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Die Hexenfalle

Die Hexenfalle

Titel: Die Hexenfalle
Autoren: Carter Brown
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könnte das auch nützen. In Wirklichkeit bin ich
Fernsehautor .«
    »Jetzt
beginne ich zu verstehen .« Sie lächelte. »Lauter wüste
Geschichten über nächtlichen Spuk?«
    »Sie
meinen, Elaine bildet sich das alles nur ein ?«
    »Ich
denke schon«, erwiderte sie beiläufig. »Vermutlich ist das Haus daran schuld.
Und Tante Emma ist auch nicht die geeignete Person, die Phantasie eines jungen
Mädchens einzudämmen .«
    »Tante
Emma habe ich bereits kennengelernt«, sagte ich vorsichtig. »Sie war unterwegs
zur versteinerten Eiche, um dort besonders üppig sprießende Giftpilze zu
sammeln. Mit bereits vorhandenen Wasserpflanzen zu einer Girlande geflochten
und in Verbindung mit einer neuen Beschwörungsformel, sollen sie stark genug
sein, um das Böse zu bannen. Auch die Tollkirschen sind, wie sie mir sagte, in
diesem Jahr besonders gut .«
    Iris
Langdon schürzte bedauernd die Lippen. »Tante Emma spinnt, aber sie ist völlig
harmlos. Seit Tante Sarahs Tod lebt sie in ihrer eigenen verrückten Welt. Tante
Sarah war längere Zeit krank; zuletzt hatte sich, wie mir Mrs. Robins sagte,
ihr Geist verwirrt. Jedenfalls muß sie mitten in der Nacht aufgestanden und aus
dem Haus geschlichen sein, ohne daß die beiden Frauen sie hörten. Tante Emma
fand die Leiche am nächsten Morgen im Schilf des Seeufers. Dieser Schock war
wohl zu groß für Tante Emma, denn seither ist sie überzeugt, Tante Sarah sei
behext worden, ins Wasser zu gehen. Deshalb verbringt sie ihre ganze Zeit
damit, durch Beschwörungen und seltsame Zaubertränke irgendwelche Hexen zu
vertreiben .«
    »Wie
tragisch«, sagte ich teilnahmsvoll. »Sie scheint mir so eine nette alte Dame zu
sein .«
    »Ist
sie auch .« Iris seufzte leise. »Natürlich völlig
harmlos. Unglücklicherweise hat Elaine eine sehr lebhafte Phantasie, und unter
Tante Emmas Einfluß fängt sie jetzt auch schon an, diesen Hexenquatsch zu
glauben. Das war der Hauptgrund, weshalb ich sie übers Wochenende nach
Manhattan geschickt habe, obwohl das eigentlich unsere Verhältnisse übersteigt.
Daß sie mit einem ausgewachsenen Fernsehautor im Schlepptau aufkreuzen würde,
habe ich allerdings nicht erwartet .«
    »Bin
ich für Sie ein Problem ?«
    »Keines,
mit dem ich nicht fertig würde, Larry«, schnurrte sie. Die Fingernägel fuhren
wieder über meinen Handrücken. »Aber wir müssen auch Elaine einkalkulieren.
Ihre Gesellschaft, Larry, würde ihr sehr guttun, daher soll sie ein Monopol auf
die Tagesstunden haben. Die Nachtzeit gehört mir. Übrigens gehe ich heute abend auf eine Party. Wollen
Sie mitkommen ?«
    »Gern«,
erwiderte ich. »Ist Elaine auch dabei ?«
    Iris
schüttelte entschieden den Kopf. »Das ist nicht ihre Art von Party. Die Leute
sind gewissermaßen der Country Club ohne Klub. In Ermanglung eines Besseren
lassen sie sich zu Hause vollaufen und spielen anschließend halben Herzens so
eine Art Bäumchen-wechsle-dich. Elaine ist für derartige Scherze noch zu jung
und verwundbar .«
    »Ich
habe mir immer überlegt, wie wohl das Landleben ist«, gestand ich ein. »Nun
weiß ich es: genau wie in der Stadt .«
    »Doch
nicht ganz.« Sie blickte versonnen vor sich hin. »In der Stadt wissen Sie, daß
jederzeit viele Menschen um Sie herum sind. Sie leben neben Ihnen, unter Ihnen,
über Ihnen, auf der anderen Straßenseite. Hier draußen wird Ihnen jedoch,
besonders nachts, sehr eindringlich bewußt, daß im Haus nur noch drei weitere
Frauen wohnen .« Sie lächelte flüchtig. »Das kann
zuweilen direkt unheimlich sein, Larry. Kein Auto fährt vorbei, keine
Straßenlaternen brennen, kein menschlicher Laut ist zu hören. Ich glaube, das
ist auch der Grund, weshalb Tante Emmas Hokuspokus sogar mir an die Nerven geht .«
    »Warum
verkaufen Sie das Haus nicht ?« fragte ich, erinnerte
mich dann jedoch, und fuhr fort: »Ach ja, Elaine nannte mir einen Grund, der
das unmöglich macht.«
    »Tante
Sarahs Testament enthält die Bedingung, daß ich das Haus nur erbe, wenn ich es
nicht verkaufe«, erwiderte sie ausdruckslos. »Außerdem muß ich Tante Emma auf
Lebenszeit Obdach gewähren und Mrs. Robins so lange als Haushälterin
beschäftigen, wie sie zu bleiben wünscht. Es existiert eine kleine Rente, wovon
ihr Lohn bestritten wird, sonst aber auch nichts .«
    »Haben
Sie schon einmal daran gedacht, die ganze Erbschaft sausen zu lassen ?«
    »Natürlich.
Aber Elaine und ich sind hier immer noch bedeutend besser dran als in unserer
winzigen Zweizimmerwohnung in Bronx
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