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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen
Autoren: Pamela Freeman
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Lanze, an welcher der rote Schal im frühmorgendlichen Wind zu flattern begann.
    Dann berührte sie den Hals des Rotschimmels und lenkte ihn zu Maryrose hinüber.
    »Kommst du hoch?«, fragte sie und reichte ihr eine Hand. Maryrose beäugte das Pferd zweifelnd, ergriff jedoch Brambles Hand. Acton half ihr, hinter Bramble aufzusteigen, und lehnte sich dann mit einer Hand an die Schulter des Rotschimmels. Merrick trat vor und stellte sich an die andere Schulter.
    »Was hast du vor?«, fragte Ash.
    Sie schaute dorthin hinauf, wo die Klippe abrupt endete, weit oberhalb der Wellen. »Er ist ein Pferd, das gerne springt«, sagte sie. »Wir werden springen.«
    Ihre Mienen waren so ernst, dass Bramble hätte lachen wollen. Aber sie merkte, dass auch ihr die Tränen in den Augen brannten. Als Geste des Abschieds berührten alle nacheinander ihr Bein: Ash, Martine, Safred, Leof und Sorn.

    Sogar Saker. »Danke«, sagte er.
    Die sich windenden Gestalten bewegten sich nun schneller, die Gesten waren deutlicher, brachialer, das Kreischen lauter; wer es hören konnte, fiel entweder zu Boden, umklammerte sich den Kopf oder hielt sich, was nutzlos war, die Ohren zu.
    Bramble begriff, dass sie versuchten, ihr einen Schrecken einzujagen. Nur wenn sie keine Angst hatte, würde ihr Tod die Domänen wieder sicher werden lassen. Wenn sie hingegen im Tod Angst hatte, würde sie ihnen damit eine Tür öffnen, und sie würden in diese Welt hineinstürmen, um sie zu zerstören, eine schlimmere Plage noch, als die Windgeister es sein konnten, da sie der Feind jeden Lebens waren.
    Dann gestattete sie sich ein Lächeln, und jenes vertraute Vergnügen, das sie immer vor einem Jagdrennen empfand, machte sich in ihr breit. Mit der Angst hatte sie nie auf vertrautem Fuß gestanden, und sie würde jetzt auch nicht damit anfangen, nicht, da ihre Liebe neben ihr rannte, nicht jetzt, da sie den Sprung ihres Lebens vor sich hatte.
    Sie hob die Lanze über ihren Kopf, und die Geister schlossen sich ihr an, Cael und Owl an ihrer Spitze.
    Sie schnalzte dem Rotschimmel mit der Zunge zu.
    Er setzte sich in Bewegung, nahm Geschwindigkeit auf und preschte in die morgendliche Sonne hinein den Hang hinauf. Maryrose hielt sich an ihr fest. Dann stieß er zu jenem gewaltigen, unmöglichen Sprung ab, wie er es vom Rand des Abgrunds in Wooding auch getan hatte und der sich ganz wie Fliegen anfühlte. Sie schossen hinauf in eine gebrochene Welt aus Licht und Luft, während der rote Schal hinter ihnen flatterte, und einen Augenblick lang schwebten sie über den lockenden Wellen, dem weißen Wasser, den Klippen. Und während sie fielen, lachte Bramble.

Ash
    Als Ash sah, dass sie sich wie Schatten vor der aufgehenden Sonne abhoben, stockte ihm der Atem. Dann konnte er erkennen, wie die Schatten mitten in der Luft verblassten, sich auflösten wie ein Wassergeist im Wind.
    Der Rest der Geisterarmee folgte, wobei Cael sie anführte, gefolgt von Flax und Zel, und dann folgten immer mehr, immer schneller, da die Hinteren nun begriffen, was geschah, und danach drängten, sich zu bewegen, zu springen, befreit zu werden.
    Keiner von ihnen warf einen Blick zurück.
    Während sie alle sprangen und verblassten, nahm die ohrenzerreißende Bedrohung durch die Seelenfresser ein wenig ab, zogen sich die durch sein Sichtfeld ziehenden Gestalten zurück.
    Nachdem die Sonne ganz aufgegangen war, waren sie weg, Geister und auch Seelenfresser, und Ash nahm allmählich wieder die normalen Geräusche auf der Landspitze wahr. Irgendwo muhten Kühe, darauf wartend, gemolken zu werden. Die Wellen der See schlugen unten gegen die Klippe. Die morgendliche Brise wehte sanft über die Felsen.
    Ash schaute sich auf der Landspitze um, blickte auf die von den Geistern zurückgelassenen Waffen, die wie ein Stapel Tribute um Baluch herumlagen, blickte auf die Zurückgebliebenen. Es war nicht nur die Gruppe der Unterhändler,
sondern da waren auch Turviter sowie andere, die allem Anschein nach auf Wanderschaft gewesen waren. Menschen vom Land, die nach Turvite geeilt waren, um dort Schutz zu suchen, waren nun endlich angekommen, darunter auch seine Eltern. Rowan und Swallow traten lächelnd zu ihm. Steif ging er ihnen entgegen, wohl wissend, dass er stürzen würde, falls er versuchte zu laufen. Seine Mutter nannte ihn beim Namen, und in dem Wort klang ein Schluchzen mit, so als habe sie Angst um ihn gehabt. Er fiel ihnen beiden in die Arme, erschöpft, aber glücklich.
    Er wandte sich Martine zu, um sie
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