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Die Hexenfalle

Die Hexenfalle

Titel: Die Hexenfalle
Autoren: Carter Brown
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mit
einer schrecklich englischen Schirmmütze und einem Tweedjackett. Sein Gesicht
war gerötet, seine Augenfarbe entsprach dem Schmutzwasser im Graben. Den
dichten schwarzen Schnurrbart hatte er sich vermutlich nur stehenlassen, um die
Aufmerksamkeit von seinem weichen weibischen Mund abzulenken.
    »Haben
Sie sich etwas getan ?« fragte er mit einer Stimme, die
eine Mischung aus Bellen und Knurren war.
    »Das
ist eine relative Frage«, fauchte ich. »Mein Anzug und meine Schuhe sind hin.
Physisch gesehen, scheine ich einem Herzanfall entgangen zu sein, aber erst die
Zukunft wird zeigen, ob mein Nervensystem nicht restlos ruiniert ist. Sind Sie
generell übergeschnappt, oder benehmen Sie sich nur hinter dem Steuer wie ein
Wahnsinniger ?«
    »Konnte
schließlich nicht erwarten, daß hier jemand herumspaziert .« Er grinste mich mit einer Art liebenswürdiger Verachtung an. »Sie sind wohl der
Fernsehschreiberling, den Elaine mitgebracht hat? Wollten sich wohl in der
freien Natur von der Muse küssen lassen ?«
    »Und
was wollen Sie hier ?« konterte ich. »Etwa die Milch
liefern ?«
    »Ich
bin Alex Wendover. Sie kommen heute abend zu meiner
Party .« Seine Augen wurden, was ich nicht für möglich
gehalten hätte, noch eine Schattierung trüber. »Würde Elaine eigentlich als
etwas zu jung für Sie bezeichnen, Baker, aber über Geschmack läßt sich nicht
streiten. Nur einen wohlgemeinten Rat: Ich weiß, daß in dem Haus da nur ein
paar alleinstehende Frauen leben, aber bilden Sie sich deshalb nicht ein,
Elaine zu nahetreten zu können, verstanden? Ich bin der nächste Nachbar der
Familie und achte darauf, daß niemand die Situation ausnützt .« Jetzt war sein Grinsen nur noch verächtlich. »Konzentrieren Sie sich auf Ihre Fernsehschnulzen,
Baker, dann werden Sie ein angenehmes Wochenende verleben. Übrigens«, sein
rechtes Augenlid senkte sich in vermeintlicher Mann-zu-Mann-Kameraderie,
»werden Sie auf meiner Party genügend anderes finden. Sie wissen schon —
verheiratet, gelangweilt und alt genug, um zu wissen, was sie tun .«
    Damit
brauste er davon, ohne meine Antwort abzuwarten. Während ich zum Haus
zurückstapfte, bedachte ich ihn, Tante Emma und Elaine Langdon mit nicht gerade
freundlichen Gedanken. Mrs. Robins schniefte laut bei meinem Anblick,
informierte mich, wo mein Zimmer zu finden sei und daß Punkt zwölf gegessen
würde. Das Zimmer war klein und ungemütlich; die Bettmatratze fühlte sich an,
als sei sie mit Kettenpanzern und einem Restposten Stahlhelmen gefüllt. Ich säuberte
mich, wechselte den Anzug und begab mich anschließend in den Wohnraum, wo ich
Iris mit einem Glas in der Hand vorfand. Plötzlich sah die Welt wieder
strahlend aus.
    »Wie
ich gehört habe, sind Sie in den See gefallen oder so etwas Ähnliches .« Sie musterte mich amüsiert. »Was ist denn nun wirklich
passiert ?«
    »Ich
bin in einen Straßengraben gesprungen«, erwiderte ich würdevoll. »Mir blieb
keine andere Wahl; dieser verrückte Wendover hätte mich sonst niedergemäht .«
    »Sie
haben Alec kennengelernt ?« Ihre Augen waren plötzlich
sehr wach. »Was halten Sie von ihm ?«
    »Er
ist ein Irrer«, brummte ich.
    »Der
Meinung war ich auch immer«, erwiderte sie liebenswürdig, »aber er ist unser
nächster Nachbar und stets sehr hilfsbereit .«
    »Mich
hat er gewarnt, die Finger von Elaine zu lassen«, fuhr ich fort. »Ganz im
Gegensatz zu Tante Emma, deren ausdrücklicher Wunsch es ist, daß ich Ihre
Schwester defloriere, und zwar schnell! Ich war wohl doch völlig im Irrtum
anzunehmen, das Landleben sei auch nicht anders als das Leben in der Stadt. In
Manhattan bittet mich manchmal monatelang keine Tante, ihre Nichte zu
vernaschen .«
    Sie
lachte. »Das klingt ja wirklich, als sei Tante Emma im Augenblick besonders
aktiv. Allerdings höre ich zum erstenmal, daß sie über sexuelle Dinge spricht.
Sie fühlen sich nicht sonderlich wohl bei uns, nicht wahr? Wie wäre es mit
einem Drink ?«
    »Eine
großartige Idee.« Ich ließ mich in den nächststehenden Sessel fallen, der mit
dem gleichen Material gepolstert war wie meine Matratze. »Einen Martini?«
    »Kommt
sofort .« Sie stellte ihr eigenes Glas auf ein
Seitentischchen und ging zu einem kleinen Flaschenständer, was mir erneut
Gelegenheit bot, ihr rhythmisch wogendes Hinterteil zu betrachten. Einige
Sekunden später kredenzte sie mir mein Glas und setzte sich dann wieder auf
ihren Stuhl. Der Martini schmeckte wie eine Mischung
sechs zu eins und enthielt keine
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