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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
Autoren: James Maxey
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über die Augen und wischte sich mit einer blutverkrusteten Hand über die Wange. Er schien nicht einmal außer Atem zu sein.
    Er trat mit den Füßen die Leichen beiseite – mindestens zwei Dutzend Männer – und schuf sich so einen Pfad, den er entlangschreiten konnte.

    Mit einer Befriedigung, die ihn frösteln ließ, sah Bant, dass auch Jomath unter den Toten war. Beinahe kam es ihm so vor, als hätte sein Hass ihn getötet, als wäre sein Hass lebendig geworden, eine Kraft, durch die seine dunkelsten Wünsche Wirklichkeit geworden waren. Er wusste, dass er Reue empfinden sollte oder Verlust. Aber stattdessen war da ein Gefühl, das an Freude grenzte, als er die zerfetzte und verrenkte Leiche seines Bruders sah. Es beunruhigte ihn etwas, dass er zu solchem Hass fähig war. Nichts würde jemals dieses Blut von ihm abwaschen können.
    So sei es.
    Der blutüberströmte Fremde ging auf Bant zu.
    »Du«, sagte der Fremde. »Junge. Wie heißt du?«
    Bant sah zu dem Riesen hoch, blickte in seine Augen. Sie waren durchdringend und unerschrocken. Bant wusste, dass der Fremde seine schreckliche Seele prüfte.
    »B-Bant«, antwortete er. »Bant Bitterholz.«
    »Du hast nicht gegen mich gekämpft«, sagte der Mann.
    »Nein«, flüsterte Bant.
    »Hast du Angst vor mir, Bant Bitterholz?«
    »Nein«, sagte Bant. Bei all seinem Hass auf Jomath hatte kein anderes Gefühl noch Platz in ihm gehabt.
    »Das kennzeichnet dich als den Klügsten in diesem Dorf voller Narren«, sagte der Fremde.
    Alles hatte Bant aus dem Mund des Fremden erwartet, nur das nicht.
    »Sag mir, Bant Bitterholz, diese Frau, die sich da an dich klammert, ist das deine?«
    »Nein«, erwiderte Bant.
    »Wie heißt du, Mädchen?«

    Sie drehte den Kopf zur Seite, während sie mit einem Flüstern antwortete: »Recanna Halsfeth.«
    »Bist du irgendjemandes Frau?«
    »Nein«, antwortete sie.
    »Dann wird die Arbeit des Herrn an diesem Ort mit dir beginnen. Wie ihr jetzt zusammensteht, so sollt ihr in alle Ewigkeit zusammenstehen. Bant Bitterholz, erkenne sie als deine Frau. Recanna Bitterholz, erkenne ihn als deinen Mann.«
    »Aber …«, begann Recanna.
    Der Fremde hob die geöffnete Hand und brachte sie zum Schweigen. »Stellt nicht die Befehle des Herrn in Frage. «
    »D-des Herrn?«, fragte Bant.
    »Kannst du lesen, Bant Bitterholz?«
    »Nein.«
    »Dann wirst du es lernen. Es ist wichtig für alle Diener des Herrn. Er führt uns durch Seine geheiligten Worte, die in dieser Heiligen Bibel stehen.«
    Der Fremde streckte ihm das schwarze Buch entgegen. Bant nahm es, und es überraschte ihn, wie schwer es war, als der Fremde es losließ. Er wusste, dass es nur ein paar Pfund wiegen konnte, aber irgendwie schien es die schwerste Bürde zu sein, die er jemals getragen hatte.
    »Seid Ihr … seid Ihr der Herr?«, fragte Bitterholz.
    »Nein. Ich bin sein Prophet. Mein Name ist Hezekiah. Und jetzt geh, Bant Bitterholz. Finde etwas Kleidung, um deine Nacktheit zu bedecken. Die Zeit, in der ihr als Heiden gelebt habt, ist vorüber. Recanna Bitterholz, finde Kleidung für deine eigene Nacktheit, und bereite deinem
Ehemann etwas zu essen zu. Er wird seine ganze Kraft benötigen. In der nächsten Zeit gibt es viel zu tun für ihn.«
    Bant sah Recanna an. Sie hatte Angst. Sie versuchte, von ihm wegzukommen, aber er hielt sie fest.
    »Ich weiß, dass du Angst hast«, sagte er zu ihr. »Ich verstehe nicht ganz, was heute Nacht geschehen ist, aber ich habe eine Ahnung. Ich glaube, es wird alles in Ordnung kommen. Hab bitte keine Angst mehr.«
    »Was du spürst, Bant Bitterholz«, sagte Hezekiah, »ist Glauben.«
    Recanna nickte. Etwas veränderte sich in ihren Augen. Bant begriff, dass auch in ihr ein Glaube war, der Glaube an ihn. Er stand aufrechter da, fühlte sich irgendwie mächtiger.
    Er zog sie näher zu sich heran, dann sah er Hezekiah an, der nickte.
    »Du darfst die Braut jetzt küssen«, sagte der Prophet.
    Recanna gab nach, als Bant ihre Lippen mit seinen berührte. Die Welt drehte sich unter seinen Füßen. Der erdige Geruch der Felder und der süße Duft der Pfirsichblüten war verschwunden. Hier, in diesem vollkommenen Kuss, in dem ersten Augenblick seines Lebens, in dem er keine Angst und keine Scham verspürte, roch die ganze Welt nach Rauch, Schweiß und Blut.
    Und so erfuhr Bant Bitterholz, dass Hass die Welt verändern konnte.
    Und so kam es, dass Bant Bitterholz Gott fand.

Kapitel Eins
Blitz
    1099 D. Z., im 68sten Jahr der Herrschaft von Albekizan
     
    D as
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