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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe
Autoren: Vadim Panov
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Erde.«
    »Und was hat das Schwarze Buch mit der Bibliothek Iwan des Schrecklichen zu tun?«, erkundigte sich die Fate.
    »Der Fürst des Dunklen Hofs ist davon überzeugt, dass im Schwarzen Buch, das der Schotte Jakob Bruce im Sucharew-Turm versteckt hat, das Kernwissen der Bibliothek zusammengefasst ist.«
    »Sie sind sich also sicher, dass das Schwarze Buch tatsächlich existiert?«
    »Ich bin felsenfest davon überzeugt, verehrte Fate.«
    »Für all diese Mutmaßungen gibt es nicht den geringsten Beweis«, warf de Lieu ein.
    »Aber einen deutlichen Hinweis.«
    »Und der wäre?«
    »Weder Sie, mein werter Kontrahent, noch unsere bezaubernde Begleiterin« – Santiago entbot der Fate eine galante Verneigung – »noch ich noch irgendein anderer Bewohner der Verborgenen Stadt, einschließlich des Fürsten, der Königin und des Großmagisters, ist in der Lage, den Sucharew-Turm zu betreten, und wir haben nicht die leiseste Ahnung, welche unsichtbare Kraft uns daran hindert. Darüber hinaus sind all unsere Versuche, ein Portal in den Turm aufzubauen, kläglich gescheitert. Ich finde, all diese Tatsachen sollten uns Anlass genug sein, den Humos etwas mehr Respekt entgegenzubringen.«
    »Ein absoluter Einzelfall«, winkte der Tschud ab.
    »Und was denken Sie darüber, Susanna?«
    »Einige Bauten der Verborgenen Stadt geben uns bis heute Rätsel auf«, antwortete die Fate. »Das Orakel von Degunino zum Beispiel. Möglicherweise wurde der Grundstein für den Sucharew-Turm bereits von den Assuren gelegt und …«
    Wann immer die Bewohner der Verborgenen Stadt mit unerklärlichen Tatsachen konfrontiert wurden, neigten sie dazu, diese Seltsamkeiten den Begründern ihrer geheimen Zufluchtstätte in die Schuhe zu schieben.
    »Ausgeschlossen!«, unterbrach sie der Kommissar. »Die Assuren hatten nicht das Geringste mit der Errichtung des Turms zu tun. Er ist vom Fundament bis zur Spitze ein Werk der Humos und deshalb kann er auch nur von Humos wieder abgerissen werden.« Santiago drehte sich um und wandte sich in gebieterischem Ton an einen NKWDler, der in gebührendem Respektabstand von ihnen entfernt stand. »He Sie, Kommunist, kommen Sie mal her!«
    »Zu Befehl, Genosse Befehlshaber!«
    Der herbeigerufene Kommunist hatte keine Ahnung, wer der Schnösel im piekfeinen Anzug war, doch da man ihm bedingungslosen Gehorsam eingebläut hatte, eilte er schnurstracks herbei, schlug die Hacken zusammen und blickte hündisch zu Santiago auf.
    »Name?!«
    »ErstStevKomRotKavStrRegEnkawede Mimitschenko! «
    In die Langform übersetzt bedeutete dies, dass der vor dem Kommissar strammstehende Soldat den Posten des ersten Stellvertreters des Kommandeurs des Rotbannerkavalleriestrafregiments des NKWD bekleidete. Die Kommunisten hatten die Armeedienstgrade abgeschafft und benutzten stattdessen die bisweilen etwas umständliche Bezeichnung ihrer Dienstfunktion oder griffen der Einfachheit halber auf das Wörtchen Genosse zurück. Das eine wie das andere ging dem traditionsbewussten Nawen ziemlich auf die Nerven.
    »Wie geht die Arbeit voran, Kommunist?«
    »Die Arbeiter reißen gerade die Decken in den oberen Stockwerken des Turms ein, Genosse Befehlshaber!«, meldete Mimitschenko wie aus der Pistole geschossen. »Befehlsgemäß werden die Trümmer in feinste Teilchen zerlegt zum Zwecke der Auffindung von Verstecken, in denen die Bourgeoisie Wertsachen deponiert haben könnte!«
    »Nach welchen Wertsachen wird konkret gesucht?«
    »Schatullen, Kisten, Truhen, außerdem Bücher und auch Einzeldokumente!«, ratterte der ErstStevKomRotKavStrRegEnkawede einstudiert herunter. »Sämtliche Gegenstände, die nicht eindeutig als Bauschutt zu klassifizieren sind, werden zur Begutachtung vorgelegt. «
    »Recht so, Kommunist«, brummte Santiago gnädig. »Fahren Sie mit der Operation fort.«
    Mimitschenko salutierte und manövrierte anschließend seine O-Beine wieder auf die ursprüngliche Position zurück.
    »Ein braver Soldat«, lobte de Lieu.
    »Einfach nur gut dressiert, aber strohdumm«, konstatierte der Kommissar missmutig. »Ich bin sicher, dass diese Blindgänger jede Menge unbrauchbaren Müll aus dem Turm schleppen werden.«
    »Sie sind also auch der Meinung, dass wir hier unsere Zeit verschwenden, Kommissar?«, lästerte der Kriegsmeister und fügte schadenfroh hinzu: »Dann hätte der Dunkle Hof die Kommunisten ja ganz umsonst für den Abriss des Sucharew-Turms bezahlt.«
    »Dabei ging es doch sicherlich nicht nur ums Geld«, warf die Fate
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