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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen
Autoren: Pamela Freeman
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sie benötigst. Wie, glaubst du denn, haben die Männer sie gelernt? Sie hat sie mir gegeben, und ich habe sie den Männern gegeben. Sie wird deine Lehrerin sein, Junge, wenn die Zeit gekommen ist.«
    Ash hatte eine bessere Idee.
    » Du kannst sie singen!« Es war erleichternd, die Verantwortung an jemanden abzugeben, der ihr mit Sicherheit gerecht werden konnte. Doch der Lotse hob abwehrend die Hand.
    »Nein. Das ist deine Aufgabe. Deine Zeit, in der Welt tätig zu werden. Ich habe meine Zeit gehabt, und es war mehr als genug.« In seiner Stimme schwang Trauer, Verlust und Verzicht mit. »Daher gibt es nichts, was dich hier hält«, fuhr der Lotse fort. »Geh dorthin, wohin du gehen musst, und sie wird dich dort erwarten.«
    »Sanctuary«, sagte Ash ohne nachzudenken. »Ich muss nach Sanctuary gehen.«
    Schatten legten sich auf das Gesicht des Lotsen, und ihm standen Tränen in den Augen. Nun, da ihr strahlendes Blau sich verdunkelte, wirkte der Mann sehr alt, und im Lichtschein der Fackel offenbarten sich Hunderte von Falten; die Hände des Mannes waren von Altersflecken überzogen, sein Haar war schneeweiß.
    »Sanctuary«, flüsterte er. »Diesen Namen habe ich seit sehr langer Zeit nicht mehr gehört.« Er sah auf, und seine Tränen versiegten. »Warum willst du nach Sanctuary gehen?«
    Ash zögerte, überfordert damit, so viel auf einmal erklären zu müssen.
    »Um den Geist von Acton zu erwecken«, antwortete er deswegen einfach. »Damit Acton diese Armee der Geister zur letzten Ruhe betten kann.«

    Der Lotse verstummte.
    »Acton«, sagte er nach einer Weile. »Das hat sie mir nicht erzählt. Ich frage mich, warum.« Er stand dann so behände auf wie ein junger Mann. »Wenn du losziehst, um Actons Geist zu erwecken, mein Junge, dann wirst du mich wohl bei dir brauchen.«
    Erleichterung überkam Ash. »Du wirst mit uns kommen?«
    »Ich werde euch auf dem Lauf des Flusses mitnehmen.«

Leof
    Gegen Mittag hatte der Zauberer die Windgeister fortgeschickt, und die Geisterarmee zog gen Süden. Auf Thegans Geheiß folgten ihnen Leof, Alston, Hodge und Horst. Die anderen Truppen waren mit Thegan nach Sendat zurückgekehrt, nachdem die Geister sie bei Bonhill in die Flucht geschlagen hatten. Eine kleine Chance bestand darin, dass es einer kleinen Gruppe von Berittenen gelang, den Zauberer aus der Entfernung zu erschießen.
    »Nutzt jede Chance, die sich euch bietet«, sagte Thegan. »Um jeden Preis.«
    Leof nickte. »Die anderen Berichte besagen, dass die Geister bei Sonnenuntergang oder Sonnenaufgang verblasst sind«, erinnerte er Thegan. »In diesem Moment bekommen wir vielleicht eine Chance.«
    Thegan klopfte ihm übertrieben kameradschaftlich auf die Schulter. Es war eine Schau für seine Männer, und Leof war froh darüber, dass Thegan dazu noch in der Lage war. Denn so wütend hatte er seinen Herrn noch nie gesehen, nicht einmal in jenem Moment, als Bramble ihm die Stirn geboten und entflohen war.
    Als die Geisterarmee, verprellt wegen der massiven Türen und geschlossenen Fensterläden von Bonhill, auf das Land hinauszog und Ausschau nach leichterer Beute hielt, folgten ihr die vier Männer des Kriegsherrn. Horst spannte seinen
Kurzbogen, den er griffbereit auf dem Rücken des Pferdes mitgeführt hatte.
    »Mein Lord«, sagte er zu Leof und wies dabei auf den Zauberer und seinen Bogen.
    Während der Schlacht hatten die Windgeister ihre Pfeile aus der Luft gepflückt, und damit hatten sie ihre beste Gelegenheit verloren, den Zauberer zu erledigen. Falls die Windgeister jetzt fernblieben, mochten sie eine Chance haben. »Ja«, erwiderte er. »Sobald du sauber zum Schuss kommst, leg auf ihn an.«
    Doch als sie langsam weiterritten, erkannten sie, dass die Windgeister immer noch hoch über ihnen schwebten. Wahrscheinlich konnte der Zauberer sie gar nicht sehen, aber sie hielten sich bereit, ihn zu beschützen.
    Leof wandte sich Alston zu. »Wenn wir sie plötzlich angreifen, könnte Horst zum Schuss kommen. Er braucht nur einen.«
    Er war davon ausgegangen, Horst werde sich auf das Lob etwas einbilden. Doch der Mann nickte nur. Irgendetwas beunruhigte Horst, etwas, das über die Geister hinausging. Er war gerade rechtzeitig aus der Last Domain zurückgekehrt, um Thegan nach Süden zu begleiten, aber ohne Sully, der bei einem Überfall im Golden Valley getötet worden war. Das war ein weiteres Problem, mit dem Thegan sich beschäftigen musste, aber nichts, über das Leof sich jetzt den Kopf zerbrach.
    Vielleicht
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