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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench
Autoren: Christa S. Lotz
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Recht dringt ihr in meinen Besitz ein, ihr Lausbuben?«, herrschte Lorenzo ihn an. »Verschwindet, bevor ich meine Diener losschicke. Wenn das nicht fruchtet, meine Hunde.«
    »Das solltet Ihr schön unterlassen, Signor Girondo«, schrie der Junge. »Wir machen eine Meldung bei den Signori vom Stadtrat und dann werdet Ihr schon merken, wie weit Ihr kommt! Mit Eurem Handel in der Stadt wird es vorbei sein, dafür wird die Signoria sorgen!«
    »Ihr habt mir nichts zu befehlen«, gab Lorenzo zur Antwort. »Und jetzt fort mit euch, aber
pronto!
«
    Die Gäste reckten die Hälse. Der Anführer der Schar gab sich noch nicht geschlagen, auch wenn seine jüngeren Kameraden betretene Gesichter machten.
    »Sind nicht auch heidnische Schriften oder wollüstige Bilder in Eurem Besitz?«, fragte der Junge geifernd. »Schmuck, Spiegel, Schminktöpfe, weltliche Musikinstrumente, Spielkarten, teure Möbel, sündhafte Kleidungsstücke? Ihr werdet in der Hölle schmoren, wenn Ihr Euch nicht von diesem Lebenswandel abkehrt!«
    Lorenzo baute sich vor dem Knaben auf.
    »Fort mit euch, das ist mein letztes Wort! Ich fürchte euren Savonarola nicht und auch nicht eure Hölle!«
    »Das werdet Ihr bereuen«, zischte der Junge und drohte mit der Faust, bevor er sich mit seinen Gefährten zurückzog. Sie schritten |15| von dannen, mit dem Lied
›Viva Christo, e chi gli crede‹
auf den Lippen. Mit einem gewissen Stolz im Gesicht drehte Lorenzo sich zu seinen Gästen um.
    »Denen hab’ ich’s gezeigt!«, freute er sich. Angelina war beklommen zumute. Noch herrschte dieser Prior mit eiserner Macht in der Stadt. Jeder, der sich ihm widersetzte, fiel in Ungnade. Aber was konnte ihnen wirklich geschehen? Hatte sie nicht schon munkeln hören, dass der Stern Savonarolas im Sinken begriffen war?
    Das Grummeln aus der schwarzen Wolke war schwächer geworden. Aufgeregt schwatzend und gestikulierend kehrten die Gäste in den Empfangsraum zurück. Da ertönte ein erstickter Schrei aus dem Garten hinter dem Haus. Ein Diener kam mit weit aufgerissenen Augen angelaufen.
     
    Er hatte etwas gesehen, was ihm nicht gefiel, und er handelte schnell. Die Engel waren auf seiner Seite. Sie lenkten die restlichen Gäste ab, und als der Mann mit dem stolzen, besitzergreifenden Blick den Garten betrat, noch ganz ungläubig vor Glück, machte er diesem Theater ein Ende. Es war ein blutiges Ende, obwohl es schnell ging. Er musste alle seine Kräfte aufbringen, den Mann festzuhalten, als er zustach. Während er ihn zu Boden gleiten ließ, atmete er schwer. Als er die Augen hob, sah er mit einem Mal, dass er nicht allein war. Es war einer der Gäste. Sein Mund stand offen. Doch noch während er ihn beobachtete, verzog sich der ungläubig offenstehende Mund zu einem Grinsen. Es war, als hätte er diesem Mann, den er noch nie gesehen hatte, einen Gefallen getan, einen Wunsch erfüllt, auf den er kaum zu hoffen gewagt hatte. Der Gast deutete eine dankbare Verbeugung an und zog sich wortlos ins Haus zurück. Kurze Zeit später kam ein Diener heraus und im Haus erhob sich Geschrei, aber da war der Garten schon wieder leer.
     
    »Da liegt …«, stotterte der Diener, »da liegt …«
    Lorenzo packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn.
    »Was ist los, was hast du gesehen?«, rief er.
    |16| Dem Diener begannen die Zähne zu klappern. Er lief den anderen voran in den Garten und zeigte mit zitterndem Finger auf den Brunnen. Als Angelina mit den anderen näher trat, wurde ihr erst heiß, dann kalt. Signor Fredi, der für sie als Gatte ausersehen war, lag in gekrümmter Haltung am Boden, die Beine verdreht, halb an den Brunnen gelehnt. Ihr Vater war bleich geworden, Angelina sah das Entsetzen in seinen Augen und in denen der Gäste. Lorenzo drehte den Körper des Mannes herum. In seinem feisten Rücken steckte ein Dolch, und unter seinem Körper hatte sich eine Blutlache gebildet.

|17| 2.
    Lorenzo löste sich als Erster aus der Erstarrung.
    »Warum war Signor Fredi im Garten?«, fragte er atemlos.
    »Er sagte, er brauche frische Luft«, entgegnete der Diener. »Dann bin ich nach vorne, um zu sehen, was los war.«
    »Der Tote muss weg«, rief Lorenzo heiser und winkte zwei andere Diener heran.
    »Warum muss er weg?«, wollte Angelina wissen. Ihr war übel. Sie hatte ihn zwar nicht haben wollen, aber so einen Tod hatte der arme Mann doch nicht verdient. Es war ihr, als wäre sie schuld an dem, was geschehen war. Die anderen Festbesucher standen immer noch wie erstarrt.
    »Es
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