Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
hier geht, dann werde ich das Amt gern zurückweisen. Ich weiß ohnehin, daß ich dir kaum gleichkommen werde. Ich werde von hier fortgehen …“
    Die Stimme klang kontrolliert und stand damit im Gegensatz zu den Augen. „Tu das nicht, Paul. Ich freue mich über deinen Erfolg. Ich muß mich entschuldigen, die Beherrschung verloren zu haben – das war in dieser Situation unangebracht.“ Sie hielt inne und fragte dann: „Du hast Gott gesehen?“
    Sie etwa nicht? Sie war doch nicht der Typ, ihn darum zu beneiden. Aber irgend etwas Wichtiges blieb hier unklar.
    Er dachte an sein neues Tarotspiel. Konnte es ihm helfen? Nein, das mußte er allein herausfinden. Er hatte bei Schwester Beth die falsche Entscheidung getroffen, einem Mädchen, das er kaum gekannt hatte. Wieviel kritischer war nun diese Entscheidung? Sollte er alles riskieren, indem er Mary seine Liebe offen gestand? Oder sollte er sie verbergen? Er konnte es nicht ertragen, sie so zu sehen, so unerklärlich traurig – aber er konnte es sich auch nicht leisten, die Situation durch einen weiteren Irrtum zu verschlimmern.
    Es gab nur einen Weg. Pater Paul sank auf die Knie und betete zu Gott um eine Antwort.
    Ihm gegenüber tat die Ehrwürdige Mutter Oberin das gleiche.
    Gott von Tarot, Gott der Erde, Gott meiner Erfahrung – zeige mir den Weg! betete er inständig.
    Gott sprach nicht zu ihm. Das hatte Gott nie getan – nicht auf diese Weise. Sollte er statt dessen zu Satan beten? Der Teufel gab immer eine Antwort!
    Nein! Gott und Satan mochten vielleicht eins sein, und vielleicht gab es so etwas wie das Böse überhaupt nicht – aber er mußte sich an dem Aspekt orientieren, an den er glaubte. Den Gott des Guten, des Rechts, der Liebe. Dein Wille geschehe.
    Mary sagte: „Ich sehe dich betrübt, Paul. Es ist nicht recht, daß ich meinen Kummer vor dir verberge. Das sagt mir Gott. Ich werde einfach darlegen, was mich bedrückt. Ich … ich hatte in deiner Abwesenheit Visionen, die mit dir zu tun hatten. Es war manchmal, als sei ich … eine Sirene, eine Hure, eine Verführerin, wie ich auch war, ehe ich zu Gott fand. Ein böses Wesen, daß deine Gedanken und dein Handeln auf Abwege lockte. Dein Herz und Auge waren auf Gott gerichtet, aber ich war der Mittler Satans und habe dich in die Hölle gelockt, bin vor nichts zurückgewichen und habe sonderbare Tarotkarten benutzt …“ Sie brach in Tränen aus. „Ich hätte nie gedacht, daß in mir solche Abgründe der Gemeinheit geblieben waren. Ich muß auf immer aus deinem Leben verschwinden. Möge mir Gott meine Sünde gegen dich vergeben!“
    Pater Paul riß die Augen auf und starrte über den Abgrund hinweg, der ihn von Mary trennte. Ihre Augen blieben geschlossen, und das nun ruhigere Gesicht war ihm auf unheimliche Weise neu vertraut. Sie hatte ihr Geständnis abgelegt – ohne die wahre Bedeutung zu begreifen. Sie war psychisch mit ihm verbunden gewesen, während aller Animationen! Sie dachte, Amaranths Tricks und die Therions entstammten ihrer Phantasie und ihrem Willen. Sie konnte nicht wissen, daß das, was für sie falsch war, für ihn die Wahrheit bedeutete. Sie hatte Satan gesehen – und er hatte ihn als Gott erkannt.
    Welches Mittel konnte sie über Lichtjahre hinweg verbunden haben? Keine bekannte Kraft würde als Erklärung ausreichen, es sei denn, Gottes Wille – ausgedrückt durch die Kraft der Liebe.
    Sie liebte ihn!
    Mit neuem Verständnis betrachtete er ihr Gesicht. Mary hatte seine Erfahrungen geteilt. Er brauchte vor ihr keine Geheimnisse haben, keine Scham zu verdecken. Sie hatte ihn in seiner schlimmsten Phase gesehen – und versucht, das Böse auf sich selber zu beziehen.
    „Und hast du auch vor dem Kreuz gestanden, als Jesu angeschlagen wurde?“ fragte er leise. „Und warst du auch im Zehnten Himmel des Paradiso?“
    „Ja“, sagte sie, begriff aber immer noch nicht. Wie gesegnet doch ihre Unschuld war!
    In dieser ruhigen Haltung erinnerte sie ihn stark an …
    Wie ein Novaausbruch brach es über ihn herein: An Carolyn! Seine Tochter in den Animationen! Nicht an die Kinderdarstellerin, die nun mit ihrem Verlobten auf dem Weg zu einem neuen, fernen Planeten war, wo die Religion kein so schwerwiegendes Problem darstellte. Eher an diejenige, die ihn in dem Flugzeug begleitet hatte, als er sein altes College besuchte, zehn Jahre in der Zukunft. An die, die er im vierzehnten Jahrhundert hatte retten wollen. Seine richtige Tochter – seine zukünftige Tochter!
    Hier stand die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher