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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick
Autoren: John Updike
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entlang den Rändern ihres Gartens wetteiferten
zierliche wilde Astern mit Goldruten und dunkelblättrigen,
klettenbeladenen Disteln. Die purpurfarbenen Trauben im
Laubengang waren gereift, und was die Stare nicht bekamen, fiel
hinunter und bildete einen Brei auf den Backsteinen; zum Essen
waren sie wirklich zu sauer, und in diesem Jahr hatte Alexandra keine
Lust, Gelee zu machen: der Dampf, das Durchseihen, die kleinen
Gläser, die zu heiß zum Anfassen waren. Als Alexandra überlegte, was
sie als Nächstes zu Sukie sagen sol te, beschlich sie ein Gefühl, das ihr
immer vertrauter wurde: sie fühlte sich außerhalb ihres Körpers und
betrachtete ihn aus geringer Entfernung, in seiner kläglichen
    Besonderheit, seiner sterblichen Länge und Breite. Noch ein März,
und sie wäre vierzig. Ihre mysteriösen Schmerzen und das Jucken
nachts waren immer noch da, obwohl Doc Paterson nichts zu
diagnostizieren gefunden hatte. Er war ein plumper, kahler Mann mit
Händen, die aufgeblasen wirkten, so breit und weich, so rosig und
sauber waren sie. «Es geht mir dreckig», verkündete sie.
«Oh, mach dir nichts draus», seufzte Sukie, die selber müde klang.
«Es sterben ständig Leute.»
«Ich möchte einfach im Arm gehalten werden», sagte Alexandra
überraschenderweise.
«Schätzchen, wer möchte das nicht?»
«Mehr wol te sie auch nicht.»
«Und das bekam sie.»
«Du meinst von Darryl?»
«Ja. Das Schlimmste ist –»
«Gibt es noch etwas Schlimmeres?»
«Ich sol te es eigentlich nicht einmal dir erzählen, ich habe es von
Jane gehört, unter dem Siegel absoluter Verschwiegenheit; du weißt
ja, sie hat sich immer mal mit Bob Osgood getroffen, der es von Doc
Pat gehört hat –»
«Sie war schwanger», erzählte ihr Alexandra.
«Woher wußtest du das?»
«Was sonst könnte das Schlimmste sein? So traurig», sagte sie.
«Oh, ich weiß nicht. Ich hätte es gehaßt, jenes Kind zu sein. Ich
halte Darryl irgendwie nicht für geeignet zur Vaterschaft.»
«Was wird er jetzt tun?» Der Fötus hing ekelerregend vor Alexandras
geistigem Auge – ein stumpfköpfiger Fisch, zusammengerol t wie ein
ornamentaler Türklopfer.
    «Oh, ich schätze, dasselbe wie vorher. Er hat jetzt seine neuen
Jünger. Ich habe dir doch von der Kirche erzählt.»
«Ich las deine Glosse in ‹Gehört und gesehen›. Du hast es wie eine
Biologiestunde klingen lassen.»
«Es war eine. Es war ein wunderbarer Ulk. Die Art Dinge, die er
gern tut. Erinnerst du dich an den ‹A Nightingale Song in Berkeley Square’-Boogie›? Ich konnte nichts über Rose, Dawn und Greta
reinschreiben, aber ehrlich, wenn sie ihre Köpfe zusammenstecken, ist
der Kegel der Macht, der aufsteigt, absolut elektrisch, wie die Aurora
Borealis.»
«Ich möchte wissen, wie sie aussehen, wenn sie mit Luft bekleidet
sind», sagte Alexandra. Wenn sie die plötzliche, losgelöste Vision ihres
eigenen Körpers hatte, war er immer angezogen, wiewohl nicht immer
mit dem, was sie gerade trug.
«Scheußlich», pflichtete Sukie bei, «Greta wie einer dieser
klumpigen, faltigen Stiche von diesem Deutschen, du weißt schon,
welcher –»
«Dürer.»
«Richtig. Rose dünn wie ein Besen, und Dawn nichts als ein
schmutziges verwahrlostes Kind, mit einem dicken, weichen
vorstehenden Babybauch und kaum Brüsten. Brenda – auf Brenda
stehe ich», gestand Sukie, «ich frage mich schon, ob Ed nicht einfach
nur meine Art war, mit Brenda in Verbindung zu treten.»
«Ich bin an den Ort zurückgegangen», gestand Alexandra ihrerseits,
«und hab all die rostigen Nadeln aufgesammelt und sie mir an
verschiedenen Stel en reingestochen. Es hat aber noch nichts genützt.
Doc Pat sagt, er kann nicht mal einen gutartigen Tumor finden.»
«Oh, meine Sü ße», schrie Sukie auf, und Alexandra wurde klar, daß
sie sie erschreckt hatte, daß die andere Frau aufhängen wol te. «Du
wirst wirklich wunderlich, nicht wahr?»
    Einige Tage später sagte Jane Smart am Telefon mit vor Entrüstung
scharfer Stimme: «Kann doch nicht dein Ernst sein, daß du das noch
nicht gehört hast.»
Immer deutlicher hatte Alexandra das Gefühl, daß Jane und Sukie
miteinander sprachen, ehe eine von beiden am nächsten Tag oder
später aus Pflichtgefühl bei ihr anrief. Vielleicht warfen sie eine
Münze, um herauszufinden, wer dran war.
«Auch nicht von Joe Marino?» fuhr Jane fort. «Er ist einer der
Hauptgläubiger.»
«Joe und ich sehen uns nicht mehr, wirklich nicht.»
«Wie schade», sagte
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