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Die Herzensdiebin

Titel: Die Herzensdiebin
Autoren: Christina Dodd
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wirbelte auf dem Absatz herum.
    Die Decke der Eingangshalle war zwei Stockwerke hoch. Golden blitzten die Bilderrahmen auf, das Licht erfasste die Blattwerkornamente an der gewölbten Decke. Strenge Augen schauten von Gemälden des neunzehnten Jahrhunderts auf den Betrachter herab, und die breite, gewundene Treppe verlor sich in der Galerie. Bei dem Donnerschlag erzitterte der kristallene Kronleuchter mit leisem Sirren, und das Licht, das sich in dem Kristall brach, ergoss sich in den Farben des Regenbogens über die Wände.
    Dann war es wieder stockdunkel. Schweigen senkte sich wie eine düstere Decke herab.
    Die Schultern hochgezogen, schlich der Eindringling zu der zweiten Tür auf der linken Seite. Der Strahl einer kleinen Taschenlampe wanderte suchend durch den Raum, verharrte kurz auf den Bücherregalen mit alten ledergebundenen Bänden, dem großen, mit Schnitzwerk versehenen Schreibtisch und dem modernen Bürostuhl. In einer Nische in einer Ecke des hohen Raums standen zwei üppig ausgestattete Lehnstühle vor einem hohen Kamin mit Marmorsims, den zwei brüllende Löwenfiguren flankierten.
    Die Taschenlampe ging aus, blieb aber in der Hand des nächtlichen Besuchers. Jeder Schritt war leise und sicher auf der breiten, handgeknüpften Brücke, die auf die gemütliche Sitzgruppe ausgerichtet war.
    Hinter einem der Stühle blieb die Gestalt wieder stehen und betrachtete das Gemälde über dem Kamin. Erneut ging die Taschenlampe an, und der Lichtstrahl tastete die Wand ab. Das Bild, das dort hing und einen schwerfälligen Geschäftsmann und dessen Hund zeigte, veranlasste den Eindringling, den dünnen Lichtstrahl in wachsender Unruhe durch den Raum gleiten zu lassen. »Oh, Großmutter, du hast es doch versprochen. Du hast es versprochen. Wo ist ...?«
    Da ging das Deckenlicht an.
    »Was haben Sie hier zu suchen?«, fragte eine tiefe Männerstimme mit Südstaatenakzent.
    Der Eindringling drehte sich halb um, die behandschuhte Linke schützend gegen das grelle Licht erhoben.
    Ein großer dunkelhaariger Mann stand auf der Türschwelle, die Hand auf dem Lichtschalter. Falten zeichneten sich auf seiner Stirn ab, und ein harter Zug beherrschte das sonnengebräunte Gesicht.
    Er war der eindrucksvollste, arroganteste und attraktivste Mann, den Natalie Meadow Szarvas je gesehen hatte.
    Der folgende Blitz war so stark, dass sich die Energie mit einem Knistern auf dem Fußboden zu entladen schien. Draußen im Garten brach etwas mit lautem Krachen ab. Der Donner grollte, und die Fensterscheiben erzitterten.
    Sie war in die Hölle hinabgestiegen.
    Sie versuchte davonzulaufen.
    Ihre Füße verfingen sich in den Fransen des dicken Teppichs.
    Sie stolperte.
    Suchte Halt im Fallen. Verfehlte die Stuhllehne und schlug hart auf dem Boden auf.
    Mit dem Kopf prallte sie gegen das Haupt des Löwen. Der Löwe hatte den härteren Schädel.
    Als die tanzenden Lichtpunkte hinter ihren geschlossenen Lidern an Kraft verloren, rang sie zitternd nach Luft. Die Knochen schmerzten von dem Sturz. Der dicke Teppich roch gut nach Zitrone und Sandelholz. Aber ihr Kopf ... der Kopf tat furchtbar weh. Mit einer Hand berührte sie zaghaft die pochende Schläfe.
    Jemand umfasste ihr Handgelenk. »Nicht. Sie bluten.«
    Es war der Mann mit den verächtlich blickenden, braunen Augen. Wie war er nur so schnell von der Tür an ihre Seite gekommen?
    Doch die Erklärung war einfach: Sie hatte die Besinnung verloren. Dabei konnte sie sich überhaupt nicht daran erinnern, bewusstlos gewesen zu sein. Sie erinnerte sich nur noch ... sie erinnerte sich, ihn an der Tür erblickt zu haben.
    »Sir, soll ich die Polizei rufen?« Ein anderer Mann. Beflissen. Gefasst. Effizient.
    »Rufen Sie lieber die Ärztin«, ließ sich die tiefe Stimme des arroganten Mannes vernehmen.
    »Und dann die Polizei?«
    »Nein, nur die Ärztin.«
    »Ja, Sir.« Missfallen schwang in dem Tonfall mit, aber der andere Mann gehorchte. Seine Schritte verklangen in der Eingangshalle.
    Mr. Arrogant drückte etwas Weiches an ihre Stirn.
    Sie zuckte zusammen und versuchte, sich der Hand zu entziehen.
    »Lassen Sie das«, wies er sie an. »Ihr Blut tropft auf den Teppich.«
    »Okay«, murmelte sie. Ich will keine Flecken auf den teuren Teppich machen .
    »Öffnen Sie die Augen«, sagte er.
    Sie musste sich geirrt haben. Das konnte doch unmöglich der gut aussehende Mann von vorhin sein. Einen Kerl, der eine junge Frau schroff anfuhr, die blutend am Boden lag, konnte man nicht attraktiv finden.
    Sie
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