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Die Hochzeit meiner besten Freundin

Die Hochzeit meiner besten Freundin

Titel: Die Hochzeit meiner besten Freundin
Autoren: Sarah Harvey
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einen Friseurtermin.«
    Ich sehe ihn mit hochgezogenen Brauen an.
    »Sie konnte ihn nicht absagen, man muss drei Monate auf einen Termin warten…«
    Ich ziehe die Brauen noch höher.
    »Auch Oberflächlichkeit hat ihre Vorteile«, äußert er zaghaft.
    »Solange du glücklich bist.«
    »Sie macht tolle Brownies.«
    »Der Schlüssel zu einem wundervollen Leben zu zweit«, erwidere ich und umarme ihn erneut. »Nur ein Scherz. Ich hoffe wirklich, dass ihr gut miteinander auskommt. Aber einen Rat hätte ich für dich – halte sie bloß von Aerobic-Videos fern.«
    Dot kommt als nächste in der Reihe. Ihre großen Augen sind schon verdächtig gerötet. Wir klammern uns lang aneinander, ich unterdrücke die drohenden Tränen, und Dot schnieft in die Schulter meiner Jacke.
    Schließlich tritt sie einen Schritt zurück, fährt sich mit dem Handrücken durchs Gesicht und verteilt dabei Wimperntusche und Lippenstift über ihr sonst so makellos geschminktes Antlitz.
    »Es tut mir Leid, aber ich kann es nur wiederholen. Du solltest nicht einfach weglaufen – du solltest mit ihm reden, Belle.«
    Ich zucke die Achseln.
    »Das habe ich doch schon versucht, Dot.«
    »Das nennst du reden!«
    »Er hat dir also von unserem Gespräch erzählt?«
    »Mehr oder weniger. Er braucht nur ein bisschen Zeit, um sich abzuregen, Belle. Es war ein Schock.«
    »Na ja, dafür hat er ja jetzt mindestens zwei Monate, hm?«
    »Also fliegst du wirklich?«
    »Nein, ich stehe nur mit meinem Rucksack und einem Flugticket am Flughafen, weil ich mir gedacht habe, das ist mal was anderes als immer hinter einer Theke zu stehen«, scherze ich halbherzig.
    Es folgt eine Gruppenumarmung, die einem Handgemenge bei einem Rugbyspiel gleicht. Nicky klammert sich förmlich an mich. Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich den Eindruck haben, sie versuchten, mich zurückzuhalten, damit ich den Flieger verpasse. Als ich schließlich in den Durchgang trete, werden dann auch gerade die letzten, verspäteten Fluggäste aufgerufen.
    Es ist doch eine kleine Erleichterung zu sehen, dass Jamie und Nicky Händchen halten, als ich mich ein letztes Mal umdrehe. Es würde mich nicht überraschen, wenn ich demnächst zu einer weiteren Hochzeit aus Australien zurückgeholt werde. Sie haben so viel Zeit damit verschwendet zusammenzukommen, dass sie jetzt, da sie die ersten zögernden Schritte hin zu einer richtigen Beziehung gemacht haben, wohl schneller vorankommen werden als mein Flugzeug.
    In den vergangenen vierundzwanzig Stunden habe ich so hart daran gearbeitet, Nicky und Jamie davon zu überzeugen, meine Abreise sei eine gute Idee, dass mir erst, als ich allein auf meinem Platz im Flieger sitze, aufgeht, dass dem vielleicht nicht so ist.
    Plötzlich komme ich mir sehr einsam vor, und dabei liegen gerade einmal hundert Meter und ein Gebäude zwischen mir und meinen Freunden. Wie wird das erst werden, wenn ich auf der anderen Seite der Welt bin?
    Als ich das letzte Mal mit meinem Rucksack losgezogen bin, habe ich mich nicht so gefühlt. Da war es der Beginn meines großen Abenteuers. Aus irgendeinem Grund kommt es mir jetzt eher wie das Ende davon vor.
    Ich kann nicht verhindern, dass eine dicke, heiße Träne langsam über meine Wange kullert, weshalb ich mich beschämt abwende, als sich ein später Fluggast in den freien Sitz neben mir setzt. Ich wühle in meiner kleinen Reisetasche nach den Taschentüchern, die Nicky meines Wissens dort versteckt hat.
    »Was hältst du von Sex über den Wolken?«, fragt eine atemlose Stimme neben mir.
    »Wie bitte?« Das Schniefen verwandelt sich in ein ungläubiges Stottern, als ich aus den Tiefen meines Riesentaschentuchs aufsehe.
    »Wir haben schließlich eine Menge Stunden totzuschlagen, es ist ein verdammt langer Flug.«
    Ich habe Halluzinationen. Ich hatte fest vor, eine ganze Menge meiner grauen Zellen abzutöten, sobald die Stewardess einmal die Getränke herausgerollt hat; ich wollte den Schmerz mit mindestens vier doppelten Wodka-Cola betäuben, doch das hier ist kein Alkoholgespinst, das hier ist die Wirklichkeit. Die eins achtzig große, breitschultrige, blauäugige, schelmisch grinsende Wirklichkeit.
    »Eddie!«, stammele ich. »Was um Himmels willen hast du hier zu suchen?«
    »Auch ich freue mich, dich zu sehen, Belle.«
    »Aber wir rollen…«
    Er beugt sich über mich und sieht aus dem Fenster. Der Boden gleitet langsam unter uns vorbei, als wir Richtung Startbahn rollen. Zustimmend nickt er.
    »Tja, so ist das
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