Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick
Autoren: John Updike
Vom Netzwerk:

Rebecca uns nicht mehr die Schuld an al em gibt, aber sie sagte nein,
sie hätte Angst, die anderen könnten sie sehen. Brenda, Dawn und
Greta, vermute ich. Ich sehe sie ständig in der Dock Street. Ich
lächle, und sie lächeln zurück. Es gibt nichts mehr zu kämpfen. Ihr
Aussehen –» zurück zu Jane – «ist erschreckend. Weiß wie eine
gebal te Faust, und wir haben noch nicht einmal Oktober.»
«Fast», sagte Alexandra, «die Rotkehlchen sind fort, und nachts
kann man die Wildgänse hören. Ich lasse meine Tomaten dieses Jahr
an den Stauden vergammeln: jedesmal, wenn ich in den Keller gehe,
gucken mich diese Unmengen von Gläsern mit der Sauce vom letzten
Jahr vorwurfsvol an. Meine gräßlichen Kinder haben total gegen
Spaghetti rebel iert, die bringen ja auch ganz schön Kalorien, muß ich
sagen, also kaum das, was ich brauche.»
    «Sei nicht albern. Du hast abgenommen. Ich sah dich neulich aus
der Superette kommen – ich saß gerade im Anzeiger fest, wo ich
diesen unglaublich unreifen und pompösen neuen Hafenmeister
interviewte, er ist einfach ein Kind, Haare bis auf die Schultern,
sogar noch jünger als Toby, und da guckte ich zufäl ig aus dem
Fenster und dachte bei mir, ‹Sieht Lexa nicht fa belhaft aus›. Deine
Haare waren zu dem dicken Zopf hochgebunden, und du hattest die
indische Brokat –»
«Algerische.»
«– algerische Jacke an, die du immer im Herbst trägst, und hattest
Coal an der Leine, an einem langen Seil, genauer.»
«Ich war am Strand gewesen», beeilte sich Alexandra zu sagen. «Es
war herrlich. Nicht der leiseste Windhauch.» Obwohl sie noch ein
paar Minuten so weitersprachen, um die alte Vertrautheit wieder
aufleben zu lassen, dieses heimliche Einverständnis, das mit der
Nachgiebigkeit und Verletzlichkeit ihrer Körper zusammenhing, hatte
Alexandra und – ihre Intuition sagte es ihr plötzlich und
unmißverständlich – Sukie ebenso das tödliche Gefühl, daß al es
schon einmal gesagt worden war.
    In jedem Jahr kommt der gesegnete Augenblick, wo wir wissen, wir
mähen den Rasen zum letztenmal. Alexandras ältester Sohn Ben sollte
sich sein Taschengeld mit Gartenarbeit verdienen, aber er war jetzt
wieder in der High-School und mühte sich ab, im Training nach dem
Unterricht ein Nachwuchs-Fußballstar zu werden – er sprintete, er
wand sich, er sprang, um den süßen Anpral des Leders an den
ausgestreckten Fingerspitzen zehn Fuß über dem Boden zu spüren.
Marcy hatte einen Teilzeitjob als Kellnerin im Kleinen Bäckereicafé
angenommen, wo jetzt auch Abendessen serviert wurde, und
bedauerlicherweise hatte sie eine Beziehung mit einem dieser
    ungekämmten, finsteren jungen Burschen angefangen, die vor der
Superette herumhingen. Die zwei jüngeren Kinder, Linda und Eric,
waren nun in der fünften und siebten Klasse, und Alexandra hatte in
einem Pappbecher vol Wasser unter Erics Bett Zigarettenstummel
gefunden. Jetzt schob sie ihren knurrenden, rauchenden Toro-Mäher,
dessen Öl seit den Tagen, da Oz das Haus instandgehalten hatte,
nicht gewechselt worden war, noch einmal hin und zurück über ihren
ungepflegten Rasen, der mit langen, gelben, fedrigen Weidenblättern
übersät und ganz hubbelig war, weil die Maulwürfe sich gerade für
den Winter eingruben. Sie ließ den Toro laufen, bis das Benzin
verbraucht war, damit es im nächsten Frühjahr nicht den Vergaser
verstopfte. Sie dachte daran, das schleimige alte Öl abzulassen, aber
dann wäre sie sich zu gut und fachmännisch vorgekommen. Auf
ihrem Weg vom Abstellraum zurück in die Küche ging sie durch den
Arbeitsraum und sah in ihrem zusammengezimmerten Gerüst endlich
das, was es war: ein Ehemann. Das ungeschickt genagelte und mit
Draht verbundene Gestell aus zweimalvier und einmalzwei Latten
besaß jene Sperrigkeit, die sie bewunderte und die auch Ozzie
besessen hatte, bevor das Dasein als Ehemann seine Kanten abwetzte.
Sie erinnerte sich, wie in jenen ersten Jahren seine Knie und El bogen
sie im Bett gestoßen hatten, wenn Alpträume an ihm zerrten; sie hatte
ihn für diese Alpträume ziemlich geliebt, diese Bekenntnisse seines
Schreckens, als das Leben in seiner vol en Länge und Verantwortung
seine junge Männlichkeit bedrohte. Gegen Ende ihrer Ehe schlief er
wie ein Ding, reglos und versunken, schwitzend und kleine,
unbewußte Schnaufer ausstoßend. Sie nahm seinen vielfarbigen Staub
vom Bord herunter und streute ein bißchen auf das knorrige Stück
einer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher