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Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
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klaren, blauen Meer vor der Bachmündung stand, die Arme über den Kopf hob und ins Wasser sprang.

    »Der sagen wir es erst, wenn wir es ganz genau wissen«, sagte Andrew. »Was, um Himmels willen, geht hier bloß vor? Ist das eine Verschwörung gegen meine Töchter? Wieso will jemand sie zu Witwen machen?«
    Beim Wort »Witwen« fing Thelma zu weinen an.
    Kimberly tauchte wieder auf und begann zu schwimmen. Ihr Rücken glänzte im Sonnenlicht.
    »Gehen wir, Junge.«
    Wir beeilten uns. Auf dem Weg fragte mich Andrew, wie ich denn die Leiche entdeckt hätte und ob ich sicher sei, dass es auch wirklich die von Keith war. Ich erzählte ihm, was ich wusste und ließ nur aus, dass ich hingefallen war. Was die Identifizierung des Toten anbelangte, konnte ich ihm nur sagen, dass er Keiths Hawaiihemd anhatte, und ich deshalb davon ausging, dass er es war. »Er kann natürlich auch mit einem Toten das Hemd getauscht haben«, fügte ich hinzu.
    »Spar dir deine blöden Witze«, sagte Andrew. »Das ist eine verdammt ernste Sache.«
    »Entschuldigung.«
    »Du sprichst hier vom Mann meiner Tochter, einem grundanständigen Kerl. Ganz im Gegensatz zu dem Knallkopf, der sich gestern mit unserem Boot in die Luft gesprengt hat.«
    Wir erreichten den Dschungel, und ich hatte keine große Mühe, Andrew zu der Leiche zu führen. Schließlich brauchte ich mich nur an den zusammengeknüllten Seiten eines Taschenbuchs zu orientieren.
    »Du hast Recht«, sagte Andrew, nachdem ich ihm den Baum gezeigt hatte. »Das ist er.«
    »Ich kann mir vorstellen, weshalb er während seiner Wache hierher gekommen ist«, sagte ich. »Wenn alle schlafen,
kann man in aller Ruhe sein Geschäft erledigen. Aber offenbar hat ihm jemand aufgelauert.«
    »Oder er ist ihm vom Strand aus gefolgt«, fügte Andrew hinzu und sah mich an. Auch wenn ich durch die Sonnenbrille seine Augen nur undeutlich sah, konnte ich erahnen, was das für ein Blick war.
    »Sie glauben doch nicht etwa, dass ich es war? Wieso sollte ich so etwas tun?«
    »Weil du scharf auf Kimberly bist …«
    »Sie sind ja verrückt!«
    »Du glotzt sie doch ständig an.«
    »Und wenn schon, deshalb muss sie sich mir noch lange nicht in die Arme werfen, bloß weil Keith nicht mehr da ist. Für wie blöd halten Sie mich denn? Und wie soll ich bitteschön Keith hinauf in den Baum gebracht haben? Der ist doch viel zu schwer für mich.«
    »Möglich wäre es«, sagte Andrew.
    »Ja, mit einem Kran.«
    »Mit einem Flaschenzug.«
    »Und haben Sie mich vielleicht mit einem Flaschenzug am Strand entlanglaufen sehen?«
    »Immer mit der Ruhe, Junge. Ich denke lediglich über alles nach.«
    »Über mich brauchen Sie nicht mehr nachzudenken. Und überhaupt, woher soll ich wissen, dass nicht Sie es waren? Sie sind vermutlich stark genug, um jemanden auch ohne Flaschenzug hinauf in den Baum zu kriegen.«
    »Und wieso hätte ich meinen eigenen Schwiegersohn umbringen sollen, Sherlock?«
    »Keine Ahnung. Sagen Sie es mir.«
    »Mein Gott! Der Junge war das Salz der Erde. Verflucht!« Andrew deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger hinauf zu
dem Toten. »Du kletterst jetzt da rauf und schneidest ihn ab. Wenn Kimberly sieht, dass wir fort sind, schöpft sie vielleicht Verdacht und sucht uns.«
    »Wie bitte? Ich soll da hinaufklettern?«
    »Wer denn sonst? Ich vielleicht? Ich bin schließlich sechzig Jahre alt, verdammt noch mal.«
    »Echt?«
    »Leider.«
    »Trotzdem sind Sie viel fitter als ich.«
    »Das weiß ich selbst, aber du solltest dich schämen, das zuzugeben.« Er holte sein Schweizer Offiziersmesser aus einer Tasche seiner Shorts und warf es mir zu.
    Ich war zu ungeschickt, um es zu fangen, und musste es vom Boden aufheben.
    »Und jetzt mach, dass du auf den Baum kommst. Wenn Kimberly ihn hier halb nackt hängen sieht, hat sie für den Rest ihres Lebens Alpträume.«
    Damit hatte er wohl Recht.
    Weil meine Badehose keine Taschen hatte und ich kein Hemd trug, steckte ich das Taschenmesser in meine rechte Socke und fing an, auf den Baum zu klettern.
    Ein Vergnügen war das nicht gerade.
    Abgesehen davon, dass ich ständig Angst hatte herunterzufallen, war es mir alles andere als angenehm, zu einem Toten hinaufzuklettern. Mit Verstorbenen hatte ich in etwa so viel Erfahrung wie mit Frauen - sprich: überhaupt keine. Und ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn das auch weiterhin so geblieben wäre (nicht mit den Frauen, natürlich, aber mit den Verstorbenen).
    Und als wäre es nicht schon schlimm genug gewesen, dass
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