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Die Invasoren von Ganymed

Die Invasoren von Ganymed

Titel: Die Invasoren von Ganymed
Autoren: Philip K. Dick , Ray Nelson
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erobern.
    »Aber warum?« fragte einer der Navigator-Creechs zögernd.
     Der Arzt-Creech zuckte die Schultern. »Etwas, das durch den Großen Rat kam. Als es Marschall Koli erreichte, war ich vorübergehend in telepathischer Verbindung mit ihm; ich habe es gesehen, die große Dunkelheit ohne Ende. Natürlich habe ich die Verbindung augenblicklich unterbrochen; sonst hätte es mich ebenso vernichtet.«
     »Warum hat Marschall Koli die Verbindung nicht unterbrochen?« fragte ein zweiter Navigator-Creech. »Er hätte sich doch auf diese Weise ebenfalls retten können.«
    Der Arzt-Creech stieß sich von der Sichtluke ab. »Die herrschende Elite macht so etwas nicht; in Zeiten der Gefahr schließt sie sich im polyencephalischen Zustand zusammen. Das heißt, je mehr sie sich fürchten, desto mehr versuchen sie sich in der Einheit zu verlieren – und in diesem Fall haben sie sich damit dieser Kraft des Bösen preisgegeben, die durch den Rat zu ihnen übergegangen ist.«
     »Das ist eine Schwäche, die wir nicht haben werden«, versicherte ein junger Offizier-Creech eifrig.
     Der Arzt-Creech lächelte über den selbstsicheren Ton in der Stimme des Creechs; er hätte niemals in diesem Ton gesprochen, während Marschall Koli lebte. Die jüngeren von uns, erkannte der Arzt-Creech, werden sich der Situation anpassen und wiederaufbauen. Aber wir wollen hoffen, daß sie ihre Gedanken niemals auf interplanetare Eroberung richten. Dieser Fehler ist bereits einmal gemacht worden – und einmal reicht. »Laßt uns nach Hause zurückkehren«, sagte der Arzt-Creech, und die anderen machten sich daran, das riesige Schiff für die Rückreise vorzubereiten.
      Jetzt, dachte der Arzt-Creech nüchtern, sind wir für uns selbst verantwortlich.
    Diese ungewöhnliche und neue Vorstellung sprach ihn an, gefiel ihm; doch zugleich erfüllte sie ihn mit Furcht. Jetzt, da wir die Freiheit haben, dachte er, können wir nur hoffen, daß es nicht eine zu große Belastung für uns wird.

    XVII

     Gus Swenesgard blinzelte verständnislos in die plötzliche Helligkeit.
     Im ersten Augenblick war seine Erleichterung so grenzenlos, daß er einfach dalag und ein unbeholfenes Gebet zu seinem Gott sagte, ein Dankgebet; dann überkam ihn eine Welle der Panik. Bin ich, fragte er sich selbst, noch immer allein?
     Er erhob sich aus dem Bett und taumelte zum Fenster hinüber. In der abendlichen Dunkelheit sah er draußen die vertraute staubige Straße, aber niemand war zu sehen. Sein Entsetzen steigerte sich von Sekunde zu Sekunde; er schwankte in den Hotelkorridor hinaus und rief: »Ist da irgend jemand?«
     »Ich bin hier, Boß.« Die Stimme von einem seiner ergebenen Toms; sie erklang von jenseits einer Korridorbiegung. Gus begann in die Richtung zu laufen, in der er die Stimme vernommen hatte. »Sie sind fett und gemein«, sagte der Tom, als sie sich gegenüberstanden und sich gegenseitig ansahen, »aber Sie sind besser als nichts.« Seine Stimme zitterte vor Erregung.
     »Du bist faul wie ein alter Hund und häßlich wie eine Kröte«, sagte Gus. »Aber ich habe niemals etwas Schöneres gesehen als dein Gesicht in dieser Minute.« Die beiden Männer brachen in ein fast hysterisches Gelächter aus, und andere Stimmen um sie herum begannen ebenfalls zu lachen. Eines der Hotelzimmer öffnete sich, dann noch eines; ihre Bewohner kamen zitternd heraus und riefen sich lautstarke Begrüßungen zu.
    Inmitten dieser sich in Aufruhr befindlichen Menschenmasse rief Gus: »Ich werde alle die Türen aus ihren Angeln nehmen lassen. Das hier wird das erste Hotel der Welt ohne Türen sein!« Sie lieben mich, dachte Gus. Sie lieben mich wirklich; seht nur, wie sie mich umarmen. Und diese alte Lady hat mich soeben geküßt. Ein Wunder der Liebe hat sich ereignet. Es ist eine göttliche Botschaft der Liebe an die ganze Menschheit »He«, rief Gus über das ganze Durcheinander hinweg, »wollt ihr mich als euren König haben?«
     Einer der Toms rief zurück: »Sie können alles sein, was Sie wollen, Mr. Gus. Ich will Sie nur ansehen können!«
     Andere Stimmen mischten sich ein. »Hurra für König Gus! Lange lebe König Gus! Gus, der König!«
     Gus löste sich von der Menge und ging keuchend die Halle hinunter, bis er ein Videophon erreichte. Vor Erregung zitterte er so sehr, daß seinen Fingern Münzen entglitten und zu Boden fielen, während er einen Anruf zur nächstgelegenen Fernsehstation durchstellte. »Hier ist Gus Swenesgard«, erklärte er. »Ich möchte
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