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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks
Autoren: Michael Peinkofer
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Crysalion errichtet hatten, eine gewaltige Kristallburg, die über einem tiefen, rund eine Viertelmeile durchmessenden Krater erwachsen war. Die Kristallfeste war vergangen, woran Balbok und Rammar nicht unerheblichen Anteil gehabt hatten, und mit ihr auch die Macht der Elfen; auf der Suche nach einer neuen, noch ferneren Zuflucht hatten sie die Insel verlassen und sich neuen Gestaden zugewandt. Der Krater jedoch war geblieben und bildete die Grundlage dessen, was die Orks nun ihre Festung nannten.
    Eine behelfsmäßige, aus Gesteinsbrocken, Kristalltrümmern und Palisaden errichtete Mauer, die das Äußerste dessen darstellte, was Orks an Baukunst zu leisten vermochten, umgab den Kraterrand, nach Osten und Westen gab es zwei hölzerne Wachtürme, die die Insel weithin überragten. Ein Tor im eigentlichen Sinn gab es nicht. Die Festung wurde durch die Minen betreten, die den Fels des Kraters durchzogen – jene Minen, in denen der Dunkelelf Rothgan-Margok einst Ork-Sklaven hatte schuften lassen.
    Fünf Jahre lag das zurück.
    Rothgan-Margok war nicht mehr, die Herrschaft des Dunkelelfen ebenso zersplittert wie der Kristallpalast von Crysalion. Geblieben waren jedoch die Orks, die nach ihrer Befreiung jenen dienten, denen sie die glückliche Veränderung ihres Geschicks zu verdanken hatten: ihren Königen.
    Balbok und Rammar.
    Indem sie sich selbst zu Königen ausriefen, hatten die beiden Orkbrüder den aus Kristallsplittern zusammengeflickten Thron bestiegen und sich damit ihren Traum von einem eigenen Reich erfüllt. Einfach war das allerdings nicht gewesen, denn ihre Artgenossen, die auf der Insel hausten, waren durch die undenklich lange Zeit der Gefangenschaft doch sehr verändert worden – Gemüsefresser, die mit Orks aus echtem Tod und Horn nicht mehr viel gemein gehabt hatten. Also hatten Rammar und Balbok es als vordringlichste Aufgabe betrachtet, ihren Artgenossen wieder ihre ursprüngliche Wildheit zurückzugeben und sie mit all den Errungenschaften der orkischen Kultur bekannt zu machen, die sie nie kennengelernt hatten.
    Dem Blutbier.
    Dem Magenverstimmer.
    Dem tougasg und vielem anderen, das für Orks, die fern auf dem Festland in den Wäldern und Mooren der Modermark lebten, selbstverständlich war.
    Und natürlich mit dem lamhum-bhull , jenem Spiel, das vor allem von jungen Orks gespielt wurde, um ihren Kampfgeist zu schärfen und ihre bisweilen recht ungerichtete Aggression in etwas gezieltere Bahnen zu lenken.
    Es war ein hartes Stück Arbeit gewesen, aus einem Haufen Jammerlappen ein ordentliches Rudel Orks zu schmieden, die diesen Namen verdienten und mit dem saparak ebenso gut umzugehen verstanden wie mit dem Schädelkrug. Aber von gelegentlichen Enttäuschungen wie dem sich unentwegt entschuldigenden Haushofmeister abgesehen, konnte Rammar schließlich mit einigem Stolz auf sein Königreich blicken.
    Viel Zeit war vergangen, seit er und sein Bruder einst ihren bolboug verlassen hatten, um das verlorene Haupt ihres Anführers Girgas wiederzufinden, und an vieles davon erinnerte sich Rammar nicht mehr genau, sei es, weil in den verfetteten Windungen seines Gehirns einfach nicht genug Platz dafür war oder weil sein eigener Beitrag zu all diesen Abenteuern bisweilen – nun – ein wenig fragwürdig gewesen war.
    Nur eines war dem selbst gekrönten König der Inselorks klar: dass er sich das, was ihm das Schicksal nach langen Mühen und unzähligen Gefahren in die Klauen gespielt hatte, nicht wieder entreißen lassen würde.
    Von niemandem.
    Außer vielleicht dem erklärten Oberhaupt der Unterwelt …
    Die Aussicht, dass das rätselhafte Ding, das sich am Himmel näherte, tatsächlich Kuruls Galeere sein könnte, behagte Rammar ganz und gar nicht. Von Unruhe getrieben hockte er auf dem Thron und rutschte von einer Hälfte seines breiten asar auf die andere, während sein Bruder in der geräumigen Höhle auf und ab trottete, die die beiden zu ihrem Amtssitz erhoben hatten. Nicht zuletzt deshalb, weil sie etwa auf halber Strecke zwischen der Küche und der Blutbier-Brauerei lag.
    »Hm«, brummte Balbok immer wieder. »Hm …«
    »Nun hör schon auf damit«, fuhr Rammar ihn an. »Genügt es nicht, wenn du auf und ab rennst wie ein kastrierter Troll? Musst du dabei auch noch Geräusche machen?«
    Balbok, der immer noch seine lederne Spielrüstung trug, die an einigen Stellen mit dunklem Orkblut besudelt war, blieb stehen und sah seinen Bruder aus großen Augen an. »Aber ich denke nach, Rammar«,
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