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Die Invasoren von Ganymed

Die Invasoren von Ganymed

Titel: Die Invasoren von Ganymed
Autoren: Philip K. Dick , Ray Nelson
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auf und sagte: »Die Menschheit.«
     Ein schon ziemlich mitgenommenes Ionoschweber-Taxi, dessen einst hellgrüne Farbe inzwischen einem Ton gewichen war, den man vielleicht erdbraun nennen konnte, glitt in den Halterrahmen vor dem Fenster von Joan Hiashis Hotelzimmer. »Machen Sie mal flott«, sagte es in geschäftsmäßigem Ton, als ob es noch dringende Aufgaben zu erfüllen hätte, in dieser sich langsam auflösenden Umgebung, in dieser dürftigen Ansiedlung in einem Staat, der einmal Teil einer großen nationalen Union gewesen war. »Mein Zähler«, fügte es hinzu, »läuft bereits.« Das Gefährt versuchte sie offenbar routinemäßig einzuschüchtern, und das gefiel ihr nur wenig.
    »Hilf mir, mein Gepäck einzuladen«, sagte Joan.
     Der Ionoschweber reagierte mit erstaunlicher Geschwindigkeit, indem er ein Greifglied ausfuhr, es durch das offene Fenster stieß, damit die Aufnahme-Ausrüstung ergriff und in seinem Gepäckabteil verstaute. Joan Hiashi machte sich daran, in den Schweber einzusteigen.
     Als sie eben hinauswollte, öffnete sich die Tür des Hotelzimmers. Ein stiernackiger, bierbäuchiger Mann in den mittleren Jahren kam herein; er paffte an einer gelblichen Zigarre. »Ich bin Gus Swenesgard«, stellte er sich vor. »Ich bin der Besitzer dieser Ansiedlung, und mir gehört auch dieses Hotel. Das Hotelzimmer hat mich informiert, daß Sie gehen wollen, ohne vorher gezahlt zu haben.« Es klang weder verärgert noch überrascht.
    »Es wird Ihrer geschätzten Aufmerksamkeit gewiß nicht entgehen«, erklärte Joan ungeduldig, »daß ich all meine Kleidung zurücklasse außer dem, was ich anhabe. Ich bin auf Geschäftsreise hier; ich werde in einem Tag oder so wieder zurück sein.« Es verwunderte sie, daß ein Burger, der Feudalbaron des ganzen Ansiedlungsgebiets, welches die Stadt Swenesgard einschloß, sich selbst um eine so geringfügige Angelegenheit kümmerte.
     Als hätte er ihre Gedanken gelesen – und vielleicht konnte er das; vielleicht war Gus Swenesgard ein Telepath, der durch das Institut für psychedelische Forschung ausgebildet worden war –, sagte der Burger: »Ich kümmer mich um alles hier, Miss Hiashi.
     Ich meine, ich kann es zum Beispiel nicht zulassen, daß der einzig wichtige, prominente Gast, den das Hotel Olympus seit Monaten gehabt hat, sich verdrückt wie ein…« Er gestikulierte mit seiner Zigarre. »Wie ein Wurm.«
     »Scheint eine ziemlich kleine Ansiedlung zu sein«, bemerkte Joan, »wenn Sie es sich leisten können, hinter jedem Wurm herzuschnüffeln.« Sie holte eine Handvoll UN-Noten aus ihrer Tasche. »Wenn es Ihre neurotische Persönlichkeit denn entlasten sollte, bezahle ich im voraus. Für sechs Tage. Ich bin überrascht, daß ich nicht am Schalter dazu aufgefordert wurde, als ich mich eingeschrieben habe.«
     »Oh«, meinte Gus Swenesgard, während er die Scheine nachzählte, »wir vertrauen Ihnen.«
    »Das merke ich.« Was wollte er nur von ihr?
     »Nun kommen Sie schon, Miss. Wir wissen, daß Sie eine NeegSchwärmerin sind.« Der Mann streckte seine Hand aus und strich ihr mit einer etwas zu familiären Geste über den Kopf. »Wir haben Ihre Sendungen gesehen, meine Familie und ich. Sind immer eine Menge Neegs dabei, nicht? Selbst mein Sechsjähriger, Eddie, hat das gesagt. ›Diese Lady schwärmt für die Neegs.‹ Ich möchte wetten, Ihre Route führt genau zu den Bergen hinauf, um Percy X einen Besuch abzustatten. Richtig geraten, Miss?«
    »Ja«, gab Joan nach einer kurzen Pause zu.
    »Nun werde ich Ihnen mal eines sagen.« Gus Swenesgard steckte die Geldscheine ein. »Sie mögen eine Neeg-Schwärmerin sein, aber das bedeutet noch lange nicht, daß sie Ihnen gegenüber das gleiche empfinden. Diese Parts, sie sind einfach verrückt. Wie die Wilden im afrikanischen Dschungel. Sie werden Sie umbringen.« Er unterstrich seine Worte, indem er heftig mit seinem fast kahlen Kopf nickte. »Oben im Norden versteht ihr das nicht; eure Neger haben sich alle vermischt.«
    »Vermischt?«
     »Rassisch vermischt natürlich. Sie verstehen schon; sie haben ihr Blut mit dem der Weißen vermischt, daher seid ihr alle vergiftet. Aber hier unten ist das anders; wir wissen, wie wir unsere Toms zu behandeln haben; wir wissen, wohin sie gehören.«
     »Zu ihrem eigenen Besten, nehme ich an?« erkundigte sich Joan mit ätzender Betonung.
     »Sie sind glücklich und zufrieden. Sie haben ihre Sicherheit. Sie brauchen keine Angst zu haben, daß sie in die Gany-Arbeitslager
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