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Die Invasoren von Ganymed

Die Invasoren von Ganymed

Titel: Die Invasoren von Ganymed
Autoren: Philip K. Dick , Ray Nelson
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in den Hintern stechen.« Lincoln blickte kurz auf, blinzelte kurzsichtig, fummelte dann weiter an seiner Brille herum. »Aber ich werde dir eines sagen«, fuhr er fort, »wenn du dich benimmst, als seist du Schmutz, dann werden dich die Leute auch wie Schmutz behandeln.«
     Percys Hand schoß vor und umklammerte Lincolns Handgelenk mit festem Griff. »Hör mal zu, Mann. Siehst du die Farbe meiner Haut? Es ist die Farbe des Schmutzes. Ich bin Schmutz, und du bist es ebenso wie jeder andere in dieser sogenannten politischen Bewegung, und wenn du nicht ein eierköpfiger Intellektueller aus dem Norden, sondern ein Farmer wärst, dann wüßtest du, daß der schwärzeste Dreck der beste ist. Du bist Schmutz, Mann, vergiß das nicht.«
     Lincoln antwortete mit einer unterwürfigen Wendung, die dem Vokabular des guten alten Onkel Tom entstammen mochte, von seiner gewohnten feinen Sprechweise jedenfalls weit entfernt war.
    Percy lachte und lockerte seinen Griff.
     Der Wurm-Marschall Koli war allein in seinem Büro und gab sich träge seinen Phantasien hin, die stets auf eine erfolgreiche Gefangennahme von Percy X hinausliefen. Er sehnte sich nach einem solchen Erfolg, der sein letzter sein würde, bevor er seinen Posten aufgeben und zum Ganymed zurückkehren mußte.
    Es war eigentlich seltsam, daß die dunkelhäutigen Rassen hier auf der Erde den niedrigsten Rang einnahmen; für jeden Ganymedianer war es offensichtlich, daß diese Ordnung eine Umkehrung der natürlichen Hierarchie bedeutete. Schließlich boten die Neger einen weitaus angenehmeren Anblick und verfügten – im großen und ganzen – über eine natürliche und ausgeglichene Lebensphilosophie, eine gemäßigte Lebensart und einen subtilen Humor. Die Weißen hingegen hetzten rastlos hinter den Extremen des Ehrgeizes und der Furcht her. Die
    Furcht vor dem Versagen, das Verlangen, sich zu erheben – eine denkbar schlechte Mischung, die ein unstabiles Temperament erkennen ließ.
     Freilich hatten die Terraner erst die sechste Stufe der Evolution erreicht und besaßen noch Fuß- und Handauswüchse – nicht nur rudimentär, sondern funktional –, konnten also ohnehin nur als Tiere angesehen werden. Marschall Koli hegte daher keine Bedenken, wenn er von der Gefangennahme von Percy X träumte; der Anführer der Neeg-Parts würde gnadenvoll getötet, sein jungfräulicher Pelz abgezogen und mitsamt dem Kopf verarbeitet werden; es würden Glasaugen eingefügt werden, die natürlichen Zähne jedoch – soweit sie in Ordnung waren – würden erhalten bleiben. Was für ein wundervoller Wandbehang! Oder – falls die abgezogene Haut sich als pelzig genug erweisen sollte – was für eine wundervolle Brücke, um darüber hinwegzugleiten!
     In diesem Augenblick wurde Oberst Mawoi, sein Stellvertreter, von seinen Creechs in den Raum getragen. Mawoi verständigte sich telepathisch mit ihm und sagte: »Sir, dürfte ich Sie noch auf einen geringfügigen Punkt aufmerksam machen, bevor Sie sich mit den weiteren anstehenden Dingen beschäftigen; es betrifft die Akte über Percy X.«
     »Sprechen Sie«, forderte Marschall Koli seinen Stellvertreter auf.
     »Ich habe die Akte, wie Sie wissen, kürzlich zusammen mit Ihnen bearbeitet. Es gibt da einen Eintrag, der Ihnen unter dem Zeitdruck möglicherweise entgangen…«
    »Was für ein Eintrag?«
    Oberst Mawoi versuchte gar nicht erst, seine Betroffenheit zu verbergen. »Der Neeg, Sir; er ist Telepath. Er wurde durch das Institut für psychedelische Forschung ausgebildet. Daher kann ihm nicht nachspioniert werden, vor allen Dingen nicht durch jemanden wie Miss Hiashi, die ihm sehr nahekommen würde. Er wird augenblicklich von ihrem Auftrag Kenntnis haben und ihr wohl kaum gestatten, über irgend etwas zu berichten – sehr wahrscheinlich wird er sie sofort töten.«
     »Wir müssen sie sofort warnen«, bestimmte Marschall Koli ärgerlich. »Wir müssen sie zurückrufen. Wir können eine so wertvolle Verbindung wie Miss Hiashi nicht einfach wegwerfen.«
     Als der Offizier den Raum wieder verlassen hatte, seufzte Marschall Koli leise. »Es wäre so ein schöner Pelz gewesen«, sagte er schließlich zu sich selbst und den Creechs, die in Hörweite waren.
     Gus Swenesgard wischte sich mit seinem rotgemusterten Taschentuch über seinen schwitzenden Schädel, der nur noch wenig Haare trug, und sah noch einmal auf die Karte, die er in Händen hielt. Ein Stempel auf dem oberen Teil der Karte besagte: STRENG GEHEIM! NUR FÜR
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