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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
Autoren: James Maxey
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erzeugten den Eindruck, als würden sie Rauch atmen.
    Die Trommler und der Chor erreichten ein Crescendo, als König Albekizan und seine Königin Tanthia am Himmel auftauchten. Ihre leuchtenden Schuppen bildeten einen dramatischen Kontrast zu den dunklen Sturmwolken hinter ihnen. Die Zeremonienhalle besaß die Form eines großen Kreises mit einem Durchmesser von mehreren hundert Schritten und war zur Hälfte mit einer Kuppel versehen und zur Hälfte zum Himmel hin offen. Albekizan ließ sich in die Halle hinunter, und der Wind, den seine Schwingen erzeugten, brachte die zeremoniellen Fackeln, die den Rand der Halle säumten, zum Flackern. Patschuli und Lavendel erfüllten die Luft – die bevorzugten Düfte der Königin, die nach ihm auf den Boden geschwebt kam. Die dolchähnlichen Klauen des Königs klackerten auf dem Marmorboden, als er den Raum durchquerte und sich Vendevorex und Jandra näherte. Er machte sich nicht die Mühe, sie anzusehen, als er seinen Platz auf dem riesigen Hügel aus goldenen Kissen einnahm, die das erhöhte Podest mit seinem Thron bedeckten. Die Königin ließ sich auf einem kleineren Hügel aus Kissen ebenfalls nieder. Zwei Erddrachen eilten zu ihr und fächerten ihr mit geflochtenen Palmwedeln Luft zu. Als der König und die Königin es
sich auf ihren Sitzen bequem gemacht hatten, verstummten die Trommeln und der Chor schlagartig.
    Im hinteren Teil der Halle befanden sich eine Reihe riesiger goldener Türen, die zu den Eingeweiden der Erde führten. Die Türen öffneten sich langsam in der herrschenden Stille, und ein gebeugter Himmelsdrache trat ein – Metron, dessen blaue Federn vom Alter mit silbrigen Fäden durchzogen waren. Grüne Schals hingen um seinen Hals und verwiesen auf das Amt, das er innehatte: Er war der Hohebiologe, der Hüter der alten Geheimnisse. Metron humpelte, gestützt auf einen knorrigen Stab, nach vorn. Trotz seines gebeugten Körpers strahlte er etwas Gebieterisches aus. Alle Anwesenden senkten ehrfürchtig die Blicke.
    Metron zitterte, als er vor Albekizan stand, und Jandra fragte sich einen Moment, ob der alte Drache zusammenbrechen würde. Die Kraft in seinen Augen beruhigte sie jedoch. Der Hohebiologe hatte dem König den Rücken zugewandt und warf einen Blick auf den Sonnenuntergang. Alles, was zu hören war, waren schwacher Donner und das Geräusch der Fackeln, die sich im zunehmenden Wind kräuselten.
    Dann erklang über dem Wind das Flattern von gigantischen Schwingen. Lange Schatten rasten durch die Halle, als Albekizans Söhne vom Himmel herunterschwebten und sich mit ausgebreiteten Schwingen voller sanfter Anmut in der Mitte der Halle niederließen. Bodiel, der jüngere der beiden, landete als Erster; seine langgestreckten Schwingen verdeckten beinahe seinen Bruder Shandrazel, der hinter ihm den Boden berührte.
    Bodiel strahlte. Das Karmesinrot seiner geöffneten
Schwingen verband sich mit dem Rot des Sonnenuntergangs, als wäre der ganze Himmel ein Teil seines Wesens. Der Wind wirbelte seine fedrigen Schuppen auf und brachte die Mähne seines langen, geschwungenen Nackens dazu, wie eine Flamme zu flackern. Licht spielte auf den Goldringen, die durch seine Flügel gebohrt worden waren. Er streckte die langen, mächtigen Glieder am mittleren Gelenk der beiden Flügel, zeigte dabei scharfe, mit gemahlenem Smaragd bemalte Klauen. Die schweigenden Zuschauer nickten zustimmend zu diesem Schauspiel. Jandras Herz flatterte angesichts von Bodiels Schönheit.
    Shandrazel gab nichts Derartiges zum Besten, sondern ließ seine Schwingen eingefaltet. Der grüblerische Blick seiner Augen blieb auf den Boden geheftet. Die langen, reptilienähnlichen Gesichter der Drachen verfügten nicht über die gleiche Spannbreite von Gefühlen wie Menschen, aber Jandra wusste, wenn sie ein Stirnrunzeln vor sich hatte.
    Dann verlagerte sich die Aufmerksamkeit erneut auf Metron, der zur rituellen Begrüßung ansetzte.
    »Herrlichste Grüße, oh mächtiger Albekizan!« Metron breitete seine Schwingen aus, während er sprach, und verlieh damit seinen Worten zusätzliche Kraft. »Ihr, dem die Erde gehört und alles, was über ihr fliegt, sowie alles, was auf ihr wandelt. Wir leben im Schatten Eures großartigen Lichts! Groß ist Eure Barmherzigkeit!«
    Metron verbeugte sich tief, während die versammelten Drachen die Köpfe so weit senkten, dass sie den Boden berührten. Jandra beugte sich tief nach unten; sie hätte gern einen längeren Hals gehabt.
    »Noch größer ist Eure
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