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Die Horden der Schattenzone

Die Horden der Schattenzone

Titel: Die Horden der Schattenzone
Autoren: Horst Hoffmann
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hin zum Krater bedeckten, aus dem wieder das unheimliche Glühen stieg.
    Himmelssteine gingen in unmittelbarer Nähe nieder. Es war nur eine Frage der Zeit, bis einer von ihnen die Luscuma traf.
    Ja, dachte Burra. Die Steuerhexe hat recht. Wir müssen fort. Wir können nicht länger verweilen. Ich kann weder Gudun noch Gorma suchen, noch mir Gewißheit über Mythors und Fronjas Schicksal verschaffen.
    Burra hatte Erfahrung genug im Umgang mit anderen Kriegerinnen, um zu wissen, daß ein solcher Befehl, das Schiff zu verlassen, endgültig zur Meuterei geführt hätte – zum Kampf aller gegen alle.
    So ertrug sie ihren Schmerz und rief die Amazonen zusammen, um ihnen das zu verkünden, was Luscuma ihnen ohnehin schon mitgeteilt hatte. Lexa hörte es mit Befriedigung. Doch kein Triumph zeigte sich auf ihrem Gesicht.
    Sie hatte Mitleid mit Burra – und genau das war es, das die Amazone von niemanden erfahren wollte.
    Nur Tertish gestattete sie, sie unter Deck zu begleiten. Einige wenige noch frische Kriegerinnen hielten Wache, während die anderen eine Pause erhielten, um neue Kräfte für die auf sie zukommende Arbeit zu sammeln.
    Doch bevor es dazu kam, erwartete sie eine faustdicke Überraschung.
*
    Siebentags seltsames Verhalten hatte Gerrek keine Ruhe gelassen, und so war er auf leisen Sohlen zur Tür seiner Unterkunft zurückgeschlichen und lauschte.
    Er hörte, wie sich der Wilde mit jemandem zu unterhalten schien, soweit sich bei seinen Knurrlauten von einer Unterhaltung reden ließ. Dann wieder lachte er wie ein spielendes Kind. Und als Gerrek die leise wispernden Stimmen hörte und gleich darauf Siebentags Ausruf »Mythor!«, war er nicht mehr zu halten.
    Er nahm Anlauf und warf sich mit dem ganzen Gewicht seines Drachenkörpers gegen die Tür, daß sie barst. Ein zweiter Stoß schuf ihm eine Lücke, durch die er sich gerade hindurchzwängen konnte.
    Was er nun sehen mußte, raubte ihm für einen Moment den Atem.
    Ein unterarmgroßer Zwerg stand auf Siebentags linker Hand, von der anderen umklammert, und wand sich in diesem Griff. Gerrek kniff die Augen zusammen, öffnete sie wieder und wußte, daß sein Verstand ihm kein Trugbild vorgaukelte. Dieser Zwerg… das war Mythor!
    Und die beiden anderen dort im Glas… Fronja und ein Fremder!
    Und was tat Siebentag? Starr vor Entsetzen mußte Gerrek sehen, wie er die Hand mit Mythor ganz nahe an seinen Mund führte, die Zähne nun fletschend und…
    »Nein!« schrie der Mandaler. Mit einem einzigen Satz war er heran und lähmte den Kannibalen mit seinem kalten Griff.
    Mythor verlor auf der schlaff werdenden Hand sein Gleichgewicht und stürzte zurück auf das Polsterlager. Gerrek kippte das Glas um, auf daß Fronja und dieser seltsame Schlangenmensch mit den vielen Bandagen herausklettern konnten.
    Fronja lief Mythor in die Arme, während der Fremde Gerrek unsicher ansah. Ungläubig betrachtete der Mandaler die Zwerge, deren Bewegungen so flink waren. Aber hatte er denn da wirklich und wahrhaftig Mythor und Fronja vor sich? Sollte er nicht viel eher glauben, daß es einem Dämon gefallen hatte, die Freunde zu töten oder in irgendeinem Versteck gefangenzuhalten und diese zwergenhaften Ebenbilder zurück zur Luscuma zu schicken?
    Gerrek hatte sich auf die Knie sinken lassen. Sein Drachenmaul lag flach auf dem Lager. Und nun endlich kamen Mythor und Fronja Hand in Hand auf ihn zu. Sie lachten beide. Gerrek konnte natürlich nur Fronjas Schleier sehen. Er kannte ihr schrecklich verunstaltetes Gesicht ja nicht einmal. Er sah die Tochter des Kometen zum erstenmal und wußte doch, daß sie es war – und daß sie lachte.
    Und sie sprachen zu ihm. Das war Mythors Stimme, auch wenn sie noch schwach und etwas zu hell klang. Gerrek brachte vor Rührung und Wundern kein Wort heraus. Er hörte nur zu – und erfuhr nach und nach, was den Freunden in der Hermexe und später hier in der Schattenzone zugestoßen war.
    Bestürzt blickte er auf den reglosen Kannibalen, als er begriff, daß dieser sie vor dem Dämon Asculuum gerettet hatte. Auch daß sich Gudun und Gorma für ihn opferten, ergab nun einen Sinn. Nicht für Siebentag ließen sie ihr Leben, sondern für Mythor und die Tochter des Kometen, die sie so lange als ihre Erste Frau von Vanga verehrt hatten.
    Doch auch Gerrek mußte sich nun fragen, wie es Siebentag denn gelungen sein sollte, einen Dämon einfach zu töten.
    Gerrek erfuhr, daß der Fremde mit den Bandagen und dem biegsamen Körper Robbin hieß und ein Pfader
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