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Die Hochzeitsreise

Titel: Die Hochzeitsreise
Autoren: Julius Roderich Benedix
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bestimmt daher auch das römische Recht und darnach war die Stellung der Weiber bei den Alten geordnet, indem sie auf ihre Gemächer beschränkt waren und nicht einmal bei der
coena,
der Mahlzeit, erscheinen durften. Die größten Autoritäten des Alterthums sprechen sich in diesem Sinne aus. Die ältesten Philosophen, selbst die Kirchenväter weisen den Weibern ihre untergeordnete Stellung an. Ich will dabei von dem Simonides absehen, der vielleicht etwas zu weit geht, wenn er die Weiber mit Füchsen, Affen und Hunden vergleicht, ich will auch nicht genauer auf die ungünstigen Schilderungen eingehen, die Euripides von den Frauen macht, aber der Pythagoräer Secundus nennt die Weiber ein nothwendiges Uebel, und der heilige Hieronymus sagt: sie seien
ignarae, leves, pertinaces,
unwissend, leichtsinnig und hartnäckig. Du wirst nun hoffentlich einsehen welche Stellung dir deinem Manne gegenüber gebührt, wirst dich in schweigendem Gehorsam meinen Anordnungen fügen und mich nicht zwingen meine Autorität gegen dich geltend zu machen.
    ANTONIE
hat ihn ruhig angehört.
Dein Pythagoräer mag ganz Recht haben, daß wir unwissend, leichtsinnig und hartnäckig sind. Unwissend bin ich so weit, als ich deine alten groben Philosophen und Kirchenväter nicht kenne, allein ich danke Gott daß ich deren Dummheiten nicht weiß und mir von ihnen nicht habe den Kopf verdrehen lassen. Leichtsinnig mag ich auch sein, und das ist mir sehr lieb, denn es gehört wirklich viel leichter Sinn dazu in diesem Sammelplatze vermoderter Gelehrsamkeit als Frau aushalten zu wollen. Und damit dein Pythagoräer ganz Recht hat, werde ich so hartnäckig sein deine Autorität in Bezug auf die Hausordnung durchaus nicht anzuerkennen.
    OTTO
heftiger.
Du mußt.
    ANTONIE
fest.
Durchaus nicht!
    OTTO. Ich werde dich zwingen!
    ANTONIE. Das will ich abwarten.
    OTTO
stark auf sie zutretend.
Du wagst es,
femininum!
    ANTONIE
die Hände auf dem Rücken, schaut ihm keck in das Gesicht. Nach einer Pause lächelnd.
Mein Herr Gemal.
    OTTO
durch ihre Keckheit entwaffnet, für sich murmelnd.
Wir werden sehen.
    EDMUND
hat mit Aengstlichkeit dem Auftritt zugesehen.
Der Kaffee ist fertig.
    ANTONIE
neckisch.
Machen wir Waffenstillstand bis nach dem Frühstück.
    OTTO
setzt sich, für sich.
Ich werde schon Mittel finden!
    ANTONIE
sich umsehend.
Ich bemerke aber noch keine Anstalten zum Frühstück?
    OTTO. Was sind da für Anstalten nöthig? Ich nehme meine Tasse Kaffee während der Arbeit, dir kann er auf dein Zimmer gebracht werden.
    EDMUND
bringt Otto eine Tasse Kaffee und setzt sie auf seinen Tisch.
    ANTONIE. Ich will mir heute einmal diese Art gefallen lassen.
Schiebt die Bücher auf dem Tische rechts zusammen.
    OTTO
fährt in die Höhe.
Halt, die Bücher!
    ANTONIE. Auf ein wenig Platz wird deine Gattin doch Anspruch machen können. Herr Famule, bringen Sie mir den Kaffee hierher.
    EDMUND
setzt ihr eine Tasse Kaffee auf den Tisch rechts.
     
Vierter Auftritt.

    Vorige. Hahnensporn mit Stiefeln an einem Stocke.
     
    HAHNENSPORN
bleibt hinten, stellt die Stiefeln weg und beschäftigt sich mit Röcken, die über einem Stuhle hängen.
Guten Morgen allerseits.
    OTTO
brummend.
Guten Morgen!
    EDMUND
sitzt am Kamin und trinkt Kaffee.
    ANTONIE
am Tische sitzend, dreht sich um, sieht ihn an, freundlich.
Guten Morgen.
    HAHNENSPORN
für sich.
Aha, da ist die Frau! Und hier im Studirzimmer?
Schüttelt den Kopf.
    ANTONIE
hat getrunken.
Pfui, pfui, pfui, was ist das für ein Getränk!
    OTTO
der schrieb.
Was gibt's?
    EDMUND
verlegen, steht auf.
Schmeckt Ihnen der Kaffee nicht?
    ANTONIE. Kaffee? Das soll Kaffee sein?
    EDMUND. Frisch aufgewärmt.
    ANTONIE. Wie?
    EDMUND. Wir kochen den Kaffee immer für vierzehn Tage im Voraus und wärmen jeden Tag die nöthige Portion auf.
    ANTONIE
aufstehend.
Nein, das ist zu toll!
Lacht stark.
    HAHNENSPORN
zieht sich nach der Thüre.
Jetzt platzt die Bombe!
    ANTONIE. Und solchen Kaffee, meint ihr, soll ich trinken?
    OTTO. Aber ich habe –
    ANTONIE
ohne sich an ihr zu kehren, den ganzen folgenden Auftritt rasch, entschieden.
Ich will euch zeigen was Kaffee ist. Ist das Wasser da in dem Kesselchen?
    EDMUND. Frisches Brunnenwasser, ich wollte eben für die nächsten vierzehn Tage Kaffee machen.
    ANTONIE. Kocht es?
    EDMUND. Im Augenblick.
    ANTONIE. Auf meinem Tische steht eine Kaffeemaschine, holen Sie mir die!
    EDMUND
rechts ab.
    ANTONIE. Sie da hinten, wie heißen Sie?
    HAHNENSPORN. Hahnensporn, ich heiße Hahnensporn.
    ANTONIE. Herr Hahnensporn, holen
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