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Die Invasoren von Ganymed

Die Invasoren von Ganymed

Titel: Die Invasoren von Ganymed
Autoren: Philip K. Dick , Ray Nelson
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zurückkehren möchtest, bedeutet bereits, daß die Schlacht halb gewonnen ist. Da du etwas willst, kann ich dir nun helfen. Wenn du es zuläßt, natürlich.«
     »Wirst du es mich lehren?« Ihre Stimme hatte ein wenig von dem grauen Überzug der Hoffnungslosigkeit verloren.
     »Ich werde dich lehren, mit den Menschen zu sein. Und du kannst mich lehren, wie man allein sein kann.«
     »Wir beide«, sagte Joan verwundert, »haben alles. Oder nicht?« Unerwartet stellte sie sich auf die Zehenspitzen, um ihn auf die Wange zu küssen.
     Mit einem unbekümmerten Lachen trat Paul auf den Bürgersteig hinaus und rief: »Taxi! Taxi!«
     Alle Taxis waren bereits besetzt; sie mußten ziemlich lange warten, während sie nebeneinander standen. Aber das bekümmerte sie nicht; es schien für Joan wie auch für Paul völlig in Ordnung zu sein.
     Neben einer der drei Kameras tauchte eine Hand auf und gab ein Zeichen.
     Gus’ innere Anspannung erreichte einen Höhepunkt. Die Sendung lief!
    Er starrte wie hypnotisiert auf seine vorbereiteten Textkarten, die er außerhalb des Kamerafeldes hatte aufhängen lassen, und begann langsam zu sprechen. »Meine Damen und Herren, guten Abend, oder guten Morgen oder Nachmittag, was auch immer zutreffen mag, je nachdem, wo auf diesem großen, wundervollen Planeten Sie zufällig leben, den uns Gott geschenkt und kürzlich wieder zurückgegeben hat, dank der gnadenvollen Vorsehung. Ich bin Ihr Nachbar, Gus Swenesgard, und ich kümmere mich um eine ruhige kleine Zone hier im südlichen Teil der USA, die Tennessee heißt und von der Sie vielleicht im Zusammenhang mit dem Ärger gehört haben, den wir hier mit den Neeg-Parts gehabt haben. Ich komme hier über das Fernsehen zu Ihnen, um sozusagen von Nachbar zu Nachbar zwanglos über die Weltsituation zu sprechen, in der wir – in gewisser Hinsicht dank meiner eigenen Anstrengungen – plötzlich gelandet sind.«
     Der Leiter des Bereichs Technik im Kontrollraum wechselte einen Blick mit dem Stationsmanager, und sie beide grinsten. Von da, wo er saß, konnte Gus sie deutlich sehen. Was zum Teufel ist denn so lustig? dachte er ärgerlich.
     »Jetzt«, fuhr er verbissen fort, »da die Würmer davongejagt und die Berge von den Neeg-Parts gesäubert worden sind, steht uns die große Aufgabe bevor, das ganze Durcheinander wieder in Ordnung zu bringen, das sich während der Okkupationszeit angesammelt hat. Nun werden Sie möglicherweise nicht daran gedacht haben, daß ich…«
     In Paris stellte ein bärtiger Cafe-Besitzer sein Gerät ab, aus dem eine simultane Übertragung von Gus’ Ansprache kam. »Merde«, sagte der Franzose.
     In Rom wechselte der Papst den Kanal, suchte nach einem guten Italowestern.
     In Kyoto, Japan, lachte sich ein Meister des Zen in einen Schluckauf hinein.
     In Detroit, Michigan, warf ein Ionoschweber-Arbeiter eine Bierdose durch die Bildröhre.
    Aber Gus, der von diesen Dingen nichts wußte, fuhr weiter fort. »… könnten Sie vielleicht der Ansicht sein, daß irgendein hochstehender General der richtige Mann für eine solche Aufgabe ist. Aber unsere Militärs haben versagt, und im übrigen…«
     Etwas war danebengegangen. Die Rede war nicht ganz die, die er geschrieben hatte. Oder doch? Hat jemand sie redigiert? fragte er sich selbst. Oder vielleicht die Karten durcheinanderge bracht?
    »Der Mann für diese Aufgabe ist jemand wie ich, ein Clown.«
     Gus hielt mitten im Satz an und las die Karte noch einmal. Das stand tatsächlich da. »Clown.«
     Die Karte wurde jetzt ausgetauscht, aber Gus konnte die Hand nicht erkennen, die sie umdrehte. »Stiernackiger, phrasendreschender, zweitklassiger Demagoge«, besagte sie diesmal. Die nächste Karte kam. »Heuchler, Opportunist, überfressener Rassist«, stand darauf.
      Mein Gott, dachte Gus, so hat mich die Summe aus dem Videophon genannt.
     Die Dunkelheit kam auf ihn zu, wogte wie ein Wind des Bösen in seine Richtung, und eine Stimme, die gleiche Stimme, die er über Videophon gehört hatte, sagte: »Ich bin dein inneres Selbst, befreit durch meinen Ekel vor dir und allem, wofür du stehst, von dir gelöst durch die große Dunkelheit. Ich stehe außerhalb von Raum und Zeit, und ich richte über dich.« Die Dunkelheit umfing Gus, und er fand sich wieder in der unbegreifbaren und schrecklichen Verfassung, in der er sich unlängst erst befunden hatte, körperlos in der leeren Stille, der furchtbaren Schwärze, allein mit der verblassenden Erinnerung seines eigenen
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