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Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot
Autoren: Piers Anthony
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Paul wie betäubt. Plötzlich fügte sich alles zusammen. Hatten ihn die vergangenen Erfahrungen letztendlich doch in die richtige Richtung gebracht? „Aber Gott würde nicht eine ganze Kolonie vernichten.“
    „Ich biete eine Hypothese an“, sagte der Ehrwürdige Pater. „Nehmen wir zum Besten des Universums oder zumindest des galaktischen Clusters an, daß es notwendig ist, eine Reihe von intelligenten Wesen auf besondere Weise heranzubilden. Wesen mit einer starken Kirlian-Aura, die zu passenden Werkzeugen werden, vielleicht aus unvollständigem Material, aber auf die speziellen Bedürfnisse zurechtgeschnitten. Nennen wir sie Herald den Heiler oder Melody von Mintaka oder Flint von der Außenwelt – oder Paul von Tarot. Nehmen wir an, diese Wesen werden, wenn sie entsprechend vorbereitet sind, Strömungen hervorrufen, die im Verlauf von Millionen Jahren den gesamten Cluster vor der sinnlosen und ironischen Vernichtung bewahren. So zum Beispiel durch den Entwurf eines Kartenspiels, dessen Bilder in kritischen Situationen ein Grundverständnis herbeiführen …“
    „Lächerlich!“ schnappte Pater Paul.
    Der Ehrwürdige Pater lächelte. „Ohne Zweifel. Ich würde solche Phantasien anderen gegenüber sicher nicht durchspielen. Aber falls eine solche vorstellbare Tatsache zuträfe – wäre da nicht die Aufgabe einer einzigen Kolonie ein bescheidener Preis? Wir dürfen Gottes Entscheidungen nicht an unseren Maßstäben messen.“
    Pater Pauls Hand glitt in die Tasche, in der sich der Entwurf zum Animationstarot befand. Konnte dies zutreffen? „In jenem Fall“, antwortete er ehrfürchtig, „existiert Gott – und dies ist Sein Wille.“
    „Ist es nicht besser, dies zu glauben – als den ursprünglichen Glauben an ihn zu verleugnen?“
    „Ja“, rief Pater Paul, als sein zurückgedrängter Glaube so bestätigt wurde. Plötzlich fühlte er sich wieder wohl.
    Wieder lächelte der Bischof. „Du kannst dessen sicher sein, daß weder diese Unterhaltung noch die holographischen Aufzeichnungen in allgemeinen Umlauf geraten. Der Kolonisationscomputer, daran zweifelte ich nicht, wird in eben diesem Augenblick die Angelegenheit als Absolutes Satanisches Geheimnis klassifizieren, und ich erwarte, daß meine Kopie des Berichtes in Bälde konfisziert werden wird. Ich möchte nur, daß du weißt, daß ich es für Gottes Willen halte, wenn man dich dieser Erfahrung unterzog, dieser Prüfung in der Hölle, und daß du dich so verhieltest, daß Er zufriedengestellt wurde. Es ist leicht, edel und keusch zu sein, wenn man nicht durch Druck, Verführung und Veränderung des Bewußtseins versucht wird. Du warst jedermann; du wurdest gepeinigt, hast es aber überlebt. Daher hast du die Spezies gerechtfertigt und vielleicht auch die Lebensform, die sich in diesem Teil des Universums etabliert hat, die Lebensform mit der Aura.“
    „Danke“, murmelte Pater Paul, der sich weder edel noch keusch wähnte.
    Der Ehrwürdige Pater Bischof Crowder machte eine abschließende Handbewegung. „Doch da gibt es noch etwas. Der Heilige Orden der Vision ist, wie ich schon sagte, im Begriff, sich auszubreiten. Dies ist kein Resultat irgendwelcher missionarischer Bemühungen unsererseits, sondern weil wir ein Bedürfnis der gegenwärtigen Gesellschaft in ihrer Krise zu befriedigen scheinen. Aber ich wiederhole mich. Ich möchte nur sagen, wie wichtig es ist, unsere fähigen Leiter nicht durch andere Dinge zu verlieren.“
    „Natürlich“, stimmte Pater Paul zu, wußte aber nicht, worauf der andere hinauswollte.
    „Ich vermute, auch du wirst der Aussage zustimmen, daß die Ehrwürdige Mutter Mary fähig ist.“
    Die Bedeutung wurde auf unangenehme Weise deutlich. „Ja! Sie hat mir geholfen, aus der früheren Dunkelheit meines Bewußtseins herauszufinden. Aber sie würde niemals …“
    Der Bischof schüttelte den Kopf. „Sie hat von sich aus aufgegeben.“
    Pater Paul war schockiert. „Ihr Glaube an Gott ist absolut und keinen Schwankungen unterworfen wie bei mir …“
    „Sie möchte den Heiligen Orden der Vision verlassen. Sie macht so lange weiter, bis wir einen Ersatz für die Station gefunden haben. Mir kam in den Sinn, daß du ihre Probleme vielleicht verstehen …“
    „Ich? Nun, ich …“ Pater Paul unterbrach sich verärgert. „Ihr habt mich doch nicht etwa befördert, damit ich ihre Stelle einnehme?“
    „Nein, natürlich nicht. Jedenfalls nicht direkt. Sie sollte ohnehin auf eine andere Station versetzt werden, daher
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