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Die Hexenfalle

Die Hexenfalle

Titel: Die Hexenfalle
Autoren: Carter Brown
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ich sie wieder aufschlug, war nichts
mehr von der Stadt zu entdecken, nur hohe Bäume und jede Menge Natur. Ungefähr
nach einer Stunde bogen wir in einen geschotterten Seitenweg ein, der sich
schätzungsweise einen halben Kilometer zwischen mächtigen Eichen
hindurchschlängelte, bis er plötzlich auf einer Lichtung endete.

2
     
    Den
ersten Anblick von Waters Meet werde ich
niemals vergessen. Inmitten des Nebels, der träge aus dem unbewegten
schilfbewachsenen See emporstieg, nahm das Haus, einem düsteren Trugbild
gleich, nur ganz allmählich Gestalt an. Als wir näher kamen, sah ich, daß es an
der Stelle stand, wo ein gewundenes Flüßchen in den
See mündete. Es war eine dreistöckige schindelgedeckte Monstrosität mit vielen
Türmchen, die sich von einem hohen moosbedeckten Steinfundament erhob. Die
Schindeln sahen aus, als hätten sie in den vergangenen fünfzig Jahren dem
alljährlichen Termitenkongreß als Tagungsort gedient,
auch mit Farbe schienen sie während dieser Zeit nicht in Berührung gekommen zu
sein. Die kleinen Fenster standen in keinem Verhältnis zu den Ausmaßen der
Fassade und waren durch rautenförmige, farbige Butzenscheiben noch zusätzlich
verunstaltet.
    Als
Elaine den Wagen auf den Steinplatten vor der Veranda zum Halten brachte, hatte
ich ein Gefühl, als grinse mir das Haus höhnisch zu. Nachdem sie den Motor
abgestellt hatte, herrschte einen Augenblick himmlische Ruhe. Dann blickte sie
mich mit etwas verlegenem Gesicht an.
    »Wenn
Sie nichts dagegen haben, will ich zuerst reingehen. Es ist noch sehr früh, und
vielleicht sind alle noch im Bett, aber falls doch...« Sie errötete leicht:
»...nun, es ist besser, wenn ich meine Familie auf Ihre Anwesenheit vorbereite,
bevor Sie sich begegnen .«
    »Natürlich«,
nickte ich. »Ich bleibe hier sitzen und rauche eine Zigarette .«
    »Das
ist auch etwas, worum ich Sie bitten wollte .« Sie
errötete wieder, und ihre Wangen waren jetzt einen Ton dunkler als ihr Haar.
»Mrs. Robins kann es nicht vertragen, wenn man im Hause raucht. Sie ist darin
ein bißchen überempfindlich .«
    »Wie
wär’s dann, wenn ich in den See springe ?« Ich
entblößte die Zähne. »Ist Rauchen dort erlaubt? Ich meine natürlich nur unter
Wasser ?«
    »Tut
mir leid, Larry .« Sie biß sich auf die Lippe. »Aber
sie kann so eklig sein, wenn sie verärgert ist. Verstehen Sie ?«
    »Na
klar. Ich werde die Luft im Hause sauber halten .«
    »Sie
sind ein sehr netter Mann .« Sie lächelte kurz, stieg
aus dem Wagen und lief zur Verandatür, während sie in ihrer Handtasche nach dem
Schlüssel kramte.
    Ich
blickte ihr nach, bis sie im Haus verschwunden war, und steckte mir dann eine
Zigarette an. Ein unbestimmter Zweifel begann sich in mir zu regen. Heute nacht , in der Bar und davor,
hatte ich Elaine für eine ausgewachsene Fünfundzwanzigjährige gehalten, mit der
entsprechenden Erfahrung. Aber im hellen Morgenlicht schien sie fünf Jahre
jünger und das rosa Haar nur ein Mittel zu sein, um reifer zu wirken.
    »Guten
Morgen !« trompetete eine Stimme in mein Ohr, daß ich
beinahe durch die Windschutzscheibe gegangen wäre.
    Als
ich mich umdrehte, stand eine etwas merkwürdige alte Dame vor mir. Sie mochte
zirka einsfünfundsiebzig groß sein und einen Zentner
achtzig wiegen. Auf ihrem Kopf thronte ein riesiger blumenbesetzter Hut,
ansonsten trug sie ein knöchellanges, verblichenes blaues Kleid mit womöglich
noch ausgeblaßterem Blumenmuster. Ihre Füße steckten
in derben Gartenstiefeln, an ihrem Arm hing ein Korb. Unter dem breiten Hutrand
hervor musterten mich ein Paar scharfe blaue Augen.
    »Ein
herrlicher Morgen .« Während sie sprach, wogte ihr
fünffaches Kinn. »Ich freue mich, daß Sie so zeitig kommen konnten. Es war
schrecklich lästig .«
    »Tatsächlich ?« äußerte ich vorsichtig.
    »Ich
hasse es, jedesmal die Schuhe ausziehen zu müssen, nur um für ein paar Minuten
ins Haus zu gehen. Wenn man rauskommt, muß man sie natürlich wieder anziehen.
Das hindert mich bei der Gartenarbeit. Ich denke, es liegt am Wasserspeicher .«
    »Am
Wasserspeicher ?« murmelte ich.
    »Na, Sie sind doch der Klempner, junger Mann .« Sie
stieß ein kurzes bellendes Gelächter aus, das mich noch mehr enervierte. »Aber
jetzt wollen Sie vermutlich wissen, wo sie liegt ?«
    Elaine,
die aus dem Haus kam und auf den Wagen zulief, enthob mich der Beantwortung dieser
Frage. »Wie ich sehe, haben Sie Tante Emma bereits kennengelernt«, sagte sie
heiter.
    »Wir
sind noch nicht
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