Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Invasoren von Ganymed

Die Invasoren von Ganymed

Titel: Die Invasoren von Ganymed
Autoren: Philip K. Dick , Ray Nelson
Vom Netzwerk:
in die Dunkelheit.
     Dies entsprach in keiner Weise dem, was er sich aufgrund der Therapie des Vergessens von Dr. Balkani erwartet hatte. Er hatte Schrecken, Halluzinationen, eine Vielfalt von grotesken und phantastischen Bildern erwartet, oder vielleicht Lichterscheinungen aus sich drehenden Scheiben und reiner Farbe. Nach allem, was er in den Aufsätzen, Büchern und Monographien von Balkani gelesen hatte, und nach dem, was er über die von den NeegParts benützten Illusionsprojektoren gehört hatte…
    Aber nichts, dachte Mekkis. »Nichts« ist einfach nicht richtig.
     Noch schmerzlicher als die Erfahrung selbst war der Gedanke, daß Balkani sich getäuscht hatte, grundlegend getäuscht hatte.
      Was für ein Spiel der Täuschungen habe ich mit mir selbst gespielt? fragte er sich. Ich bin nicht Balkani. Ich bin nicht einmal ein Wurm namens Mekkis. Ich bin ein Teil, nicht ein Ganzes; ich bin nur eines von vielen Organen in dem großen Körper, der der Rat genannt wird, aber ich bin ein vom Krebs befallenes Organ, und es ist mir nun gelungen, die Einheit zu töten, deren Teil ich bin.
    Ohne die Hilfe der Creechs konnte kein Ganymedianer der herrschenden Klasse länger als ein paar Tage überleben. Und in dieser Dunkelheit konnten weder er noch irgend jemand sonst einen Creech herbeirufen.
      Dies ist der Tod, dachte Mekkis: der Tod für uns alle. Aber es ist nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich dachte, ich würde mir die Agonien meiner Feinde im Rat ersparen können; ich glaubte, es würde ein großer und spektakulärer Untergang werden, gleich den Schlußakkorden eines Musikstückes. Aber das ist es nicht.
    Es ist nichts, absolut nichts. Und ich bin furchtbar allein darin.
     Irgendwo in der Verlassenheit von Mekkis’ Bewußtsein schien eine Stimme zu sagen: »Dein Tod… wird noch viel schlimmer sein.« Das Orakel. Und es sprach die Wahrheit.
      Ich habe versagt, dachte Paul Rivers, der reglos dalag, begraben in der Dunkelheit. Ich hatte seine Kehle umklammert, aber er war zu stark für mich, und wir waren zu nahe an der Maschine. Irgendwie ist es ihm gelungen, sie zu erreichen und sie einzuschalten. Und jetzt ist es ihm endlich gelungen, die Uhr anzuhalten.
     Paul gab sich jedoch keiner Panikstimmung hin; er konnte noch immer nicht aufgeben. Er entspannte seine Gedanken und versuchte so klar wie möglich zu denken. Und das erwies sich als sehr einfach, da es keinerlei Störung oder Ablenkung gab.
      Es sieht so aus, entschied er, als hielte mein vegetatives Nervensystem die körperlichen Funktionen weitgehend aufrecht, denn mein Bewußtsein leidet offenbar nicht unter Schwierigkei ten, die von meinem somatischen Körper ausgehen. Demnach wären meine körperlichen Funktionen ebenso unbeeinträchtigt wie die geistigen – obwohl ich in keiner Weise feststellen kann, ob er den Anweisungen meines Gehirns Folge zu leisten vermag.
    Versuchsweise befahl er seiner Hand, sich in die Richtung zu bewegen, in der er die Maschine in Erinnerung hatte, stieß dabei auf eine entscheidende Schwierigkeit; er wußte nicht mehr, was oben und unten war, von der Richtung, in der die Maschine zu finden war, ganz zu schweigen. Ohne die bestätigenden Wahrnehmungen seiner Sinnesorgane konnte er nichts unternehmen.
      Und dennoch, dachte er, wenn ich willkürlich um mich schlage, dann treffe ich vielleicht zufällig die Maschine und kann sie möglicherweise zerstören. Es ist eine ziemlich empfindliche Apparatur, soweit ich das in dem kurzen Augenblick feststellen konnte, in dem ich sie gesehen habe.
     Paul Rivers sandte längere Zeit Signale an seinen Körper, befahl ihm, sich zu wenden, mit den Füßen zu treten und mit den Armen um sich zu schlagen. Nichts geschah, soweit er das bestimmen konnte; er spürte nicht einmal den Boden unter seinen Füßen – die Gravitation, diese allgegenwärtige Kraft, schien aufgehoben zu sein.
    Schließlich bemerkte er ein leichtes Gefühl der Benommenheit.
      Das weist vielleicht auf tatsächliche Anstrengungen hin, dachte er hoffnungsvoll – und verdoppelte seine Anstrengungen. Noch immer geschah nichts.
      Je länger dieses Gerät angeschaltet bleibt, erkannte er, desto mehr Schaden wird es anrichten; die Wirkung muß sich kugelförmig verbreiten, und Gott allein weiß, an welchem Punkt sie schwächer werden und aufhören wird. Ich muß mir etwas ausdenken.
     Ein abwegiger Gedanke kam in ihm auf. Balkanis Theorien zufolge mußte Joan Hiashi gegenüber den Impulsen der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher