“
    Sie starrte ihn an. „Ich bin keine Zauberin. Ich kann nur mein Möglichstes tun.“
    „Und wenn dein Möglichstes nicht genug ist?“
    Sie wurde blass. Ihre Augen verdammten ihn. „Dann kann eure eigene Heilerin dir helfen. Sie vermag die Verbände zu entfernen und jeden Zauber anzuwenden, den sie kennt.“
    Er hatte sie verletzt. Trotz ihres ruhigen Tonfalls vernahm er ihren Schmerz.
    Connor atmete tief ein. „Ich habe das nicht so gemeint, wie es sich anhörte. Du hast viel für mich getan, und ich bin dir dankbar.“
    Sie sagte nichts, sondern griff nach dem Besen in der Ecke und begann, das Innere der Hütte zu kehren. Mit gleichmäßigen Strichen fegte sie den Schmutz zusammen und beförderte ihn hinaus zur Tür. Kühle Abendluft drang in den Raum.
    Er kämpfte gegen die Müdigkeit, die ihn zu überwältigen drohte. Wenn er nach Hause zurückkehrte, wären dort seine Brüder, die sein Verlangen nach Rache teilen würden. Aber er wollte nicht, dass sie ihm diesen Kampf abnahmen. Es war nicht seine Absicht, einen Krieg anzufangen. Er wollte nur Gerechtigkeit.
    Wunden wie die seinen heilten nur selten gut. Und seine Brüder würden vielleicht denselben schrecklichen Verdacht wie er haben, dass er nicht mehr derselbe Kämpfer war wie zuvor. Er wollte nicht das Mitleid in ihren Augen sehen.
    Seit er alt genug war, ein hölzernes Schwert zu heben, hatte er gewusst, dass er dazu bestimmt war, ein Krieger zu sein. Als einer der jüngsten Söhne seiner Familie hatte er beinahe keinen Besitz. Seine einzige Möglichkeit, eine eigene Feste zu bekommen, bestand darin, darum zu kämpfen.
    So war es in Irland – Männer, die gegeneinander kämpften, um Clanoberhaupt oder der vom Volk gewählte König zu werden. Da er nicht seinen eigenen Bruder entthronen wollte, blieb ihm nur die Alternative, stark genug zu sein, um einen anderen Clan anzuführen.
    Er wollte nicht, dass irgendwelche Männer, schon gar nicht seine Brüder, ihn in so einem Zustand der Hilflosigkeit sahen. Sein Stolz schreckte allein vor der Vorstellung zurück. Aber um das zu verhindern, musste er bei dieser Heilerin bleiben, die er gerade beleidigt hatte.
    Mühsam öffnete er wieder die Augen. Er wusste nicht, wie er die harschen Worte, die er gesprochen hatte, zurücknehmen sollte. Aber er musste etwas tun.
    „Ich entsinne mich an dich“, sagte er schließlich. „Damals, aus der Zeit, als wir Kinder waren.“
    „Wir haben nie wirklich miteinander gesprochen“, sagte sie, während sie ein Bündel Kräuter zusammenband und es zum Trocknen aufhängte. „Du kannst dich gar nicht an mich erinnern.“
    Eine Welle des Schmerzes raste durch seine Hände, aber er zwang sich, es zu ignorieren. „Du hattest wilde braune Locken, die um dein Gesicht flogen.“ Mit einem erzwungenen Lächeln fügte er hinzu: „Du hast mich beobachtet, wenn du dachtest, ich würde es nicht bemerken.“ Er glaubte, eine leichte Röte auf ihren Wangen zu erkennen, aber im Dämmerlicht der Hütte war es schwer, dies genau festzustellen.
    „Ich habe dich nie beobachtet.“ Eileen suchte verschiedene getrocknete Kräuter zusammen und legte sie in einen Steinmörser. Sie zerdrückte die Pflanzen mit dem Stößel und stampfte so lange, bis sie nur noch Staub waren.
    Bevor noch andere Kräuter ihrem Unmut zum Opfer fallen konnten, fragte er: „Was ist mit deinem Ehemann passiert? Ich habe gehört, dass du geheiratet hast.“
    Sie fügte geschmolzenes Fett zu den zerstoßenen Blättern und verrührte alles zu einer dicken Paste. Ihre Hände bewegten sich rhythmisch, bis sie schließlich antwortete: „Eachan ist vor einigen Monaten gestorben.“
    Connor hatte Eachan nicht sehr gut gekannt, aber er hatte niemanden je ein schlechtes Wort über den Mann sagen hören. Trauer überschattete Eileens Gesicht, und Connor bedauerte seine eher ablenkend gemeinten Worte. „Es tut mir leid, das zu hören.“ Als sie nicht antwortete, fügte er hinzu: „Ich vermute, du hast Kinder, die dir Trost schenken.“
    „Ich habe eine Tochter“, sagte sie. Nach einem Moment des Zögerns
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