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Die Hexenfalle

Die Hexenfalle

Titel: Die Hexenfalle
Autoren: Carter Brown
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einen guten Enthexer , aber jetzt
bin ich im Zweifel. Ich meine: Kann ein Hexenmeister wirklich soviel Alkohol
verkonsumieren und trotzdem noch Hexen bannen ?«
    Allmählich
sah ich Elaine doppelt. »Ich bin der größte Hexenmeister, der Ihnen jemals
begegnet ist«, verkündete ich entschlossen. »Mit einem Fingerschnalzen jage ich
sie alle weg — ganz einfach so !« Ich versuchte mit den
Fingern zu schnalzen, aber sie wollten mir unglücklicherweise nicht so recht
gehorchen.
    »Verstehen
Sie, wie wichtig das ist ?« Als sie sich vorbeugte,
wurde aus dem Doppelwesen wieder ein einzelnes Mädchen. »Es ist mehr als
Hexerei. Um ganz offen zu sein: Es ist ein Fluch !«
    »Das
ist für uns Hexenmeister völlig egal«, versicherte ich ihr. »Hexerei oder Fluch
— ein Fingerschnalzen, und alles ist vorbei. Wovon reden wir eigentlich ?«
    »Doch
von meiner Schwester Iris und von Waters Meet .«
    »Waters Meet ?« wiederholte ich verständnislos.
    »Das
ist der Name des Hauses«, erläuterte sie. »Es wurde an der Stelle erbaut, wo
der Fluß in den See mündet, und steht unter einem Fluch. Sind Sie ein
Wassergeist, Larry ?« Ihre Miene erhellte sich bei dem
Gedanken. »Das könnte uns vielleicht weiterhelfen. Iris hat das Haus von einer
Tante geerbt, die vor einem Jahr gestorben ist«, fuhr Elaine eifrig fort. »Da
wir nicht sonderlich viel Geld haben, zogen wir hinaus, zumal uns die
Vorstellung reizte, statt in Bronx draußen im Grünen zu wohnen. Leider erfuhren
wir nichts von dem Fluch — bis es zu spät war .«
    Ich
starrte sie an. »Was ist denn passiert ?«
    »Noch
nichts«, räumte sie ein, »aber es geschehen dauernd merkwürdige« — sie
schauderte zusammen — »und schreckliche Dinge. Um mich etwas abzulenken, wollte
ich das Wochenende in Manhattan verbringen, aber es hat nichts genützt. Ich muß
dauernd an Iris denken, obwohl das natürlich dumm ist, denn sie hat schließlich
Mrs. Robins, die sich um sie kümmert, und auch Tante Emma. Allerdings braucht
Tante Emma selber Aufsicht .« Sie schloß sekundenlang
die Augen und lächelte dann hilflos. »Sie sehen, es ist alles ziemlich
kompliziert .«
    »Vielleicht
sollte Ihre Schwester das Haus samt dem Fluch verkaufen ?« schlug ich vor.
    Sie
schüttelte den Kopf. »Das kann sie nicht. Das Haus gehört ihr nur, solange sie
dort wohnt. Und Tante Emma muß ebenfalls dort bleiben. Unsere Ersparnisse sind
restlos für neue Gardinen und Möbel draufgegangen, und was wir so verdienen,
reicht gerade, um das Haus zu unterhalten, uns zu kleiden und ab und zu einen
Abstecher in die Stadt zu machen. So sind wir also mit dem verdammten Haus und
seinem Fluch geschlagen .«
    »Verblüffend!«
Die Stimme gehörte Boris, und der Schreck, sie so unvermutet zu hören, ließ
mich fast über den Tisch springen. »Ich weiß nicht, wie die das machen .«
    »Was ?« erkundigte ich mich vorsichtig.
    »Das
Licht, die Musik, die tanzenden Pärchen — alles ist verschwunden«, entgegnete
er. »Ich habe nur einen Moment die Augen geschlossen, und plötzlich hat sich
die ganze Diskothek in eine schäbige kleine Bar verwandelt. Wirklich
erstaunlich.«
    »Hexerei«,
klärte ich ihn auf. »Ich bin der große Hexenmeister. Ein Fingerschnalzen, und
die Diskothek war weg .«
    »Faszinierend.«
Boris blinzelte träge. »Tust du mir einen Gefallen, Genosse? Schnalz noch mal
mit den Fingern. Die Diskothek war diesem Schuppen entschieden vorzuziehen .«
    »Meine
Kräfte gestatten mir pro Abend nur ein Fingerschnalzen«, erwiderte ich.
»Außerdem braucht Elaine hier alle meine verfügbaren Hexenkünste .«
    »Mein
Onkel, der Großherzog, war für seine magische Persönlichkeit bekannt .« Boris strahlte das rosahaarige Mädchen an. »Auf seinen
Besitzungen am Schwarzen Meer erzählte man sich, er könne eine Magd kraft
seines Blickes schwängern. Vielleicht habe ich einiges von ihm geerbt ?« Er schnalzte vorsichtig mit den Fingern, und wenige
Sekunden später tauchte ein Kellner neben ihm auf. Boris musterte ihn
angewidert. »Wenn ich etwas verabscheue, dann männliches Dienstpersonal«, sagte
er klagend. »Aber da Sie nun schon einmal hier sind, möchte ich noch einen
Wodka .«
    »Einen
Doppelten ?« brummte der Ober. »Wir schließen in fünf
Minuten .«
    »Dann
einen Dreifachen«, erwiderte Boris schnell. »Larry?«
    Ich
schüttelte den Kopf. »Ich möchte nüchtern bleiben für die Fahrt .«
    »Welche
Fahrt?«
    »Wir
werden das restliche Wochenende in Elaines Haus auf dem Land
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