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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
Autoren: James Maxey
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oder überstürzt. Ich bin ein Diener des Herrn. Es wäre höchst unklug von euch, sich mir zu widersetzen.
In Seinem Zorn hat der Herr ganze Völker vernichtet. Er wird nicht zulassen, dass mir auch nur ein einziges Haar gekrümmt wird.«
    Jomaths Gesicht verzog sich vor Zorn. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Aber Bant kannte seinen Bruder gut, und so sah er in seinen Augen etwas, das anderen möglicherweise entging. Es war Furcht. Sie befand sich auf den Gesichtern aller anwesender Männer. Furcht vor der Blasphemie, die sie bezeugt hatten, ja, und zweifellos auch Furcht vor dem bevorstehenden Zorn der Göttin. Aber noch deutlicher sah Bant ihre Furcht vor diesem riesenhaften Mann, diesem Teufel, der mit einer funkelnden Axt in der Hand vor den wütenden Flammen stand.
    Jomath sah sich zu den anderen Männern um. »Wer ist auf meiner Seite? Wer wird mit mir diese Schändlichkeit rächen?«
    Die Männer blickten schweigend zu Boden.
    »Feiglinge«, fluchte Jomath. Er drehte sich zu dem Fremden um. »Möge die Göttin mir die Kraft der Stürme und den Zorn der Blitze verleihen!«
    Vor Wut brüllend rannte er die Stufen empor, trieb dem Fremden seine Schulter mit einer Wildheit in den Bauch, dass Bant zusammenzuckte.
    Der Fremde ging nicht in die Knie. Jomath prallte von der Wucht des Zusammenstoßes zurück und stolperte über die Stufen. Der Fremde hob die Axt. Dann erklang ein Ruf in der Menge, und der Eisenhammer eines Schmieds flog durch die Luft, blitzte im Licht auf. Das schwere Geschoss traf den Fremden mitten im Gesicht und schleuderte ihn zurück. Namon, der Schmied, der die Waffe mit
seinem starken Arm geworfen hatte, stürmte jetzt die Stufen hoch. Bevor er den Mann jedoch erreichte, war der Jäger Faltan vom Rand des brennenden Tempels herbeigerannt und warf sich gegen die Kniegelenke des Fremden. Der Fremde taumelte vornüber, was Jomath die Möglichkeit gab, seinen Gürtel zu packen und daran zu ziehen, bis alle drei Männer und der Fremde stolperten. Bant hatte Schwierigkeiten zu erkennen, wem in diesem verfluchten Haufen aus Fleisch und schwarzem Stoff welche Gliedmaßen gehörten.
    Die übrigen Männer des Dorfes stürzten sich nun mit einem Schrei, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ, ebenfalls in das Gewühl und ertränkten den Fremden unter einer Woge von Menschen.
    Bant machte keine Anstalten, sich zu ihnen zu gesellen. Er konnte es nicht; er stand da, hielt Recanna in seinen Armen. Da war eine unaussprechliche Sehnsucht in seinem Herzen. Er wollte, dass der Fremde lebte. Er wollte, dass der Fremde Jomath tötete. Sollte der Tempel brennen, sollte die Göttin ihren Zorn in Gestalt eines Sturmes herabschicken, in Gestalt von Wasserfluten, von Heuschrecken- und Fliegenplagen. Bant hatte keine Angst davor. Alles, was er wollte, war, dass Jomath starb, um den Hass zu befriedigen, den er noch wenige Momente zuvor verspürt hatte.
    Der Ochsenhund am Rand des Platzes bellte und preschte vor, zog den Wagen wie ein Spielzeug hinter sich her. Die Zähne des Tieres gruben sich einem der Männer auf dem Boden in die Schulter, und er schrie auf, als seine Knochen brachen. Der Schrei erstarb, als der Ochsenhund den gewaltigen Kopf schüttelte und den Körper des Mannes
durch die Luft schleuderte. Der Mann landete vor Bant und Recanna und verspritzte sein Blut über sie. Bant erkannte ihn; es war Delan, sein Onkel, der Mann, der Bant in der Kunst des Bogenschießens unterrichtet hatte. Bant begriff, dass in dieser Nacht nicht nur sein Bruder sterben würde.
    So sei es also, dachte er.
    Recanna schrie; sie versuchte von ihm wegzukommen, versuchte wegzulaufen. Bant packte ihren Arm fester, ohne auf ihre Schreie zu achten. Er konnte unmöglich zulassen, dass er von ihr getrennt wurde, aber er wagte auch nicht, sich von dem Schlachtfeld abzuwenden.
    Der Ochsenhund schleuderte die Männer wie Stoffpuppen durch die Luft, während der Fremde mit den strahlenden Augen sich wieder auf die Beine kämpfte. Sein Umhang war jetzt durchnässt vom Blut. Seine Axt hob und senkte sich, schlitzte und hackte. Gliedmaßen wurden abgetrennt, Schädel gespalten, Männer starben mit jedem Schlag, den er austeilte. Der Hund zerriss die Männer. Die wenigen, deren Gliedmaßen noch heil waren, gerieten auf den blutverschmierten Pflastersteinen ins Rutschen, ehe sie in die Nacht davonflohen.
    Der Fremde verfolgte sie nicht. Er stand mitten in dem Berg von Leichen und strich seinen Umhang glatt. Er zog den Hut tiefer
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