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Die Invasoren von Ganymed

Die Invasoren von Ganymed

Titel: Die Invasoren von Ganymed
Autoren: Philip K. Dick , Ray Nelson
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eine Stunde der zuschauerintensivsten Zeit mit weltweiter Satellitenverbindung kaufen, sagen wir, morgen abend.« Er wurde mit dem Manager der Station verbunden und wiederholte sein Anliegen. »Für wen?« fragte der Stationsleiter.
     »Ich habe die Regierungsgeschäfte der Zone von Tennessee inne«, sagte Gus scharf.
     »Können Sie dafür bezahlen?« Der Leiter der Station nannte einen Schätzpreis.
     Gus schluckte und sagte: »S-s-sicher.« Es würde seinen finanziellen Ruin bedeuten – aber die Sache war es wert.
     »Sie haben die Sendung gekauft«, sagte der Mann. »Wir können Sie ebenso gut bringen wie jeden anderen; wenigstens sind Sie ein Mensch. Seit die Lichter ausgegangen sind, ist hier die Hölle los. Wissen Sie, was jetzt eben passiert? Unser Chefansager steht vor den Kameras, reißt seine Kleider herunter und schreit: ›Ich liebe euch!‹ In spätestens einer Minute wird er etwas wirklich Verrücktes anstellen, wie zum Beispiel, die Wahrheit sagen.«
    »Ich bekomme also die Zeit?« Gus konnte es kaum glauben.
    »Gewiß. Aber die Zahlung muß vor der Sendung erfolgen.« »Weltweit?«
    »Darauf können Sie Ihr Leben setzen.«
    »Yippy!« schrie Gus.
     »He«, sagte der Stationsleiter. »Sagen Sie noch einmal ›yippy‹. Ich höre das gern, wenn ein Mann so fröhlich ist.«
    »Yippy!« schrie Gus in das Videophon.
     »Warum kommen Sie und Ihre Frau nicht vorbei und essen mit uns vor der Sendung zu Abend?« fragte der Stationsleiter. »Ich möchte meiner Familie wirklich gern den Regierungsinhaber von Tennessee vorstellen.«
    »Ich habe keine Frau«, sagte Gus. »Verstehen Sie…«
     »Nun, das ist schon in Ordnung. Sie können meine älteste Tochter heiraten. Ich bin sicher, daß Sie ihr nach dem, was geschehen ist, ziemlich ansehnlich erscheinen werden, wie immer Sie auch aussehen.«
     »Das mit dem Abendessen nehme ich jedenfalls gerne an«, sagte Gus und unterbrach die Verbindung, nachdem er dem Mann noch einmal gedankt hatte. Sie lieben mich, dachte er wieder. Alle Menschen der Welt lieben mich.
     Das Videophon klingelte. Da Gus am nächsten war, nahm er es ab.
     »Gus Swenesgard?« erkundigte sich eine Stimme. Der Sichtschirm blieb leer. Aber das geschah bei diesem Gerät manchmal; daher war er nicht überrascht.
     »Ja, hier ist Gus.« Die Stimme kam ihm irgendwie vertraut vor; er konnte sie jedoch nicht einordnen. Und außerdem war da etwas furchterregend Fremdes an ihr; die Stimme verursachte eine Gänsehaut auf seinem nachgiebigen Fleisch.
     »Du willst also der König sein.« Die nichtidentifizierte Stimme drückte Verachtung aus; kalte, erbarmungslose Verachtung.
    »Gewiß«, antwortete Gus, seiner selbst plötzlich nicht mehr so sicher. Da ist, begriff er mit niederdrückenden Gefühlen, jedenfalls einer, der mich nicht liebt.
     »Ich kenne dich, Gus Swenesgard«, erklärte die Stimme. »Ich kenne dich besser, als du dich selbst kennst. Du kannst nicht einmal deine eigene Gefräßigkeit beherrschen; wie kannst du dir anmaßen, über andere regieren zu wollen, da du dich selbst nicht zu beherrschen vermagst?«
    »Ich bin nicht schlimmer als der nächstbeste…«
     »Ist das der Grund, warum du dich selbst ›König‹ nennst? Weil du nicht schlimmer bist als der nächstbeste, den du triffst?« Die Stimme klang hart und peinigend. »Du bist ein Clown, Gus. Ein stiernackiger, phrasendreschender, zweitklassiger Clown.« Die Stimme fuhr erbarmungslos fort. »Du Heuchler. Ichsüchtiger. Du überfressener Rassist mit einem Hinterteil gleich einer Schweineschnauze.«
     Entsetzt fragte Gus: »W-w-er glauben Sie eigentlich, daß Sie sind?«
    »Kennst du mich nicht?«
     »Zum Teufel, nein.« Niemand sprach in einer solchen Weise mit ihm; jedenfalls war ihm so etwas seit langem nicht passiert.
     »Du warst bei meiner Geburt dabei. Erinnerst du dich? In der großen Dunkelheit, in der Stille.«
     »Was sind Sie, ein Verrückter vielleicht?« Seine Stimme zitterte.
     »Du würdest mich gern als einen bloßen Narren betrachten, wie? Ich weiß, wie du denkst, Gus, wie du die Menschen in gute und schlechte Menschen einteilst, die Geretteten und die Verdammten. Und du bist natürlich einer der Geretteten.«
    »Ich bin ein guter Christ«, murmelte Gus abwehrend.
    »Du glaubst«, fuhr die Stimme unbeeindruckt fort, »daß das Fleisch böse ist, aber du kannst ihm nicht entkommen. Du kannst die normalen, anhaltenden Funktionen deines Körpers nicht zum Stillstand bringen, diese Funktionen, die
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