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Die Hochzeitsreise

Titel: Die Hochzeitsreise
Autoren: Julius Roderich Benedix
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schwatzhaft, näschig, unzuverlässig, das kann ich nicht um mich dulden. Sagen Sie ihr das Famule!
    EDMUND
rechts ab.
    OTTO. Das wäre nicht übel,
ancillas,
Mägde, in meinem Hause zu haben. Dieses leichtfertige Geschlecht, das keinen Ernst begreift!
Dii avertant!
Gott soll mich bewahren!
    EDMUND
kommt zurück.
Die Frau Professorin will ein Mädchen, das ihr beim Anziehen hilft!
    OTTO. Beim Anziehen?
Mehercule,
ich bedarf niemals Hülfe beim Anziehen! – Indessen die Weiber sind das schwache, hülfsbedürftige Geschlecht – so helfen Sie ihr denn, Famule!
    EDMUND
springt nach der Thüre.
    OTTO. Doch halt!
Für sich.
Am Ende ist es nicht passend einen jungen Menschen, der meiner Obhut anvertraut ist, so nahe mit einem Frauenzimmer zusammenzubringen.
Laut.
Bleiben Sie! Ich werde selbst einmal nachsehen.
Geht ein Paar Schritte und bleibt stehen.
Doch nein! Darf der Mann derartige Dienste der Frau leisten? Es waren
servae,
Sclavinnen, welche den Römerinnen bei dem Anziehen behülflich waren. Vermuthlich auch bei den Griechen! Hm – ob nicht ein alter Autor darüber Nachweis gibt? Ich entsinne mich keiner Stelle. Ich muß mir das doch aufschreiben und einmal nachforschen.
Geht nach seinem Schreibtische.
     
    Klingeln rechts.
     
    OTTO. Ja so, meine Frau! Soll ich? Nein, das wäre denn doch gegen die Würde des Mannes – derartige Dienstleistungen sind unpassend. Famule, sagen Sie meiner Frau: es sei niemand da sie zu bedienen.
    EDMUND
ab.
    OTTO
sinnend, setzt sich wieder.
Wirklich ist mir dieser Umstand noch nicht aufgefallen. Ob wir bei den Griechen nicht irgend einen Nachweis –? Hm – die Mägde der Penelope in der Odyssee spannen und bereiteten ein Bad – aber vom Anziehen ihrer Herrin entsinne ich mich nicht etwas gefunden zu haben.
    EDMUND
kommt zurück.
Die Frau Professorin sagte: es wäre für heute gut, sie wollte sich selbst helfen.
Geht an den Kamin.
    OTTO. Klytämnestra bereitete dem Agamemnon ein Bad, demnach leisteten auch bei den Griechen die Frauen den Männern Dienste, aber nicht umgekehrt. Halt, die Charitinnen bedienten die Aphrodite beim Anziehen! Aber Aphrodite war eine Göttin und man kann die Charitinnen nicht in einen Rang mit Sclavinnen setzen. Das paßt nicht. Die Frage ist von höchster Wichtigkeit.
     
Dritter Auftritt.

    Vorige. Antonie.
     
    ANTONIE. Guten Morgen.
    EDMUND
blickt sie verstohlen an.
    OTTO
bemerkt sie nicht, in sein Papier vertieft.
    ANTONIE
geht zu Otto, legt die Hand auf die Lehne seines Stuhls, halb über ihn gebeugt, freundlich.
Guten Morgen.
    OTTO
saß halb abgewendet, fährt zusammen und beugt sich vor ihrer Nähe zurück.
Guten Morgen.
    ANTONIE
bleibt einen Augenblick so stehen, als erwarte sie eine freundliche Annäherung.
    OTTO
verlegen, rückt etwas, aber sehr wenig, mit dem Stuhle.
    ANTONIE
zieht sich mit Würde zurück, ruhig.
Wie hast du geschlafen?
    OTTO. Ganz gut, wie immer.
Er ist fortwährend mehr gleichgültig, ja etwas verlegen, nicht aber barsch. Sein Benehmen geht aus Unkenntniß und Vorurtheil, nicht aus Rauhheit des Charakters hervor.
    ANTONIE
nach einer Pause, in der Beide einander ansehen, sanft.
Du fragst nicht wie ich geschlafen habe?
    OTTO. Ich rechne diese Frage zu den leeren Redensarten, die ein vernünftiger Mann vermeiden muß.
    ANTONIE
immer sanft und lächelnd.
Ist es auch eine leere Redensart wenn der Mann seine Gattin so fragt?
    OTTO. Die Römer kannten diesen Gruß auch nicht.
    ANTONIE. So? Wie grüßten denn die Römer ihre Frauen?
    OTTO. Ihre Frauen? Hm ich weiß in der That nicht ob sie außer ihrem
salve
noch einen besonderen Gruß für ihre Frauen hatten.
Murmelnd und schreibend.
Das ist schon die zweite wichtige Frage, die mir heute Morgen aufstößt, über welche ich nachforschen muß: wie grüßten die Römer ihre Frauen?
    ANTONIE
für sich.
Also die Römer sind es, die mir im Wege stehen, die den mir gebührenden Platz einnehmen, die ich zu bekämpfen habe.
Keck.
Wir wollen doch sehen, ob eine junge Frau die alten vermoderten Schelme nicht aus dem Felde schlägt.
Laut.
Sage, lieber Freund, tranken die Römer auch Kaffee?
    OTTO
immer gelehrt und wichtig, wenn von derlei Dingen die Rede ist.
Nunquam,
niemals! Das Frühstück der Römer oder
prandium
bestand aus – halt, das
prandium
der Römer war doch etwas anderes als unser Morgenbrod –
Halb für sich.
es ist mehr das englische
lunch
– hm, da stößt mir eine dritte Frage von Wichtigkeit auf.
Schreibt.
    ANTONIE
lächenld.
Ich will dir keine weitere Mühe machen,
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