Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Invasoren von Ganymed

Die Invasoren von Ganymed

Titel: Die Invasoren von Ganymed
Autoren: Philip K. Dick , Ray Nelson
Vom Netzwerk:
nicht wahr, meine Freunde?«
     »Es ist gut, ein Creech zu sein«, zwitscherte die unendlich vielgestaltige Menge spezialisierter Wesen, die sich eingefunden hatten, um ihn für das Treffen des Rates herzurichten.
     »Zuerst erobern, dann besetzen, schließlich absorbieren. So wird es gemacht. Wir haben schon ohne große Schwierigkeiten die beiden einleitenden Phasen hinter uns gebracht… und wenn ich mich nicht sehr täusche, dann werden wir heute zur dritten Phase übergehen.« Und das ist der Zeitpunkt, an dem ich in Aktion trete, fügte er in Gedanken hinzu.
    Um sich Gewißheit zu verschaffen, rief er sein Orakel, das sich alsbald schlangengleich näherte. »Was siehst du für die Zukunft voraus?« verlangte Mekkis zu wissen.
     »Für heute?« fragte der Präkog. Mekkis wurde etwas unruhig, als er bemerkte, daß das Orakel sichtlich wenig zu Prophezeiungen aufgelegt war.
    »Ja, heraus mit der Wahrheit!«
     »Die Mächte der Dunkelheit sammeln sich um Euch. Dies ist der Tag Eurer Feinde.«
    Mekkis leckte sich die Lippen. »Und danach?« fragte er.
     »Noch mehr Dunkelheit, tiefste Finsternis, und schließlich, mein Herr, Dunkelheit für uns alle.«
     Mekkis versuchte es nüchtern zu betrachten. Das Orakel hatte von einer Invasion der Erde abgeraten, und von daher begründete sich auch seine eigene Opposition. Doch die Invasion war erfolgreich verlaufen. Es gab nicht wenige, die die Fähigkeiten der Orakel anzweifelten. Vielleicht, mutmaßte er, ist die Zukunft noch immer unvorhersehbar. Es ist leicht genug, vage und erschreckende Worte zu äußern, die niemand wirklich versteht, um dann später zu erklären: »Seht ihr? Das habe ich die ganze Zeit über gemeint!«
     »Diese Kräfte der Dunkelheit«, sagte Mekkis laut. »Kann ich etwas tun, um ihnen zu entgehen?«
     »Heute? Nein. Danach – eine geringe Chance. Wenn Ihr das Rätsel des Mädchens Nirgendwo löst.«
     »Was für ein Mädchen Nirgendwo?« Es kostete ihn große Anstrengung, wenigstens äußerlich seine Fassung zu bewahren.
    »Meine Gabe ist begrenzt, und meine Vision verschwimmt. Aber ich sehe etwas aus der Zukunft herannahen, das ich nicht mit Worten zu beschreiben vermag. Es ist wie eine große Höhle, und wir werden in sie hineingezogen. Es ist schon jetzt so kraftvoll, daß es den Strom der Zeit zu beeinflussen vermag. Je näher man kommt, um so undenkbarer wird es, wieder zu entkommen. Mein Herr, ich habe Angst! Ich, der ich noch nie zuvor Angst verspürte, bin vom Entsetzen überschattet.«
      Es gibt nichts, dachte Mekkis, was ich tun könnte, um meinem heutigen Mißgeschick zu entgehen. Also werde ich ihm begegnen, ohne zurückzuweichen oder zu erblassen. Ich kann das Schicksal nicht kontrollieren, wohl aber meine eigenen Reaktionen darauf.
     An der Wand der Ratshalle hing eine große Uhr. Alle Mitglieder des Großen Rates, die zur Progressiven Fraktion gehörten, pflegten auf der Seite der Halle Platz zu nehmen, die der Uhr am nächsten war. Es war die Uhrenfraktion gewesen, die den Krieg gegen die Erde durchgedrückt hatte. Jene Ratsmitglieder, die der Uhr gegenüber saßen, gehörten der Konservativen Fraktion an, die gegen den Krieg gestimmt hatte, wenn auch erfolglos. Zu ihr zählte sich auch Mekkis.
     Als Mekkis sich im üblichen Zeremoniell durch die Halle tragen ließ, bemerkte er, daß sich niemand auf der Seite gegenüber der Uhr niedergelassen hatte; alle Eintretenden hatten sich um die Führer der Uhrenfraktion versammelt. Mekkis, den seine Träger auf den dicken Teppich niedergelassen hatten, verharrte wie betäubt.
     Aber er hatte sich geschworen, seine Moral nicht zu verraten. Er überwand sich und bewegte sich auf seine angestammte zahnförmige Nische auf der Gegenseite zu; er stand völlig allein der Uhrenfraktion gegenüber und nahm die vorgeschriebene gebeugte Haltung ein, betrachtete verärgert die senilen Idioten auf der Bank der Ältesten. Und während er wartete, erinnerte er sich daran, daß die zu erwartende Dunkelheit nur eine Zungenlänge von ihm entfernt sein mochte.
      Sie haben den Krieg gewonnen, sagte er zu sich selbst, und deshalb wird es den Ältesten auch in Zukunft opportun erscheinen, ihnen nachzugeben. Ich jedoch werde niemals nachgeben. Aber – ich werde keine Befehle zu erteilen haben. Sondern nur Befehle auszuführen.
    Als die Ältesten seine Anwesenheit bemerkten, eröffneten sie die Sitzung.
     »Während Ihrer Abwesenheit«, erreichten ihn die vom Gruppenbewußtsein formulierten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher