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Die in der Hölle sind immer die anderen

Die in der Hölle sind immer die anderen

Titel: Die in der Hölle sind immer die anderen
Autoren: Thomas Walker Jefferson
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ich geheilt und mit einer positiven Prognose entlassen. Dann wurde ich behutsam resozialisiert und wieder in die Gesellschaft eingegliedert. Und trotzdem bringe ich Sie jetzt um. Irgendwas ist also schiefgelaufen.“
    Angst und Entsetzen überfluten ihre sich weitenden Augen, dann blitzt etwas darin auf.
    „Sie sind der Vater des Jungen … von damals ... aus … Saarbrücken.“
    Er drückt mit solcher Kraft auf ihre flache Brust, daß die Luft zischend aus ihren Nasenlöchern entweicht.
    „Richtig. Ich bin der Vater des Jungen aus Saarbrücken. Wie war sein Name?“
    Sie bringt keinen Ton hervor. Er hebt den Kopf zum Himmel, so, als wolle er in den funkelnden Sternen ihre Zukunft lesen, dann hält er einen Moment inne und senkt endlich den Arm, um ihr mit der behandschuhten Faust ins Gesicht zu schlagen.
    „Er war gehbehindert und neun Jahre alt. Wie war sein Name?“
    Sie greift sich an die Nase, aus der ein Schwall von Blut schießt.
    „Er war mein einziges Kind. Sagen Sie mir seinen Namen, und ich lasse Sie gehen.“
    Aus ihrem Mund dringt ein Wimmern.
    „Wie hieß der Junge mit dem Dreirad? Der Junge, der zur falschen Zeit am falschen Ort war . Das waren Ihre Worte.“
    „Es war meine Pflicht ... ich ...“
    Noch einmal trifft die Faust ihr Gesicht.
    „Was war es? Ihre Pflicht? Ein Scheißdreck war es. Sie haben verhindert, daß Nicolai bekommen hat, was er verdient. Sie und Nicolai haben Florian auf dem Gewissen. Sie und Nicolai haben mein Leben zerstört. Und jetzt dient mein totes Kind als Material für Romane und Theaterstücke.“
    Er hört Schritte und legt sich ganz auf sie drauf. Sie will schreien, aber er drückt ihre Kehle mit der Hand zu, bis nur noch ein Röcheln ihren Mund verläßt.
    „Ein Laut - und ich erwürge Sie, noch bevor Sie an Ihrem kranken Herzen sterben.“
    Die Schritte entfernen sich wieder. Er richtet sich auf und spricht ruhiger als zuvor.
    „Aber jetzt reden wir nicht mehr von Nicolai. Der kommt dran, wenn er wieder draußen ist. Heute ist Ihr großer Tag. Hätten Sie gedacht, daß Ihr Leben einmal im Dreck eines Münchner Parks enden würde, ganz allein und mit einer vollgeschissenen Hose?“
    Sie weint. Schluchzer laufen in Wellen durch ihre Brust. Er drückt ihr wieder den Mund zu, holt nochmals mit der Rechten aus und schlägt ihr mit dem Handrücken ins Gesicht, das vollkommen mit Blut verschmiert ist.
    „Das ist was anderes, wenn man plötzlich selber das Opfer ist, was?“
    Und wieder lacht er und sieht ihr dabei in die Augen, die in Todesangst jetzt aus ihren Höhlen hervortreten. Und dann zieht er sie beidhändig mit solcher Gewalt zu sich heran, daß ihr Pullover der Länge nach aufreißt. Mit einem zweiten Griff zerfetzt er ihr Trikot und BH, bis er den roten Fleck, der ihre rechte Brust näßt, im Sternenlicht mehr spürt als sieht. Mit der Rechten setzt er die nadeldünne Spitze des Messers in den linken Warzenhof und drückt die Klinge langsam und knirschend bis zum Heft in ihre Brust hinein. Ein rauhes Stöhnen dringt tief aus ihrer Kehle, als er das Messer aus ihrer Brust zieht und sie von sich stößt.
    „Und jetzt erzählen Sie mir vom Tod. Erzählen Sie mir vom Morden und den Mördern. Sie haben doch so viele von ihnen verteidigt. Sie haben doch mit diesen viehischen Kreaturen gelitten, gehofft und für sie gestritten, und den Allerschlimmsten, den haben Sie auch noch geheiratet. Erzählen Sie mir, wie es ist, wenn man selber ermordet wird. Sagen Sie es mir.“
    Aber sie sagt nichts mehr. Das Leben ebbt, Welle um Welle sich immer weiter und immer rascher entfernend, aus ihrem Körper zurück. Noch einmal will sie sich mit aller Kraft aufrichten, aber er hält sie fest auf den Boden gepreßt. Ihre Kiefer mahlen unter seinem Handschuh, ihr Atem geht stoßweise, die Nasenflügel vibrieren. Ein Zittern geht durch den Körper. Ihr Mund, aus dem das Blut nun stetig in Stößen quillt, öffnet sich weit, aber ihr letzter Schrei erstarrt in ihren Pupillen und erstirbt in ihrer Kehle. Ihre linke Hand ballt sich zur Faust. Dann reißt sie die Augen noch einmal weit auf, und bevor diese für immer verlöschen, liegt einen letzten Lidschlag lang eine tiefe Klarheit darin, so, als würde sie plötzlich all das verstehen, was sie ein Leben lang nie verstanden hat, bis der Funke in ihnen erlischt. Dann entspannen sich ihre Glieder, bis sie mit einem Mal schlaff und still in seinem Arm ruht.
    Er wischt die Klinge ab und steckt sie zurück in die Scheide Er beugt sich
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