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Die Hexenfalle

Die Hexenfalle

Titel: Die Hexenfalle
Autoren: Carter Brown
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dazu gekommen, uns bekannt zu machen«, erklärte ich.
    »Tante
Emma, dies ist Larry Baker, ein Freund von mir, der übers Wochenende bleibt«,
sagte Elaine.
    »Oh?«
Die alte Dame schien enttäuscht. »Ich dachte, er sei gekommen, um die
Außentoilette zu reparieren. Wie schade.«
    »Haben
Sie Blumen gepflückt, Tante Emma ?« erkundigte ich
mich, um das Thema zu wechseln.
    »Blumen?«
Ihre Kinne wogten empört, als sie den Kopf schüttelte. »Um Himmels willen,
nein! Ich hasse diese scheußlichen Dinger. Aus etwas Schönem kommt nie etwas
Gutes, wie ich diesen beiden Mädchen immer sage .« Sie
schob den Korb über den Rand des offenen Wagenfensters, und ich sah, daß er
voll nasser, eklig riechender Wasserpflanzen war. »Schön sind sie nicht«,
konstatierte sie befriedigt, »aber wunderbar nützlich .«
    »Wofür?«
    »Bei
Rheumatismus.« Sie lächelte und entblößte dabei mächtige gelbe Zähne, die ein
Pferd scheu gemacht hätten. »Man muß sie fein hacken, ein paar Tage in weißem
Essig marinieren und dann über Nacht als Kompresse auflegen. Am nächsten Morgen
ist das Rheuma weg. Mein Mittel schlägt all die neumodischen Medikamente. Nun«,
der Korb wurde abrupt weggezogen, »ich muß weiter. Giftpilze verlieren ihre
ganze Zauberkraft, sobald ein Sonnenstrahl sie trifft, und ich brauche ein
gutes halbes Dutzend, vielleicht sogar mehr .«
    Sie
strebte entschlossen vom Wagen fort, verhielt dann jedoch plötzlich den Schritt
und wandte sich um. »Fast hätte ich’s vergessen, Elaine: Letzte Nacht waren sie
wieder unten am See, diesmal, glaube ich, ein bißchen näher zum Haus. Meine
letzte Austreibung muß wohl ein Fehlschlag gewesen sein. Aber ich glaube doch,
daß ich jetzt die richtigen Giftpilze gefunden habe, eine wonnige kleine
Gruppe, genau unter der versteinerten Eiche am Waldrand !« Sie kicherte zufrieden. »Sie haben, wenn sie frisch gepflückt sind, einen
wirklich himmlischen Gestank. Ich bin sicher, daß sie wirken. Mit meinen
übriggebliebenen Wasserpflanzen kann ich sie ja zu einer Girlande flechten, und
dann ist mir auch noch eine neue Beschwörungsformel eingefallen .« Ihre Stimme wurde feierlich. »Sie ist stark genug, um
jede damnum minatum zu bekämpfen und zu bannen !« Ihre Stimme hob sich
wieder. »Hoffentlich werden Sie Ihren Aufenthalt bei uns genießen, Mr. Baker.
Die Tollkirschen sind dieses Jahr einfach herrlich .«
    Sie
machte kehrt und strebte weiter dem See zu. Ich stieg aus dem Wagen und sah
Elaine an, die dem Abgang ihrer Tante mit ausdruckslosem, starrem Blick folgte.
    »Was
hat sie da in Latein zitiert ?« fragte ich.
    »Damnum minatum «, flüsterte sie, »die Drohung des Bösen .« Sie gab sich einen Ruck und lächelte mich an. »Kümmern
Sie sich nicht um Tante Emma, die Ärmste ist völlig harmlos. Kommen Sie ins
Haus, damit wir Kaffee trinken können. Mrs. Robins wird ihn inzwischen fertig
haben .«
    Ich
folgte ihr in die Diele und dann weiter durch das Wohnzimmer bis zu einem
kleinen Raum, der in die Küche führte. Schwere Deckenbalken und altväterliche
Möbel ließen das Haus von innen etwas gemütlicher wirken. Die Küche war groß
und hatte Steinfußboden. Ein riesiger Kochherd nahm fast die ganze Länge einer
Wand ein. Als wir über die Schwelle traten, wandte eine Frau am Herd sich uns
zu.
    »Mrs.
Robins«, Elaines Stimme klang etwas erstickt, »dies ist Mr. Baker, unser Gast
für das Wochenende .«
    Die
Haushälterin war eine große hagere Frau um die Fünfzig in einem abgetragenen
schwarzen Kleid. Das ergrauende Haar trug sie vom Mittelscheitel zu beiden
Seiten straff herabgekämmt und über den Ohren zu Schnecken aufgesteckt. Ihre
dunklen Augen musterten mich mit offener Feindseligkeit; die puritanisch gerade
Nase, der dünne Mund und die messerscharfe Kante ihres vorspringenden Kinns
wirkten wie aus Holz geschnitzt. In diesem Augenblick beschloß ich, Boris in
Manhattan anzurufen und dann mit der Begründung, er brauche als Todkranker
meine Hilfe, schleunigst heimzufahren.
    »Ich
hoffe, es gefällt Ihnen hier, Mr. Baker .« Mrs. Robins
Stimme paßte zu ihrer äußeren Erscheinung — sie war monoton, leblos und
boshaft. »Wir sind in diesem Haus nicht an Logierbesuch gewöhnt, und Sie werden
sich wohl auf einige Unbequemlichkeiten gefaßt machen müssen .«
    »Ich
bin Unbequemlichkeiten gewöhnt«, grinste ich sie an. »Darum bin ich wohl auch
Fernsehautor geworden .«
    »Oh?«
Kein Muskel zuckte in ihrem Gesicht. »Der Kaffee ist fertig, Elaine. Ich
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