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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen
Autoren: Pamela Freeman
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stellten sie fest, dass die Öffnung mit Geröll sowie mit ihren Satteltaschen, die mitsamt Medric heruntergerutscht waren, verstopft war. Bramble zerrte die Taschen zwischen den Steinen hervor, wobei sich Kieselsteinchen lösten. Dann leerte sie sie und
verstaute schließlich Kleider, Haarbürste, Stiefelschnürbänder, Lappen und Salz allesamt in einer Tasche, sodass die andere leer blieb und einsatzbereit war. Fast leer. Auf ihrem Boden lag der rote Schal, den sie bei ihrer Abreise von Gorhams Hof dort verstaut hatte. Gewonnen hatte sie ihn, als sie die Wiedergeborene Jagdbeute geworden war. In dieser dunklen Welt war er der einzige Farbfleck, und sie ließ ihn dort, wo er war, unsicher, ob dies gefühlsselig oder klug von ihr war. In den Schal war eine Brosche gewickelt, die Ash ihr gegeben hatte. Sie hatte das Schmuckstück eingesteckt, als sie den Obsidian Lake verlassen hatten.
    Sie ließ Brosche und Schal unten in der Tasche liegen und schichtete Actons Knochen darauf. Die Beinknochen passten nicht hinein, und sie zurücklassen zu müssen, ließ Panik in ihr aufwallen, das sie rasch unterdrückte. Vorsichtig legte sie sie auf einen Fels. Dabei fühlte sie sich feierlich und albern zugleich, da die Knochen lächerlich wirkten, wie Reste vom Teller eines Riesen. Doch sie gehörten Acton, und sie konnte sie nicht einfach auf den Boden werfen.
    Medric versuchte, die Öffnung des Schachtes freizulegen, doch für jeden Stein, den er loslöste, rutschten neue nach. »Hier hat es einen großen Felssturz gegeben«, sagte er in nun weit zuversichtlicherem Tonfall, mit der Stimme eines Bergmannes. »Auf diesem Weg kommen wir nicht heraus, es sei denn, eine Gruppe von Männern würde sich von oben zu uns vorarbeiten.«
    »Dann gehen wir auf Erkundigung«, schlug Bramble vor, wandte sich ab und starrte in die Dunkelheit.
    Sie befanden sich in einem niedrigen Gewölbegang, der zu ihrer Linken sanft abfiel und zu ihrer Rechten, wo die Decke so niedrig wurde, dass sie nicht hätten aufrecht gehen können, steil anstieg. Es gab nur einen Weg, den sie einschlagen konnten.

    »Gut, dass er in die richtige Richtung verläuft«, sagte Bramble.
    »Unter der Erde wird alles verdreht«, warnte Medric. »Verlass dich hier unten besser nicht auf deinen Orientierungssinn.«
    »Aber …« Bramble wusste immer, wo sie sich gerade befand, und dieser Sinn schien auch hier zu funktionieren. Sie wies den Hang hinab und ein wenig nach vorn. »Zum Grubeneingang geht es hier entlang.«
    Medric wirkte skeptisch. »Wir haben ohnehin keine andere Wahl«, sagte er. »Wir folgen dem Flussbett.«
    »Was?«
    »Dies ist früher mal ein Flusslauf gewesen«, erklärte er, während er voranging und dabei die Kerze hoch hielt. »Deshalb sind die Wände so glatt.«
    Bramble schulterte die Satteltasche mit Actons Knochen und streckte die andere Hand aus, um die Wand zu berühren. Sie war glatter, als sie es erwartet hatte. »Also stoßen wir auf Wasser, wenn wir ihm folgen?«, fragte sie.
    »Wenn wir Glück haben. Wenn der Gang sich nicht zu sehr verengt und es keine Felsstürze gegeben hat und die Gesteinsschichten sich nicht verschoben haben, seit das Wasser hier entlangfloss. Eins davon ist aber wahrscheinlich geschehen, sonst wäre der Flusslauf jetzt ja nicht ausgetrocknet.« Er wandte sich ihr zu und schaute sie ernst an. Ihre haselnussbraunen Augen spiegelten den Lichtbogen des Kerzenscheins wider. »Wir werden von Glück sagen können, falls wir hier lebend herauskommen.«
    Bramble lächelte. Das hier war wenigstens echt – keine von den Göttern gegebene Träume und auch keine Zeit, die sprang, während sie unterwegs war. Und es lenkte sie von den Gedanken an Acton ab, denen sich zu stellen sie nicht gewillt war. Sie klopfte Medric auf die Schulter. Der zuckte
zusammen, da sie einen Bluterguss getroffen hatte. »Der Tod hat es nicht leicht mit mir«, sagte sie. »Gehen wir.«
    Da sie nicht wussten, wie lange sie hier unten unterwegs sein würden, machten sie sich vorsichtig, aber doch so schnell, wie sie es wagten, auf den Weg. Ewig würde der Vorrat an Kerzen nicht halten. Sie folgten dem ausgetrockneten Flussbett und ignorierten dabei schmalere, ehemalige Seitenarme, auch wenn einige von diesen nach oben führten, denn ihnen wehte ein sanfter Luftstrom ins Gesicht.
    »Folge der Luft«, sagte Medric, als wäre dies eine Hauptregel des Lebens, dachte Bramble, und vielleicht war sie das in einer Grube ja auch.
    Medric stapfte nun schwerfällig, doch
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