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Die Hoehle des Grauens

Die Hoehle des Grauens

Titel: Die Hoehle des Grauens
Autoren: Ben Nevis
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bemerkte Elisabeth, die fülligere der beiden Damen. »Auf der Bahnstation war es ja richtig kühl und unheimlich! Da ist es gut, einen starken Mann bei sich zu wissen!«
    »Nun, das Ganze ist keine Kaffeefahrt«, gab Mr Stanley geehrt zurück, »aber Sie sagten doch, Sie hätten starke Nerven!«
    »Davon können Sie ausgehen!«, bestätigte die andere Mrs Waterstone. Sie war schmaler als ihre Schwester und trug ihre grauen Haare zusammengebunden. »Es gibt kaum etwas, was uns überraschen könnte. Seit einem halben Jahrhundert ist keine Gruselgeschichte vor uns sicher.«
    »Gespenster sind nämlich unsere Leidenschaft«, fiel ihr ihre Schwester ins Wort. »Wir sind ihnen bereits ein halbes Leben lang auf der Spur. Auch in der Gespensterburg möchten wir einen echten Geist entdecken. Nicht wahr, Lythia?«
    »Nun plappere doch nicht immer so viel aus, Elisabeth!«
    Mr Stanley lachte auf. Taktvoll, oder vielleicht auch weil ihm die alten Damen etwas zu versponnen waren, wechselte er das Thema und wandte sich Justus zu. »Na, junger Mann, wie haben Sie die kleine Einlage vorhin im Zug weggesteckt?«
    Justus räusperte sich und antwortete trocken: »Ich hoffe doch sehr, dass noch aufregendere Dinge in den nächsten Tagen geschehen werden!«
    »Da können Sie Gift drauf nehmen«, bekräftigte Mr Stanley. »Mrs Jones hat sich bestimmt einiges einfallen lassen. Ah, da kommt schon unser Fahrer. Der große Mann dort mit den schwarzen Haaren, das scheint Ken zu sein. Er hat mir verraten, dass wir jetzt eine Stunde kräftig durchgeschüttelt werden. Schnallen Sie sich gut an, meine Damen.«
    Mr Stanley hatte nicht zu viel versprochen. Der Schotterweg war in einem Zustand, dass es wirklich eines Jeeps bedurfte, um voranzukommen. Lythia Waterstone klammerte sich nervös an den Innengriff über der Tür. Althena und Corona begutachteten gelassen die Landschaft. Peter schien sich eher für die beiden Detektivinnen zu interessieren als für die Umgebung. Justus bemerkte es mit einer Mischung aus Amüsement und Missfallen.
    Auf einmal deutete Ken, der Fahrer, auf ein enges Tal: »Das ist ›die Schlucht des Todes‹«, sagte er. »Im Wald dahinter liegt unser Ziel.«
    Sie überquerten einen Wildbach, der schäumend aus dem Tal hervorschoss, dann schluckten die Wände der Schlucht das letzte Licht des Tages. Ken schaltete die Scheinwerfer ein und drosselte die Geschwindigkeit. Der Weg wurde immer schlechter.
    Bob starrte krampfhaft geradeaus. Er vertrug solche Autofahrten nicht, und sein Magen begann sich zu melden. Zum Glück saß er vorne. Angestrengt suchten seine Augen einen möglichst festen Punkt, an dem sie sich festhalten konnten. Plötzlich stutzte er: Im Scheinwerferlicht des Wagens war ein Mann aufgetaucht. »Seht doch mal!«, rief Bob. »Ein Kerl mit Pfeil und Bogen! Jetzt zielt er auf uns! Dort, auf dem Felsen!«
    Der Jeep fuhr langsam, und auch die anderen konnten den Mann sehen. Er wirkte fast wie eine Statue. Ein Knie auf dem Boden, das andere angewinkelt, hielt er die ungewöhnliche Waffe im Anschlag. Bob fielen die wilden hellen Haare des Mannes auf und auch das lederne Oberteil, das er trug. Sein Gesicht war hinter einem wuchernden Bart fast vollständig verborgen. Doch dann war der Felsen aus dem Lichtkegel des Autos verschwunden, und der Spuk schien vorbei.
    »Der Wilderer!«, entfuhr es Ken. »Eben war er doch noch …«
    Lythia Waterstone übertönte ihn mit ihrer tiefen Stimme. »Wirklich ein guter Einfall von Mrs Jones«, meldete sie sich zu Wort. »Wenn ich nicht wüsste, dass es wieder einer ihrer Scherze ist, hätte mich der Anblick zu Tode erschreckt!«
    »Lady, dies ist kein –«, wollte Ken fortfahren, doch er unterbrach sich mitten im Satz. »Sie haben vollkommen recht, meine Damen! Alles ist völlig harmlos! Ein Scherz«, er lachte auf, »ja, ein Scherz!«
    Plötzlich war Ken wie ausgewechselt. »Bald erreichen wir die Geisterburg«, sprudelte er los. »Rechts könnten Sie bei Tageslicht das Bäreneck bewundern, ein steiler Felsen, auf dem immer wieder Bären gesichtet werden. Und etwas weiter dahinter liegt der Bärensee, bei Tage ein schönes Ausflugsziel. Er speist den Bach, den wir vorhin überquert haben …«
    Justus, Peter und Bob achteten nicht mehr auf die weiteren Ausführungen. Zu sehr waren sie mit der Erscheinung auf dem Felsen beschäftigt. Kein Zweifel: Ken versuchte etwas zu vertuschen. Der Wilderer schien nicht wirklich zu den geplanten Attraktionen des Erlebnishotels zu
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