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Die Hochzeitsreise

Titel: Die Hochzeitsreise
Autoren: Julius Roderich Benedix
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Sie geschwind frisches Weißbrod!
    HAHNENSPORN
immer auf Otto sehend.
Aber ich –
    ANTONIE. Da liegt Geld!
Nimmt von Otto's Schreibtische Geld.
Hier nehmen Sie.
    HAHNENSPORN. Aber ich weiß nicht –
    ANTONIE. Ganz frisches Weißbrod, hören Sie!
    HAHNENSPORN. Aber der Herr Professor muß doch erst –
    ANTONIE
heftig, mit blitzenden Augen.
Wollen Sie gehorchen! Im Augenblick!
    HAHNENSPORN
verblüfft, eilt ab.
    OTTO. Aber der Lärm –
    ANTONIE. Beruhige dich, du sollst gleich guten Kaffee haben!
    EDMUND
bringt eine Kaffeemaschine.
Hier, Frau Professorin!
    ANTONIE. Geben Sie her.
Setzt die Maschine auf das Fußbänkchen am Kamin.
Wer wohnt unten im ersten Stock?
    EDMUND. Die Frau Majorin Birnbaum.
    ANTONIE. Gehen Sie hinunter, sagen Sie eine Empfehlung von mir, ich würde ihr nachher meinen Besuch machen, jetzt bäte ich sie mir etwas Sahne und frische Butter zu leihen, ich sei noch nicht eingerichtet.
    EDMUND. Ich bin gleich wieder da!
Durch die Mitte ab.
    OTTO. Aber Frau, das geht ja nicht –
    ANTONIE
gutmüthig.
Armer Mann, wenn du immer so schlechten erbärmlichen Kaffee getrunken hast, mußtest du ja ganz schwermüthig werden. Jetzt kann ich begreifen daß du in manchen Dingen so sonderbare Grillen hast. Schlechter Kaffee wirkt nachtheilig auf das Geblüt und erzeugt Melancholie und Hypochondrie. Nein lieber Freund, das darf ich nicht dulden, du sollst gleich guten Kaffee haben. Wo aber – halt, ich habe noch Kaffee und Zucker in meiner Reisetasche.
Rechts ab.
    OTTO. Ich weiß nicht, sie widerstrebt meinem Willen – und doch – sie ist flink und rührig, das steht ihr ganz gut.
    HAHNENSPORN
kommt mit Weißbrod in Papier gewickelt, außer Athem.
Da bin ich – uf – ah, Herr Professor – uf, was bin ich gelaufen. Das ist zu arg.
    OTTO. Nun nun, das bischen Laufen wird dir nicht schaden.
    ANTONIE
nimmt mit Kaffee in einer Düte zurück.
Ah da sind Sie ja. Hier auf den Tisch das Weißbrod!
Geht zum Kamin, schüttet den Kaffee in die Maschine und gießt aus dem Kesselchen auf.
    HAHNENSPORN
legt das Weißbrod auf den Tisch rechts.
Es ist ganz frisch, heute Morgen erst gebacken!
    ANTONIE. Rücken Sie den Tisch da hinten in die Mitte.
    HAHNENSPORN. Welchen?
    ANTONIE. Den an der Thüre.
    HAHNENSPORN. Aber da liegen ja Bücher.
    ANTONIE. Legen Sie die Bücher auf den Stuhl!
    HAHNENSPORN. Was? Die Bücher auf den Stuhl?
    ANTONIE. Sie sind entsetzlich langsam und ungeschickt!
Stellt den Kessel weg, eilt nach hinten, legt die Bücher von dem Tische rasch auf den Stuhl, wobei einige auf die Erde fallen.
Es liegt ja alles so voll von Büchern, daß man sich nicht rühren und bewegen kann. So, so, so – sehen Sie, nun ist der Tisch leer. In die Mitte damit!
Eilt nach dem Kamin und gießt auf.
    HAHNENSPORN
trägt den Tisch in die Mitte, doch nicht zu weit vor.
    OTTO
unbehaglich.
Du machst aber eine heillose Verwirrung!
    ANTONIE. Das kommt dir nur so vor! Du wirst bald die schönste Ordnung sehen!
    EDMUND
kommt mit einem Milchtöpfchen und einem Teller mit Butter.
Da bin ich, die Kammerjungfer hat mir alles gegeben.
Setzt alles auf den Tisch rechts.
    ANTONIE. Auf den Tisch da vorn! Herr Famule!
    EDMUND. Sie befehlen?
    ANTONIE. Gehen Sie – nein, kommen Sie hierher und schütten Sie den Kaffee auf. Können Sie das?
    EDMUND
thut es.
Gewiß.
    ANTONIE. Gut.
Eilt in ihr Zimmer.
    HAHNENSPORN. Aber Herr Professor, was soll das geben? Was werden die alten Classicisten sagen, wenn hier in Ihrer stillen Wohnung so gewirthschaftet wird?
    OTTO. Was redest du für Zeug? Laß meine Frau nur gewähren, wir werden ja sehen was da herauskommt.
    EDMUND
für sich.
Die greift rasch an und bringt Leben in unsere Stille. Das kann wahrhaftig nicht schaden!
    ANTONIE
kommt mit einer damastnen Kaffeeserviette über dem Arme und einem vollständigen Kaffeeservice auf breitem Präsentirteller. Sie stellt es auf den Tisch rechts und reicht Hahnensporn die Serviette.
Decken Sie das auf den Tisch.
    HAHNENSPORN
breitet die Serviette über den Tisch in der Mitte.
    ANTONIE. Bringen Sie mir den Kaffee her!
    EDMUND
bringt die Kaffeemaschine auf den Tisch rechts.
    ANTONIE
gießt während dessen die Milch in die Milchkanne des Service und thut die Brödchen in einen blechernen lackirten Brodkorb, den sie mitbrachte.
Das Service ist ein Hochzeitsgeschenk meiner Freundin Sophie. Du hast ihm gestern nicht die geringste Aufmerksamkeit geschenkt, mein Freund.
Gießt den Kaffee aus der Kaffeemaschine in die Kanne des Service.
Setzen Sie Stühle an den Tisch, Herr
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