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Die Inspiration zu THE LEGION - RED RUN

Die Inspiration zu THE LEGION - RED RUN

Titel: Die Inspiration zu THE LEGION - RED RUN
Autoren: Kami Garcia
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– ein weißes Aufblitzen.
    Hastig ließ ich den Blick über die Steine schweifen, die nun in völliger Schwärze versanken.
    Komm schon, Elvis. Wo steckst du?
    Nichts fürchtete ich mehr als die Dunkelheit. Ich sah gern, was auf mich zukam, und im Schutz der Finsternis konnte sich alles Mögliche verbergen.
    Denk an was anderes.
    Die Erinnerung überkam mich, ehe ich etwas dagegen tun konnte …
    Das Gesicht meiner Mutter über meinem, als ich blinzelnd erwachte. Die Panik in ihren Augen, als sie einen Finger an ihre Lippen presste und mir damit zu verstehen gab, dass ich still sein sollte. Der kalte Boden unter meinen Füßen, als wir zusammen zu ihrer Ankleide schlichen, wo sie die Kleider zur Seite schob.
    » Es ist jemand im Haus « , flüsterte sie und löste ein Brett aus der Wandverkleidung, hinter dem eine schmale Öffnung zum Vorschein kam. » Warte hier, bis ich zurückkomme. Und verhalte dich ganz still. «
    Ich quetschte mich hinein, während sie das Brett wieder anbrachte. Bis zu diesem Augenblick hatte ich nicht gewusst, was absolute Finsternis bedeutete. Ich starrte auf die Stelle, wo einige Zentimeter vor mir meine Handfläche auf der Holzlatte lag. Doch ich konnte sie nicht sehen.
    Um die Schwärze auszusperren, schloss ich die Augen. Da waren Geräusche – das Knarren der Treppe, Möbel, die über den Boden kratzten, gedämpfte Stimmen – und ein Gedanke, der mir wieder und wieder im Kopf herumging.
    Was, wenn sie nicht zurückkam?
    Zu verängstigt, um zu prüfen, ob ich mich nicht auch selbst befreien konnte, ließ ich meine Hand, wo sie war. Ich lauschte meinem hektischen Atmen und war überzeugt davon, dass wer auch immer im Haus war, es ebenfalls hören konnte.
    Irgendwann gab das Holz unter meiner Handfläche nach und ein dünner Lichtstrahl drang herein. Meine Mom streckte die Hand nach mir aus und versicherte mir, dass die Eindringlinge geflohen waren. Als sie mich hochhob und aus ihrer Ankleide trug, konnte ich nichts als das Pochen meines Herzens hören und an nichts anderes denken als an die erdrückende Last der Finsternis.
    Ich war damals erst fünf, doch jede Minute in dem winzigen Verschlag hatte sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt. Deshalb hatte ich auch jetzt das Gefühl, keine Luft zu bekommen. Ein Teil von mir wollte nach Hause, mit oder ohne Katze.
    » Elvis, komm her! «
    Irgendetwas bewegte sich zwischen den bröckelnden Grabsteinen vor mir.
    » Elvis? «
    Hinter einem Steinkreuz tauchte ein Umriss auf.
    Ich zuckte zusammen und mir entfuhr ein leises Keuchen. » Entschuldigung. « Meine Stimme bebte. » Ich suche meine Katze. «
    Der Fremde sagte kein Wort.
    Plötzlich nahm ich alle Geräusche viel intensiver wahr – das Knacken der Zweige, das Rascheln der Blätter, das Pochen meines Pulses. All die Fernsehsendungen über ungelöste Verbrechen, die ich gemeinsam mit meiner Mutter angesehen hatte, schossen mir durch den Kopf, denn genau so fing es meistens an: Ein Mädchen steht allein irgendwo rum, wo es nicht sein sollte, und starrt den Kerl an, der gleich auf es losgehen wird.
    Ich wich zurück. Zäher Morast umschloss meine Knöchel wie eine Hand, die mich festhalten wollte.
    Bitte, tu mir nichts.
    Der Wind peitschte über den Friedhof, wirbelte lange Haarsträhnen von den Schultern des Fremden auf und ließ den dünnen Stoff des weißen Gewandes von ihren Beinen hochflattern.
    Ihre Beine.
    Eine Woge der Erleichterung überspülte mich. » Hast du vielleicht einen grau-weißen Siamkater gesehen? Ich dreh ihm den Hals um, wenn ich ihn in die Finger kriege. «
    Schweigen.
    Ihr Kleid fing das Mondlicht ein, und mir fiel auf, dass es überhaupt kein Kleid war, sondern ein Nachthemd. Wer, bitte schön, lief denn im Nachthemd auf einem Friedhof herum?
    Jemand, der verrückt ist.
    Oder jemand, der schlafwandelt.
    Schlafwandler soll man ja nicht wecken, aber ich konnte sie doch nicht einfach allein hierlassen. Es war schon ziemlich spät.
    » He, kannst du mich hören? «
    Das Mädchen zeigte keinerlei Regung, sondern starrte mich nur an, als könne es in der Dunkelheit mein Gesicht erkennen. Ein ungutes Gefühl machte sich in meiner Magengrube breit. Ich wollte woanders hinsehen – irgendwohin, einfach nur weg von ihrem nervtötenden Starren.
    Meine Augen wanderten hinunter zum Sockel des Kreuzes.
    Die Füße des Mädchens waren ebenso nackt wie meine, und es sah aus, als würden sie den Boden nicht berühren.
    Ich blinzelte ein paarmal, weil ich nicht vorhatte, die
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