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Die Invasoren von Ganymed

Die Invasoren von Ganymed

Titel: Die Invasoren von Ganymed
Autoren: Philip K. Dick , Ray Nelson
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hör mal her, du großer und ruhmreicher Rat. Ich, Rudolph Balkani, bringe dich um, und du weißt, daß ich dich umbringe, und du wirst dieses Wissen noch lange in dir tragen. In den Teich der Innerlichkeit mit euch, ihr Würmer!
     Da er sich zu erinnern versuchte, wer er war, mußte Koli feststellen, daß er seinen Namen vergessen hatte. Er wußte nur, daß er weder Mekkis noch Balkani hieß; er war jemand, der versucht hatte, einen Knopf zu drücken. Ach, richtig, dachte er, ich bin Percy X. Und er sah sich, wie er mit einem dunkelhäutigen Finger einen Druckknopf auf einer kleinen, aber unendlich mächtigen Maschine in einer Höhle innerhalb terranischer Berge niederdrückte.
     Und dann krümmte sich das Licht und krümmte sich und krümmte sich, formte eine Röhre von grünlichem Grau, einen Tunnel, durch den ein großer dunkelhäutiger Finger sich langsam bewegte, Jahr um Jahr.
    Wenn Sie sich entschließen sollten, es anzuwenden, dachte er, dann sagen Sie es mir bitte nicht. Ich möchte es nicht wissen.
     Dann spürte er, wie die Nadel in seinen Percy-Koli-Balkani-Arm eindrang.
     Der dunkle Finger erreichte endlich den Knopf, während eine Wolke von Augen in stummem Entsetzen zusah und all die Sterne des Raums in schmerz hafter Ekstase aufschrien. Der dunkle Finger drückte den Knopf, während Armeen von pyrotechnischen Phantasmen ins Leben flackerten und wieder ausgingen gleich einem Film, der mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch einen Projektor gejagt wurde: ganze Szenen schienen über andere gelegt zu sein. Und Musik erklang, ebenfalls mit wahnsinniger Geschwindigkeit ausgespielt, in so hohen Tönen, daß eigentlich nur ein Tier es hätte vernehmen können… und dennoch konnte er es hören.
    Und dann brach der Finger ab, und das Licht krümmte sich, hielt der Belastung nicht mehr stand, brach ebenfalls, und als die Geräusche sich unvermittelt verloren und das Licht zurückwich in das Nichts, da tönte sein letzter Gedanke in die Leere. Wer bin ich? Da er in Dunkelheit aufging, konnte er seine eigene Frage nicht beantworten, denn die Dunkelheit spricht nicht. Sie denkt nicht, sie fühlt nicht. Sie sieht nur.

    XVI

     Gus Swenesgard stand vor dem mit Rissen überzogenen Bürospiegel in seinem Raum, dem besten im ganzen Hotel, und stieß mit sich selbst an mit einem teuren Scotch der Marke »Cutty Sark« aus der Vorkriegszeit. Auf den künftigen Herrscher der Welt, sagte er zu sich selbst und leerte das große, von Rissen überzogene Glas. Das Licht veränderte sich in einer unnatürlichen Weise, er sah wie durch einen Tunnel hindurch, während das Licht eine zunehmend graue Tönung annahm; Gus ignorierte es jedoch, da er es für eine Auswirkung des Alkohols hielt.
      Dieses Zeug, überlegte er mit bedächtiger Zustimmung, hat wirklich noch den alten Hammer drin!
    Dann gingen die Lichter aus.
      Ich sollte besser einen der Wartungs-Toms rufen, dachte er verärgert.
     Aber als er zu sprechen versuchte, geschah nichts. Es war, als hätte er keine Stimmbänder mehr oder nicht einmal mehr eine Zunge und Lippen. Er versuchte eine Hand anzuheben, um sein Gesicht zu berühren – nur um festzustellen, daß auch seine Hand abhanden gekommen war.
     Und er mußte feststellen, daß es sich mit seinen Füßen und Beinen und seinem ganzen Körper ebenso verhielt.
     Er lauschte, aber er vernahm nicht das geringste Geräusch in der Dunkelheit. Nicht einmal das Schlagen seines eigenen Herzens. Guter Gott, dachte er, ich bin tot!
    Er versuchte verzweifelt, etwas auszumachen, irgend etwas, und bestände es nur aus einer Einbildung seines eigenen Bewußtseins. Doch das einzige, was er heraufzubeschwören vermochte, war ein schwaches Abbild dessen, was er in dem Augenblick gesehen hatte, als die Dunkelheit hereinbrach: sein eigenes Spiegelbild in dem rissigen alten Hotelspiegel.
     Er erfuhr sich selbst nun nicht mehr als Person, sondern als körperlosen Geist, und er starrte diese Pseudo-Reflexion mit einer plötzlichen und gewaltigen Aversion an. All dieses Fleisch, dieses häßliche, aufgedunsene Fleisch! Er wich davor zurück, sah erleichtert zu, wie es kleiner wurde und in der Entfernung verblaßte.
     Ein schwereloses Gefühl der Freiheit überkam ihn, als könnte er nun, da sich sein fester Körper von ihm abgelöst hatte, durch Raum und Zeit fliegen, ohne von etwas aufgehalten zu werden.
    So also fühlt man sich, sagte er zu sich selbst, als Engel.
      Da ist ein furchtbarer Fehler passiert, dachte Mekkis
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