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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
Autoren: James Maxey
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ihr ab und verschwand im dunklen Tunnel. Gedämpftes Gemurmel erklang in der Menge. Ein Mensch, der aus dem Käfig stolperte, war ein schlechtes Zeichen.
    »Die Menschen heutzutage sind wertlos«, sagte Albekizan und wandte sich damit an den Hohebiologen. »In meiner Jugend hatten sie mehr Kampfgeist. Sie waren stets gut darin, scharfe Steine als Waffen zu schwingen oder sich in winzigen Höhlen zu verbergen. Ich erinnere mich, wie einer
zurücklief und sich zwei Tage im Palast versteckt hielt, ehe er ergriffen wurde. Jetzt aber rennen die Sklaven einfach nur blindlings herum und lassen dabei eine Spur von Exkrementen zurück, der jeder Narr folgen könnte. Wieso können wir keine gute Beute mehr finden, Metron?«
    »Herr, in der Natur herrschen strenge Gesetze«, antwortete der Weisdrache. »Über Jahrhunderte hinweg haben wir die besten Männer der Dörfer ausgelesen, nur um sie für ihren Herrscher zu töten. Die Brut muss unausweichlich schrumpfen.«
    Vendevorex verblüffte Jandra, als er die Unterhaltung zwischen dem König und dem Hohebiologen unterbrach.
    »Vielleicht, Herr, würde ein Moratorium helfen, das sich dem Zeitvertreib der Menschenjagd widmet«, sagte Vendevorex. »Wenn Ihr diese Unterhaltung für ein Jahrhundert verbieten würdet, könnten sich die Menschen erholen. Sie brüten sehr viel schneller Nachkommen aus, als wir es tun.«
    »Pah!«, schnaubte Albekizan. Er hob wegwerfend seine juwelenbesetzte rechte Klaue. »Ihr und Eure Schwäche für die Menschen. Sie geben gute Hausgenossen ab und angemessenes Jagdwild, aber Ihr möchtet, dass sie wie Kaninchen brüten. Der Gestank ihrer Dörfer belästigt schon jetzt mein Königreich.«
    »Ihre Dörfer füllen unsere Speisekammern mit Nahrung und Eure Truhen mit Gold«, sagte Vendevorex. »Gestattet den Menschen, mehr von den Früchten ihrer Arbeit einzubehalten, und sie werden die Bedingungen verbessern, unter denen sie leben. Sie fristen ihr Dasein nur aufgrund Eurer Vorgaben in solcher Verwahrlosung.«

    »Schweigt, Zauberer«, knurrte Albekizan. »Ihr solltet nicht so mit mir sprechen.«
    »Ihr habt mich um meine Meinung gebeten, Herr.«
    »Habe ich das?«
    »In der Tat, Herr. Vor über einem Jahrzehnt habt Ihr mir aufgetragen, in Eurer Anwesenheit frei und offen zu sprechen. Euer unfehlbarer Erlass gilt bis zu diesem Tag, oder nicht?«
    Albekizan presste die Zähne zusammen und wandte sich von dem Zauberer ab. Jandra hatte während solcher Gespräche immer Angst um die Sicherheit ihres Meisters. Sie bewunderte Vendevorex’ Kühnheit, aber sie fürchtete, dass Albekizan sich eines Tages zu sehr bedrängt fühlen könnte.
    Metron durchbrach die angespannte Stille. »Herr, es ist so weit. Ihr könnt das Zeichen geben.«
    Albekizan erhob sich und breitete die Schwingen aus. Seine Stimme dröhnte durch die Halle: »Möge die Jagd beginnen!«
    Bodiel sprang in die Luft. Die Drachen jubelten, als er seine Schwingen gegen den aufsteigenden Wind schlug und in der dunkler werdenden Nacht höher stieg. Aber der Jubel der Menge verwandelte sich nur Augenblicke später in leises Flüstern, als Verwirrung sich breitmachte. Shandrazel stand nach wie vor in der Halle.
    Der König knurrte. »Es mag sein, dass du mich bei dem Donner nicht gehört hast. Die Jagd hat begonnen! Geh!«
    »Vater«, begann Shandrazel, dann hielt er inne und atmete tief ein. Einen Moment später sah er auf, blickte dem König direkt ins Gesicht. »Du kennst meine Gefühle«, sagte er mit fester, aber respektvoller Stimme. »Ich begehre deinen
Thron nicht. Ich will Tulk nicht jagen. Diese Zeremonie ist archaisch und grausam. Es gibt keinen Grund, Blut zu vergießen. Ernenne Bodiel einfach zu deinem Nachfolger. Dein Wort ist Gesetz.«
    »Und du brichst dieses Gesetz!«, rief Albekizan. Speichel spritzte auf den Boden vor ihm. »Ich befehle dir zu jagen!«
    Jandra rückte näher zu Vendevorex, der eine Schwinge um sie legte.
    Shandrazel stellte sich der Wut seines Vaters, ohne zurückzuschrecken. Mit einem Schulterzucken sagte er: »Ich breche tatsächlich dein Gesetz. Befiehl den Wachen, mich zu ergreifen. Ich werde keinen Widerstand leisten.«
    Albekizan sprang von seinen Kissen auf und lief zu Shandrazel. Kurz vor seinem rebellischen Sohn blieb er stehen. Ihre Blicke verschränkten sich. Die Muskeln des Königs spannten sich unter der Haut sichtbar an. Er war starr vor Wut, aber Shandrazel wich nicht zurück.
    Sämtliche Drachen in dem Raum wandten die Blicke ab. Niemand wollte diese
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