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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen
Autoren: Pamela Freeman
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andere nur als ihre Untergebenen oder Feinde betrachteten. Wütend
sein konnte er nicht auf seinen Vater, aber er konnte ihn bemitleiden. Und er konnte ihn kontrollieren.
    »Ich habe dich erweckt, Alder, Sohn von Snipe, und ich kann dich wieder in die Finsternis jenseits des Todes werfen«, sagte er.
    »Ha!«, schnaubte Alder. »Versuch es doch.«
    Saker warf einen raschen Blick zum Himmel hinauf, der sich bereits wieder erhellte. Die kurze Sommernacht war fast vorüber.
    »Alder, Sohn von Snipe!«, rief er. »Ich strebe Gerechtigkeit an. Ich strebe Ausgewogenheit an. Und in ihrem Namen verbanne ich dich in die Finsternis, aus der du kamst.«
    Sein Vater wandte sich ihm zu, leichenblass, seinen Stiernacken hochgezogen und die Hände zu Fäusten geballt. Er machte Anstalten, Saker niederzuschlagen, wie er es schon so häufig getan hatte.
    Saker hielt ihm die Hand entgegen, den Handteller nach oben gerichtet. »Ich verbanne dich zur Reglosigkeit!«, schrie er. Es war ein Zauber, den er Freite hatte verwenden sehen, selbst aber noch nie versucht hatte.
    Alder wurde erst langsamer und blieb dann ganz stehen, wie jemand, der in Sirupmasse stecken geblieben ist. Dann sammelte er seine Kräfte und versuchte, gegen den Zauber anzugehen.
    Sein Wille stand jetzt gegen den seines Vaters. Saker zögerte einen Moment. Dann trat Zel an seine Seite, und Martine kam an die andere, wie eine Mutter, wie seine Mutter, der sie so ähnlich sah.
    Er festigte seine Stimme. »Alder, ich verstoße dich; ich verstoße dich aus dieser Gemeinschaft in die Arme der Todesfee!«
    Der Geist seines Vaters verblasste und verschwand.
    Jetzt können die anderen zur Wiedergeburt schreiten,
dachte Saker. Er holte tief Luft und sah sich um, darauf wartend, dass der Kreis der Geister mit dem morgendlichen Licht verblasste.
    Aber sie verblassten nicht.
    Die Gestalten, die er aus den Augenwinkeln sah, wurden noch ungestümer und stärker.

Bramble
    Das fortwährende Gegreine der Seelenfresser war mittlerweile zu einem quälenden, gellenden Geschrei geworden. Allmählich konnten dies auch andere um sie herum vernehmen. Merroc und Ranny schauten sich um, als suchten sie nach der Quelle. Die Geister bewegten sich voller Unbehagen und bildeten kleine Gruppen.
    »Da stimmt etwas nicht«, sagte Bramble, kaum im Stande, neben den sich windenden Gestalten, die ihre Sicht vernebelten, etwas zu erkennen. »Die Geister müssen verblassen, und zwar rasch, sonst wird die Barriere brechen. Safred, kannst du die Götter befragen?«
    Safreds Augen wurden glasig, wie sie alle es schon so häufig gesehen hatten. Dieses Mal aber schüttelte sie den Kopf. »Sie sind nicht hier. In mir ist kein Platz mehr für sie. Ich bin ausgefüllt.« Sie legte eine Pause ein, als wolle sie darüber nachdenken, ob sie froh oder gekränkt war. Dann traf sie eine Entscheidung. »Ich werde sie nie wieder hören«, sagte sie zufrieden.
    Bramble streckte ihre Fühler nach den Göttern aus, aber sie waren sehr weit entfernt, zu weit, um sie deutlich zu hören. »Kannst du die Steine deuten, Martine?«, fragte sie.
    Saker trat zu ihnen, und widerwillig trat sie zurück, um ihn in den Kreis aufzunehmen. Sie hatte ihn so lange gehasst …. Wenn sie ihn jetzt töten würde, würden die Geister verblassen.
Das war ihre Chance, Rache zu nehmen, eine gerechte Sache. Sie zückte ihr Messer und sah zu Acton hinüber. Er starrte Saker mit tiefem Mitgefühl an, und irgendwie wurde es ihr danach möglich, ihre Wut loszulassen. Mitleid für Saker und eine Art ratloses Verständnis durchströmten sie. Sie ließ ihr Gürtelmesser wieder in seine Scheide gleiten, und bei der Bewegung entwich ihr ein Seufzer.
    »Ich glaube, sie haben sich verirrt«, sagte er zögernd »Sie sind bereit zu gehen, aber sie wissen nicht wie. Der Zauber hat sie von der Finsternis jenseits des Todes abgeschnitten, und sie müssen ihren Rückweg erst noch finden.«
    »Vielleicht versperren die Seelenfresser ihnen den Weg«, sagte sie langsam.
    Saker erbleichte und sah sich hektisch um auf die sich verdrehenden Gestalten. »Seelenfresser?« Seine Hände zitterten. »Was habe ich getan?«
    »Wenn du mich so verbannen könntest, wie du deinen Vater verbannt hast, könnten sie mir dann folgen?«, fragte Acton.
    »Das glaube ich nicht. Ich habe ihn dorthin geschickt, wo er herkam – und das war nicht auf dem Weg zur Wiedergeburt.« Die Worte kamen stockend.
    Dann trat Maryrose zu ihnen. Sie schaute Ash an.
    »Sag, was du sagen möchtest«,
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