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Die Hochzeitsreise

Titel: Die Hochzeitsreise
Autoren: Julius Roderich Benedix
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römischer Jüngling, der die Toga vir – vir –
    OTTO. Virilis.
    ANTONIE. Virilis empfängt, hätte ausgesehen wie dieser Herr Famule – mußt du nicht lachen?
    OTTO. Du suchst es in den Aeußerlichkeiten, aber folge mir in das Wesen der Sache –
    ANTONIE. Daß ich nicht klug wäre, ich bleibe bei dem was ich verstehe. Uebrigens sprich nicht so verächtlich von den Aeußerlichkeiten, in ihnen liegt die Schönheit, und das Gefühl für Schönheit war eine der größten Tugenden des Alterthums. Davon lehrt ihr auf eurem Katheder wol nichts?
    OTTO
naiv.
Nein.
    ANTONIE
ernst.
Sieh, so könnte ich eher sagen daß ihr an den Aeußerlichkeiten klebt, daß ihr die todte Form der Sprache zur Hauptsache macht und euch das Wesen des Alterthums entschlüpfen laßt.
    OTTO. Das stünde noch zu beweisen, ich erwarte deine Argumente.
    ANTONIE
munter.
O wie gern möchtest du mich in eine gelehrte Disputation verwickeln, daß ich bald wie ein gefangenes Mäuschen nicht aus noch ein wüßte. – Nichts da, mein gelehrter Herr, ich beweise auf meine Art. Wenn ihr denn Römer sein wollt, so fangt wenigstens etwas im Aeußern an. Wie geschmacklos das glattrasirte Kinn, die zurückgestrichenen Haare! Setzt einen solche Kopf, getragen von der steifen weißen Halsbinde, auf eine römische Statue und ihr müßt vor Lachen vergehen.
    OTTO. Geschmacklos? Das ist stark!
    ANTONIE. Herr Famule, setzen Sie sich einmal hieher!
    EDMUND. Wie Sie befehlen!
Nimmt einen Stuhl und setzt sich in die Mitte der Bühne.
    ANTONIE
holt rasch aus einem Toilettekästchen im Schranke einen Kamm.
Wo hätte jemals ein Römer sein Haar so getragen, daß sein Kopf einem Kehrbesen ähnlich sieht?
Macht rasch Edmund, der das Haar von vorn nach hinten glatt zurückgestrichen
trägt, einen Scheitel, und kämmt das Haar an der Seite herunter.
Ihr scheltet uns Frauen eitel, weil wir uns gern putzen, ich meine aber: wenn der liebe Gott nicht seine Freude an unserm hübschen Aussehen haben wollte, hätte er uns wie Nachteulen erschaffen und uns nicht mit Schönheit begabt.
Ist fertig.
Da, ist das nicht ein anderes Gesicht?
    OTTO. Ja ja, es sieht etwas kecker aus, aber Antonie, es ziemt sich nicht für einen ernsten Mann –
    ANTONIE. Hübsch auszusehen?
Drollig ihm die Augen sehend.
Ei warum denn nicht? Und obendrein für einen jungen Ehemann! Sage einmal ehrlich: hast du nie gewünscht mir zu gefallen?
    EDMUND
steht auf, besieht sich im Spiegel, zupft den Hemdkragen heraus und gefällt sich.
    OTTO. Aber nie durch Aeußerlichkeiten.
    ANTONIE. Das heißt: es ist dir nicht eingefallen. Zur Strafe setze dich hieher, ich will dir auch einen Scheitel machen.
    OTTO. Wo denkst du hin, ein ehrbarer Professor!
    ANTONIE
schiebt ihm den Stuhl unter die Beine.
Bitte, bitte.
    OTTO. Du treibst Possen und Allotria!
    ANTONIE
während sie ihm, der das Haar ebenso zurückgestrichen trägt, einen Scheitel macht, lachend.
Und Possen trieben deine ehrbaren Alten nicht? Ja, mein Freund, das macht, ich gehöre nicht zu den Alten, sondern zu den Jungen – und deine Philosophen sagen ja: wir seien etwas leichtsinnig!
     
Sechster Auftritt.

    Vorige. Hahnensporn außer Athem.
     
    HAHNENSPORN. Die Nätherin wird um zwölf Uhr hier sein!
    ANTONIE. Gut.
    HAHNENSPORN. Ne das ist mir außer dem Spaße!
    ANTONIE. Was gibt's?
    HAHNENSPORN. Der Herr Professor werden frisirt!
    ANTONIE. Nimm dich in Acht, Alter, sonst kommst du auch noch d'ran!
    HAHNENSPORN. Das fehlte noch!
    ANTONIE
mit neckischem Knixe.
Besehen sich der Herr Professor jetzt im Spiegel.
    OTTO
ist aufgestanden, sich gefallend.
Hm ja, es ist wahr!
    ANTONIE. Wenn du nun das steife weiße Halstuch mit einem farbigen vertauschest, wenn deine Röcke ein wenig mehr nach dem Schnitte der Welt sich richten werden – und du erzeigst mir die Ehre mich einmal spazieren zu führen, so werden die Leute sagen: ein ganz hübsches Paar!
    OTTO. O welche Eitelkeiten! Wahrhaftig ich muß mich schämen!
    ANTONIE. Der Eitelkeit? Nicht doch, ein wenig Eitelkeit steht ganz gut. Du kannst von mir etwas abbekommen, vielleicht habe ich zu viel – denn ich will dir nur gestehen, ich habe entsetzlich gewünscht dir zu gefallen, dir sehr zu gefallen – und ich hatte mich gestern geputzt, so gut ich konnte – aber
Komisch ärgerlich.
du hast es gar nicht beachtet.
    OTTO. Das heißt – – o ja – gefallen hast du mir schon, recht gut gefallen.
    ANTONIE. Das muß ganz inwendig bei dir gewesen sein, denn gezeigt hast du nichts davon. Nicht einmal die Hand hast du
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