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Die Horden der Schattenzone

Die Horden der Schattenzone

Titel: Die Horden der Schattenzone
Autoren: Horst Hoffmann
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anständig und laufe mir über den Weg!«
    Der Kannibale tat ihm den Gefallen nicht. Alles war unheimlich still, wie die Ruhe vor dem Sturm. Nur ab und an zogen Himmelssteine ihre glühenden Bahnen und schlugen irgendwo in der Finsternis ein. Kein Shrouk war mehr zu hören. Die Kälte wurde noch klirrender. Gerrek schüttelte sich. Er mußte sich wieder bewegen, um hier nicht an den Felsen festzufrieren.
    Schaudernd richtete der Beuteldrache sich auf und marschierte ziellos in diese unselige Welt hinein. Irgendwann stand er vor den Ruinen, zwischen denen der getötete Shrouk lag, und wußte, daß er im Kreis gelaufen war.
    Aber das Schwert ließ ihn wieder an die Amazonen denken. Wenn schon nicht Siebentag, so sollte er doch Gudun und Gorma finden.
    Es gab keine Spur, der er folgen konnte. Bildete er sich das nur ein, oder ging es noch immer bergauf?
    Plötzlich sah er wieder tote Shrouks, die im Kreis um etwas Dunkles herum lagen. Gerrek konnte, als er sich zögernd näherte, keine Wunden an ihnen feststellen, die von Schwerthieben herrührten. Aber ihre Harnische waren wie eingedrückt, als ob Kalisses Geist hier erschienen wäre und ihnen die Eisenfaust in den Leib getrieben hätte.
    So fängt es an! dachte Gerrek erschreckt. Zuerst sehe ich Gespenster, dann höre ich Stimmen, und schließlich ist mein Geist so verwirrt, daß ich…
    Er konnte den Gedanken nicht zu Ende denken. Er hatte sich dem schwarzen Etwas genähert und war mit einem Fuß darangestoßen.
    Es sah aus, als bewegte es sich!
    Gerrek atmete erleichtert auf, als er sich darüber klar wurde, daß er sich nur mit den Krallen darin verhakt hatte. Schnell befreite er sich davon und fühlte schweren Stoff zwischen den Fingern.
    »Ein Umhang«, murmelte er. »Ein schwerer, schwarzer Umhang wie von einem…«
    Einem Dämon?
    Gerrek ließ ihn fallen und beeilte sich, von diesem unheimlichen Ort zu fliehen. Er rannte, bis er urplötzlich vor einem Abgrund stand. Fast hätte ihn der eigene Schwung in das Nichts gerissen, das vor und unter ihm gähnte. Heftig mit den langen Armen rudernd, warf er sich zurück und kroch auf allen vieren an die Kante zurück.
    Da war nichts mehr, nur ein schwaches Glühen in einer Tiefe, die Gerrek sich nicht einmal vorzustellen wagte. Der Fels, auf dem er lag, schien in diesem Nichts zu treiben wie eine gewaltige Scholle.
    Auch voraus und zu beiden Seiten war nichts mehr zu erkennen.
    »Wohin bin ich geraten!« jammerte der Mandaler wieder. »Das ist das Ende der Welt. Ganz sicher ist es so.«
    Natürlich war es das nicht. Gerrek konnte jedoch noch nicht ahnen, wie recht er mit seiner Vermutung hatte, sich auf einer riesigen Scholle zu befinden, die durch den glühenden Brodem der Schattenzone trieb.
    Er kroch zurück, bis er weit genug vom Abgrund entfernt war, um sich aufzurichten. Seine Knie zitterten, als er sich umwandte und in die Richtung zurückrannte, aus der er gekommen war.
    Er kam an den toten Shrouks und dem Umhang vorbei, dessen Anblick ihm einen kalten Schauder nach dem anderen über den Rücken jagte. Er lief weiter, in der Hoffnung, irgendwann die Lichtwand der Luscuma durch die Dunkelschleier leuchten zu sehen. Aber er fand etwas anderes. Die Shrouks, der Dämon, der klaffende Abgrund und alles, was ihn hier noch schrecken mochte, waren vergessen, als er vor dem kniete, was von Gudun und Gorma übriggeblieben war. Gerrek sah die Leichen und konnte doch nicht an das glauben, was seine Augen ihm zeigten.
    »Gudun«, brachte er heiser hervor. »Gorma…«
    Dicke Tränen liefen über seine Drachenhaut. Diese beiden Kämpferinnen, die ihm, Mythor und den anderen Gefährten so lange zugesetzt hatten, um dann endlich fast Freunde zu werden – tot!
    Es war fast so, als würde etwas von ihm selbst sterben. Gerrek schlug sich die Hände vor die Augen.
    So oft hatten sie ihre Leben aufs Spiel gesetzt, so viele Kämpfe durchgestanden… Es war undenkbar, daß sie hier vor ihm lagen, von den Bestien der Schattenzone erschlagen.
    Sie hatten etwas anderes verdient, einen besseren, ehrenhaften Tod!
    »Nein!« schrie der Mandaler da. In diesen Augenblicken war es ihm völlig gleichgültig, ob Shrouks ihn hörten. »Kein Tod kann ehrenhaft genug sein, um ihn zu erleiden! Ihr solltet leben, leben!«
    Und er wünschte sich, daß die Shrouks, die dieses angerichtet hatten, vor ihm erschienen. Er sprang auf, aber da waren nur die Felsen, die ihn durch die Düsterschleier anstarrten wie höhnische Grimassen. In hilfloser Wut spie
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