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Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
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richtig sehen konnte. Trotzdem bezweifelte ich keine Sekunde, dass er es war. Zwar hatte er seine Flipflops verloren, und auch seine Badehose trug er nicht mehr, aber er hatte noch immer sein bunt bedrucktes Hawaiihemd an. Es flatterte
im Wind, der auch seinen Körper ganz leicht hin und her bewegte.
    Obwohl ich von hier unten aus kein Seil entdecken konnte, war ich mir ziemlich sicher, dass er an einem baumelte.
    Ein Selbstmord kam mir höchst unwahrscheinlich vor, was wiederum bedeutete, dass jemand ihn umgebracht haben musste.
    Ich rannte wie ein Verrückter zurück zum Strand.
    Connie lag nach wie vor im Sand und sonnte sich.
    Ich sagte ihr nichts, sondern nahm mein Heft und fing an zu schreiben, und das tue ich jetzt noch.
    Ich bin immer noch ziemlich zittrig, und so ist das, was ich hier hinkritzle, kaum lesbar. Schließlich findet man nicht jeden Tag ein Mordopfer. Und Keith war - anders als Prince Wesley - auch noch ein netter Kerl.
    Jetzt hatten wir zwei tote Ehemänner. Und zwei Witwen.
    Die arme Kimberly. Es wird bestimmt ein schwerer Schlag für sie.
    Ich könnte den Fund der Leiche natürlich verschweigen, aber damit wäre nichts gewonnen. Es ist schließlich nicht so, dass Keith sich bloß im Dschungel verlaufen hat und wir nur lange genug warten müssen, bis er wieder zurückfindet. Alles, was er jetzt noch tun wird, ist verwesen.
    Außerdem müssen die anderen wissen, dass hier ein Mörder sein Unwesen treibt.
    Oder mehrere Mörder.
    Wildgewordene Eingeborene?
    Wer weiß?
    Möglich wäre auch, dass jemand von uns Keith getötet hat. Möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich. Andrew
ist wohl der Einzige, der stark genug wäre, ihn den Baum hinauf zu ziehen. Natürlich könnten sich auch zwei der Frauen zusammengetan haben, um die Tat zu begehen. Aber dafür gab es, soviel ich weiß, überhaupt kein Motiv.
    So. Jetzt kommen die anderen zurück.
    Ich muss aufhören.

Wir tun was
    Als sie aus dem Dschungel auf mich zukamen, humpelte Thelma so stark, dass Andrew und Billie sie von beiden Seiten stützen mussten. Sie hatte Andrews schwarzen Ledergürtel um ihren linken Knöchel gebunden und konnte den Fuß praktisch überhaupt nicht belasten.
    Kimberly, die am Schluss der Gruppe ging, drehte sich immer wieder um und blickte zurück in den Dschungel.
    Alle vier schwitzten stark und hatten vor Anstrengung gerötete Gesichter.
    Während sie auf mich zukamen, schüttelte Andrew den Kopf.
    »Ihr habt ihn nicht gefunden«, sagte ich.
    »Der kann weiß Gott wo sein. Nirgends eine Spur von ihm. Hier bei euch ist er auch nicht aufgetaucht, oder?«
    »Nein«, sagte ich. »Was ist denn mit Thelma passiert?«
    »Ich bin so ungeschickt«, sagte Thelma. »Ich bin ausgerutscht und habe mir den Knöchel verstaucht.«
    »Das hätte jedem passieren können«, meinte Billie.
    »Wir gehen gleich noch mal los und suchen weiter«, sagte Andrew. »Wir wollten bloß Thelma zurückbringen, und außerdem müssen wir etwas essen.«
    Er und Billie ließen Thelma vorsichtig auf ihr Lager aus Kleidungsstücken und Handtüchern sinken.

    Kimberly ging an uns vorbei zum Meer. »Ich muss mich abkühlen«, sagte sie. Sie hatte zahlreiche Kratzer an Armen und Beinen, und an ihrer schweißnassen Haut klebten Blätter und Grashalme.
    »Was ist denn mit ihr los?«, fragte ich, als sie außer Hörweite war.
    »Sie hat sich ziemlich verausgabt«, antwortete Andrew, während er ihr kopfschüttelnd hinterher sah. »Sie ist auf jeden Felsen gestiegen, in jedes Gebüsch gerannt und in jedes Loch gekrochen. Mir ist schon beim Zuschauen angst und bange geworden. Was für ein tolles Mädchen! Nur mit Mühe konnte ich sie überreden, mit uns zurück zu kommen. Ich hoffe nur, dass Keith einen guten Grund für sein Verschwinden hat, wenn er irgendwann mal wieder hier auftaucht.«
    »Das wird nicht passieren«, sagte ich.
    Andrew, Billie und Thelma sahen mich verwundert an.
    »Was wird nicht passieren?«, fragte Andrew.
    »Er wird nicht wieder hier auftauchen. Ich habe ihn gefunden. Erst vor ein paar Minuten. Er ist umgebracht worden. Erhängt, nehme ich an.«
    Thelma fiel der Unterkiefer herunter, und sie starrte mich entgeistert an.
    »Großer Gott«, murmelte Billie.
    Andrew presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. Dann sagte er leise zu mir: »Zeig ihn mir. Und ihr beide bleibt hier.« Dabei deutete er auf die Frauen.
    »Was ist mit Kim?«, fragte Billie.
    Ich drehte mich um und sah gerade noch, wie Kimberly, die bis zu den Hüften im
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