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Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot
Autoren: Piers Anthony
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„Du hast irgend etwas … irgendeine Kraft …?“
    „Die Kraft des erneuerten Glaubens an Gott“, antwortete Pater Paul. Zu diesem Zeitpunkt wollte er noch nicht die Sache mit der Aura erklären. „Aber die Ehrwürdige …?“
    „Pater, ich bin sicher, du wirst damit fertig werden.“ Und mehr wollte Bruder Peter nicht sagen.
    Pater Paul ging zum Büro, wenn er auch von der Reise etwas mitgenommen war. Dort hatte seine Mission vor langer Zeit in einer anderen Welt begonnen; es war angemessen, daß sie auch hier endete. An der Tür blieb er stehen und suchte nervös seine Argumente zusammen: wie sie innerhalb des Ordens noch so viel Gutes tun könne, daß sie ihm nichts Übles angetan hatte, indem sie ihn auf den Planeten Tarot geschickt hatte, sondern ihm die Entdeckung seiner selbst erst ermöglichte, wie gut der Ehrwürdige Pater Bischof Crowder von ihr gesprochen hatte, daß der Orden sie in dieser Krise der Expansion mehr brauchte als jemals zuvor. Er würde nicht erwähnen, was er von ihrer Vergangenheit erfahren hatte, ehe sie den Orden betrat, das wäre undiplomatisch, wenn sie auch dadurch in seinen Gedanken eine menschliche Qualität erhalten hatte, die sie vorher für ihn nicht besaß. Statt eines Engels war sie eine engelsgleiche Frau, und das war ein bedeutender Unterschied. Aber er würde sein Bestes tun, sie zum Bleiben zu überreden. Jawohl.
    Er Öffnete die Tür und trat in das kleine Büro, wie früher auch. Sie stand von ihm abgewandt an ihrem Schreibtisch, eine schrecklich verlorene Gestalt. Was war nur mit ihr geschehen?
    „Mar“, sagte er und verspürte eine Aufwallung gänzlich fremder Gefühle. Das hatte er doch gar nicht sagen wollen!
    „Paul, ich weiß, was du vorhast“, sagte sie mit leicht gedämpfter Stimme. „Aber ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich möchte dir nur die Abläufe hier im Büro erklären und dir gratulieren.“
    Irgend etwas … die Animationsszene vom Paradiso … „Mary, sieh mich an“, sagte er leise.
    Langsam drehte sie sich um und versuchte gar nicht, die Tränen vom Gesicht zu wischen. „Du bist in Sicherheit. Gott segne dich.“
    Gott segne dich. Bruder Paul blickte ihr eindringlich ins Gesicht und erkannte erst jetzt, was er zuvor nicht hatte sehen können. Sie war der Engel, den er die gesamten Animationen hindurch gesucht hatte! Kein Wunder, daß er sich Amaranths Avancen niemals richtig hatte hingeben wollen. Amaranth war bestenfalls eine Ersatzgestalt gewesen, Ersatz für die Frau, die er wirklich liebte. Während der Abenteuer in den Animationen hatte er gesucht – was er zurückgelassen hatte. Das Mädchen von nebenan. Aber er hatte niemals zu hoffen gewagt – nicht einmal in der Phantasie –, diese ideale Frau könnte jemals die seine sein.
    Und was ließ ihn annehmen, etwas habe sich verändert? Sie hatte ihm nie zu erkennen gegeben, daß sie irgendein romantisches Interesse an ihm hegte; sie war immer sittsam geblieben, wie es die Position von ihr verlangte. Es war schwierig zu glauben, ihre Vergangenheit vor dem Orden sei ebenso buntscheckig wie die seine. Irgendwie war sie ihm wie ein höheres Wesen vorgekommen. Und jetzt hatte sie vor, bestürzt über eine vermeintlich falsche Entscheidung, zu diesem geringeren Vorleben zurückzukehren?
    Er wollte angesichts dieser gerade entdeckten Liebe laut aufschreien, konnte jedoch nicht. Welch ein Narr war er doch anzunehmen, dieser Engel würde seinen Antrag jemals ernst nehmen! Wenn er sich erklärte, würde er eine höfliche, sanfte, halb entschuldigende Ablehnung erfahren. Ein Versuch, ihn wieder auf seinen Platz zurückzuweisen, ohne seine Gefühle zu verletzen. Trotz der eigenen, sie bedrängenden Probleme würde sie sich aus Anständigkeit heraus diese Mühe machen. Sie zu berühren hieße, sie zu zerstören, wie er Schwester Beth zerstört hatte – selbst wenn er sie nur mit einem Wort anrührte. Dazu hatte er kein Recht!
    Aber – warum weinte sie? Er hatte sie nie zuvor so offensichtlich bekümmert gesehen, so aus dem Gleichgewicht gebracht, nie zuvor hatte er gewußt, daß sie überhaupt weinen konnte. Wenn es die Sorge um ihn auf der gefährlichen Reise war, die man ihr verweigert hatte, dann war sie doch nun davon erlöst. Er hatte überlebt, war reifer geworden, war zurückgekehrt! Wenn sie traurig war, den Orden zu verlassen, warum tat sie es dann? Es mußte etwas anderes sein!
    „Mary, sag mir doch, was dich bekümmert“, sagte er. „Wenn es um den Verlust der Station
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