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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks
Autoren: Michael Peinkofer
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Moment geschah es.
    Es war nur ein Zufall, ein winziges Staubkorn im Mahlwerk des Großen Werkes – die Auswirkung jedoch war vernichtend.
    Eine der Ratten, die sich zu Baugulfs Verdruss hin und wieder in seinem Laboratorium herumtrieben und die, in immerwährender Dunkelheit lebend, bleich und ohne Fell waren, sodass sie wie vierbeinige Engerlinge aussahen, hatte sich unbemerkt genähert und war auf der Suche nach Nahrung auf den Experimentiertisch geklettert.
    Dort entdeckte Baugulf sie – und seine Reflexe sprachen schneller an, als sein Verstand oder die Stimme in seinem Kopf ihn zurückhalten konnte.
    »Verdammtes Biest!«, rief er aus.
    Die Hand mit dem schweren steinernen Stempel zuckte empor, bereit, den verhassten Besucher zu erschlagen – und fiel wie das Beil des Henkers herab.
    »Nein!«, schrie die Stimme.
    Doch es war zu spät.
    Baugulf hatte nur Augen für das Tier, das die Zeichen der Zeit erkannte und quiekend die Flucht ergriff. Der Stempel jedoch, mit vernichtender Wucht geführt, ging nieder und zerschlug einen Glaskolben, was Baugulf in seinem Zorn nicht weiter kümmerte. Einen Lidschlag später jedoch traf der Stempel auf die Tischplatte. Funken schlugen und sprangen auf den Mörser über, der in unmittelbarer Nähe stand.
    Baugulf vernahm ein hässliches Zischen.
    Dann sah er die Stichflamme, die aus dem Mörser emporschoss.
    Und im nächsten Moment wurde er bei lebendigem Leib zerrissen.

BUCH 1
    NUASH UMM
    (EINE NEUE ZEIT)

1.
    KAS-BHULL
    »Bei Narkods Hammer! Muss ich denn alles selber machen?«
    Mit vor Unglauben weit aufgerissenen Augen starrte Rammar auf das, was sein Bruder da trieb. Gleichzeitig fühlte er, wie ihm die Galle hochstieg, zusammen mit dem Blutbier, das er zum Frühstück hinuntergestürzt hatte und das nun in seinem feisten Körper umherschwappte wie in einem halb leeren Fass. »Bist du zu schwach, um mit ein paar halbstarken Orklingen fertigzuwerden, du dämlicher umbal ?«
    Der Ork, dem seine Beleidigungen galten, bot, obschon sein leiblicher Bruder, den denkbar stärksten Gegensatz zu ihm: Während Rammar so fett war, dass seine Größe und Breite in ständigem Wettstreit miteinander lagen, war Balbok derart hager, dass man hätte meinen mögen, die grüne Haut spannte sich unmittelbar über Knochen und Sehnen. Während Rammars Beine dick wie Pfeiler waren und kurz wie die eines Schweins, waren Balboks lang und dürr, und während Rammars Schädel wie eine einzige runde Knolle wirkte, aus der ein winziges gelbes Augenpaar starrte, war Balboks Miene lang und schmal. Seine Nase war schief, seine Augen groß und – jedenfalls kam es Rammar so vor – stets in fassungsloser Dummheit aufgerissen. Während Rammars Schädel kahl war, quoll unter dem ledernen Helm, den Balbok trug und der mit einem Kinnriemen befestigt war, spärliches schwarzes Haar hervor, das fettig und schweißnass an seinem Schädel klebte.
    Und noch eine Sache gab es, die die beiden Brüder voneinander unterschied: Während Balbok noch alle Gliedmaßen sein Eigen nannte, prangte an Rammars linkem Arm statt seiner Klauenhand die Spitze eines saparak , jener mörderischen Mischung aus Klinge und Speer, die die bevorzugte Waffe eines Orks darstellte. Das Ding war eine bleibende Erinnerung an Tage, an die Rammar lieber nicht zurückdachte – auch wenn sie letztlich dazu geführt hatten, dass er das war, was er war.
    In den vergangenen fünf Jahren hatte Rammar gelernt, seine neue Hand auf mancherlei Art einzusetzen. Er hatte festgestellt, dass es für einen Ork gar nicht unpraktisch war, nicht erst zur Waffe greifen zu müssen, sonden sie direkt am Arm zu haben. Auf diese Weise konnte man Argumenten jederzeit Nachdruck verleihen oder allzu trägen Bediensteten auf die Sprünge helfen; das Ding ließ sich sogar als Fleischgabel verwenden und dazu, Gnomen-Augen aus dem bru-mill zu fischen (die man in Ermangelung von Ghul-Augen auf der Insel verwenden musste). Und es eignete sich auch vortrefflich dazu, es demonstrativ in die Luft zu recken und finstere Drohungen auszusprechen – so wie in diesem Augenblick.
    »Du dämliches, für nichts zu gebrauchendes Stinkmaul! Muss ich dir erst die Visage zerstückeln, damit du endlich aufwachst?«
    Der Ruf gellte quer durch die weite kesselförmige Grube, auf deren anderer Seite Balbok alle Klauen voll damit zu tun hatte, sich seine Gegner vom Leib zu halten.
    Einer, der ihm nur bis zur Schulter reichte, hatte beide Arme um Balboks Leibesmitte geschlungen und
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