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Die Hochzeitsreise

Titel: Die Hochzeitsreise
Autoren: Julius Roderich Benedix
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Hochzeit hingereist.
    GUSTE. Sie sind wirklich sehr naiv. Freilich von einer Hochzeits- oder Brautreise steht wohl nichts in Ihren dicken Büchern.
    EDMUND. Keine Silbe!
    GUSTE. Sie sind wirklich sehr – unschuldig. So, nun bin ich fertig!
    EDMUND. Halt, die Haube noch!
    GUSTE. Wo?
    EDMUND
auf den Schrank zugehend.
Da!
    GUSTE
sieht sie und schreit laut auf.
    EDMUND
bleibt stehen.
Was gibt's?
    HAHNENSPORN. Wollen Sie in Ohnmacht fallen?
    GUSTE. Das ist ja abscheulich, huhu, machen Sie den Schrank zu!
    EDMUND. Aber es ist ja nur ein einfacher Todtenkopf, sehen Sie sich ihn doch an.
    GUSTE
die Hände vor dem Gesichte.
Machen Sie den Schrank zu, das ist ja entsetzlich!
    EDMUND
steht erstaunt.
Aber –
    HAHNENSPORN
faßt sie am Arme.
Na wahrhaftig, ein ganz natürlicher Todtenkopf, kommen Sie nur näher!
    GUSTE
stößt ihn tüchtig von sich.
Gehen Sie zum Kukuk!
Schmeichelnd zu Edmund.
Machen Sie den Schrank zu!
    EDMUND
reißt rasch die Haube herunter und
schließt den Schrank.
Da! Sie sind sehr schreckhaft.
    GUSTE
legt die Haube in den Koffer.
Wenn das die Frau Professorin wüßte! Ihre Haube auf einem Todtenschädel – huhu!
    HAHNENSPORN. Aber so hören Sie doch –!
    GUSTE. Sie schweigen still, lassen Sie den jungen Herrn reden. Ist denn alles zum Empfange der Frau Professorin bereit, kann ich vielleicht noch helfen?
    EDMUND
verwundert.
Ja – – von einem Empfange ist uns nichts gesagt worden!
    GUSTE
schlägt die Hände zusammen.
Also nichts? Nicht ein paar Kränze, Blumengewinde? Keine kleine Gesellschaft, kein Abendessen? So kahl und schaal soll die junge Frau einziehen?
    EDMUND
verlegen.
Ja von alledem haben wir nichts gewußt.
    GUSTE. Na Ihrer Jugend muß man etwas nachsehen, aber der Herr Professor und der Alte da hätten doch wissen sollen was sich schickt!
    HAHNENSPORN. Was schwatzen Sie doch, es ist ja alles bereit: Betten, Tische, Stühle, Waschtisch, alles was der Mensch nöthig hat! Halt, da fällt mir ein, eins fehlt noch – aber am Ende braucht sie das gar nicht!
    GUSTE. Was denn?
    HAHNENSPORN
trocken.
Ein Stiefelknecht!
    GUSTE. Ich glaube der Herr Wichsier ist unter Hottentotten und Eskimos groß geworden. Wo sind denn die Zimmer der Frau Professorin?
    EDMUND
öffnet die Thüre rechts.
Hier, wollen Sie sie sehen?
    GUSTE
geht an die Thüre.
Hinten nach dem Hofe heraus? Richtig, das sind eben so ein paar kleine Löcher, wie bei uns im ersten Stock, die wir zu Vorrathskammern brauchen. Und hier unter der Dachrinne muß es ja feucht sein?
    EDMUND
immer schüchtern.
Ein wenig feucht ist es wol!
    GUSTE. Aber Sie haben ja gute Zimmer nach vorn hinaus?
    EDMUND. Ja, in dem einen schläft der Herr Professor, das zweite ist Bibliothek, in dem dritten wird Privatunterricht gegeben.
    GUSTE
höhnisch.
So? Und die Frau soll hinten nach dem Hofe hinaus wohnen?
    EDMUND. Ja; früher habe ich da geschlafen, ich komme jetzt eine Treppe höher; der Herr Professor liebt keine großen Veränderungen im Haushalte.
    GUSTE. So? Nun das wird sich finden!
    HAHNENSPORN
für sich.
Da haben wir's, die ist noch nicht einmal die Frau und es geht schon los!
    GUSTE
die Zimmer musternd.
Und hier soll die junge Frau wohnen? Da ist ja nicht einmal ein Teppich vor dem Bette, und – nein es ist zu arg, kein Sopha – und – wahrhaftig in beiden Zimmern kein Spiegel!
    HAHNENSPORN
für sich.
Ich habe es ja gedacht, das Haus wird auf den Kopf gestellt, wenn die Weiber kommen!
    EDMUND
verlegen.
Ja ich bin unschuldig, ich weiß ja nicht –
    GUSTE
ärgerlich.
Sie wissen auch verdammt wenig. Ist denn schon ein Mädchen gemiethet?
    EDMUND. Nein, das will der Herr Professor nicht.
    GUSTE
schlägt die Hände zusammen.
Das will der Herr Professor nicht?
    HAHNENSPORN
für sich.
Erst eine Frau, nun auch schon ein Mädchen; das gibt eine ganze Colonie von Weibern. Ich ziehe ab.
    GUSTE. Aber um alles in der Welt was denkt denn der Herr Professor?
    EDMUND. Er will durch seine Heirath durchaus keine Veränderung in seiner Lebensweise haben. Die Hausarbeiten besorgt der Wichsier nach wie vor.
    HAHNENSPORN. Besorge ich!
    EDMUND. Den Kaffee koche ich nach wie vor.
    HAHNENSPORN. Ganz guten Kaffee.
    EDMUND. Und das Mittagsessen holt der Wichsier aus dem Speisehause wie bisher.
    HAHNENSPORN. Das heißt eine Portion mehr.
    GUSTE
höhnisch.
Wirklich? Eine Portion mehr? Ich dachte schon die Frau sollte essen was übrig bleibt; zu euren übrigen Einrichtungen hätte das ganz gut gepaßt.
    EDMUND. Aber gefällt Ihnen das nicht?
    GUSTE
höhnisch.
O ausnehmend! Ich
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